[nextpage title=”Wie es zum Spinner-Rücktritt kam”]
An Aschermittwoch war es tatsächlich vorbei: Werner Spinner ist als Präsident des 1. FC Köln zurückgetreten. Der langjährige Vereinsboss schmiss vorzeitig hin, nachdem er sich mit Sportchef Armin Veh überworfen hatte. Eine neuerliche Amtszeit hätte er ohnehin nicht angestrebt. Doch jetzt könnte das eintreten, was der 70-Jährige eigentlich unter allen Umständen hatte verhindern wollen.
Köln – Von April 2012 bis März 2019, also fast genau sieben Jahre, war Werner Spinner der neunte Präsident in der Geschichte des 1. FC Köln. Mit ihm stieg der FC aus der Zweiten Liga auf, mit ihm durften die Kölner Fans erstmals seit 25 Jahren wieder die europäische Bühne betreten, mit ihm ging es schließlich aber auch wieder zurück in Liga zwei. Den erneuten Aufstieg wollte Spinner unbedingt noch schaffen. Doch noch vor Ende der Saison musste er nun sein Amt abgeben.
1. Wie lief der Spinner-Rücktritt ab?
Im Laufe des Mittwochs wurde klar, dass der Gemeinsame Ausschuss tatsächlich noch tagen würde. Am 65. Geburtstag von Toni Schumacher und einen Tag nach dem zunächst geplatzten Gipfel zwischen Vorstand und Geschäftsführung rätselte man jedoch lange, wo das Gremium sich treffen würde. Schließlich sickerte durch, dass die FC-Führung auf Einladung von Aufsichtsratschef Lionel Souque in der Rewe-Zentrale in Braunsfeld zusammengekommen war. Zunächst ohne die Geschäftsführung, später – aber dann bereits ohne Werner Spinner – mit Armin Veh und Alexander Wehrle. Spinner hatte zu diesem Zeitpunkt bereits die anwesenden Souque, Schumacher, Ritterbach, Kley, Müller-Römer und Wettich über seine Entscheidung in Kenntnis gesetzt.
Und die lautete: Spinner würde sein Amt vorzeitig niederlegen, im Herbst auf eine weitere Amtszeit verzichten und das Feld den verbliebenen Gremiumsmitgliedern überlassen. Und damit auch dem Mitgliederrat, mit dem er sich in den letzten Jahren harte Kämpfe geliefert hatte. Doch nun tritt ein, weshalb Spinner nach seiner Herz-OP im Frühjahr 2018 einen Rücktritt noch ausgeschlossen hatte: Der Mitgliederrat wird kommissarisch den verwaisten Vorstandsposten aus den eigenen Reihen besetzen.
2. Was sieht jetzt die Satzung vor?
Ein Blick in die Satzung zeigt, was nach Spinners Rücktritt nun folgt. In Paragraph 20.4 heißt es: “Scheidet ein Vorstandsmitglied vor Ablauf seiner Amtszeit aus, so soll auf der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung für die restliche Amtszeit ein Nachfolger gewählt werden. Bis dahin wird ein vom Mitgliederrat gewähltes Mitglied des Mitgliederrats in den Vorstand entsandt. Das Amt des entsandten Mitglieds im Mitgliederrat ruht während dieser Zeit.”
Konkret bedeutet das: Stefan Müller-Römer und Carsten Wettich werden nun im Mitgliederrat besprechen, welches Gremiumsmitglied für die kommenden sechs Monate bis zur nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung in den Vorstand geschickt werden wird. Entscheidend ist: Dieser kommissarische Vorstand wird nicht die Rolle des Präsidenten einnehmen. Ein Präsident wird erst wieder im Herbst gewählt, bis dahin bleibt diese Position verwaist. Alle drei künftigen Vorstandsmitglieder (Ritterbach, Schumacher und der zu ernennende Spinner-Ersatz) werden gleichberechtigt im Präsidium sitzen und so die Amtsgeschäfte verwalten, bis im September neu gewählt werden wird.
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3. Wer wird kommissarischer Vorstand?
Werner Spinner wollte in den letzten Monaten unter allen Umständen verhindern, dass Stefan Müller-Römer oder Carsten Wettich an seiner statt in den Vorstand aufrücken. Ob die beiden Mitgliederrats-Vorsitzenden dem scheidenden Präsidenten diesen Gefallen tun werden? Es scheint zumindest möglich, denn man will nun offenbar versuchen, Einigkeit zu demonstrieren und die Spannungen der letzten Wochen aus der Führungsspitze zu lassen. Dies wäre aber nur gegeben, wenn der Kandidat des Mitgliederrates mit Schumacher und Ritterbach zusammenarbeiten könnte und würde. Walther Boecker gilt neben Christian Hoheisel als möglicher Kandidat.
Ein pikantes Detail: Weil das kommissarische Vorstandsmitglied qua Satzung seine Amtsgeschäfte im Mitgliederrat ruhen lassen müsste, werden Müller-Römer und Wettich wohl auf eine eigene Nominierung verzichten. Denn andernfalls dürften sie sich zumindest offiziell nicht mehr an dem Auswahlverfahren beteiligen, mit dem ein neues Präsidium gefunden werden soll, das im Herbst zur Wahl gestellt werden soll.
4. Gibt es vorgezogene Vorstandswahlen?
Vorgezogene Vorstandswahlen wären nur dann möglich, wenn entweder der Vorstand oder der Mitgliederrat eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen würden. Dies erscheint nach jetzigem Stand aber eher unwahrscheinlich, da der Auswahlprozess für ein neues Präsidium im Mitgliederrat ebenso noch nicht in Gänze abgeschlossen ist wie die Überlegungen von Schumacher und Ritterbach, zusammen mit einem Nachfolger für Werner Spinner in Eigenregie noch einmal anzutreten. Daher dürften beide Gremien nicht an einer vorgezogenen Vorstandswahl Interesse haben, zumal der Verein trotz des Spinner-Rückzugs handlungsfähig bleibt und nur noch ein halbes Jahr bis zur ordentlichen Mitgliederversammlung zu überbrücken ist.
5. Was bedeutet der Spinner-Rücktritt für die laufende Saison?
Zunächst einmal nichts, da der sportliche Bereich der Profi-Abteilung, ausgegliedert in die 1. FC Köln GmbH & Co. KGaA, davon unberührt geblieben ist. Tatsächlich konnten sich die Spieler in den letzten zwei Tagen relativ unbeobachtet auf das Heimspiel am Samstag gegen Arminia Bielefeld vorbereiten und dürften auch in den zwei verbliebenen Trainingstagen in Ruhe arbeiten können. Sportchef Armin Veh wurde zwar vom Gemeinsamen Ausschuss kritisiert und angezählt. Einen weiteren öffentlichen Ausfall in Richtung eines Vereinsgremiums wird sich der 58-Jährige nicht erlauben dürfen. Doch zunächst hat Veh bekommen, was er wollte: eine Veränderung.
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