Werner Spinner tritt also vorzeitig als Präsident des 1. FC Köln ab. Ein halbes Jahr, ehe er sowieso gegangen wäre. Doch statt eines respektvollen Abschieds wurde der 70-Jährige vorzeitig durch die Hintertür hinaus komplimentiert. Dazu hätte es in dieser Form niemals kommen dürfen. Doch die Trennung passt zum Gesamtzustand des 1. FC Köln.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Am Ende blieb eine knappe Meldung auf der Vereinswebsite. Die Nachricht wurde nicht einmal als offizielle Pressemitteilung verschickt. Eine Würdigung der mehrheitlich erfolgreichen sieben Jahre im Amt erfolgte lediglich in einem einzigen, dazu noch recht emotionslosen Satz. Die “großen Verdienste” wurden nicht im Detail ausgeführt, nicht einmal die Länge der Amtszeit wurde genannt.
Entweder, die Pressemitteilung war ein weiterer, letzter Hinweis auf das zerrüttete Verhältnis zwischen Spinner und der restlichen Führungsetage, oder sie passte einfach nur ins Gesamtbild, das der 1. FC Köln in den Tagen und Stunden abgab. Oder beides. Sicher ist nur: Die letzten Tage haben dem Effzeh geschadet und Werner Spinner am Ende einer Ära aus dem Amt gejagt, obwohl dieser im Herbst sowieso abgetreten wäre. Dem 70-Jährigen ist zu wünschen, dass ihm auf der Mitgliederversammlung im September nachträglich noch ein stilvollerer Abgang beschert werden wird.
Schließlich war seine Präsidentschaft geprägt von großen Sorgen zu Beginn und von großem Erfolg auf dem Höhepunkt seiner Amtszeit. Das Erreichen der Europa League wird auch immer mit seinem Namen verbunden bleiben, allen Konflikten und Fehlern zum Trotz, die anschließend folgten. Freilich hat auch Spinner selbst maßgeblich dazu beigetragen, dass es in den letzten zwei Jahren so kam, wie es kam. Die Erfolge des Vereins hatten auch ihm die Sinne vernebelt, hatten auch ihn schließlich von einem Fehler in den nächsten getrieben – und zu einem fast schon tragischen Ende: Denn nach dem Vertrauensbruch zwischen Jörg Schmadtke und Peter Stöger hatte der Präsident in der Folge offenbar hinter jeder Ecke am Geißbockheim weitere Vertrauensbrüche und Verschwörungen gewittert. Und so beging er schließlich selbst einen Bruch zu viel – mit Sportchef Armin Veh.
Ohne Kompromisse gibt es keine stilvollen Trennungen
Dass dieser sich am Sonntag Spinner öffentlich herausforderte, ohne dabei weder sich selbst noch dem Präsidenten ein Hintertürchen für einen Kompromiss offen zu lassen, passt zum Gesamtbild. Denn auch dazu hätte es niemals kommen dürfen. Diese Unversöhnlichkeit, mit der sich Veh und Spinner schließlich begegneten, passte zu den letzten Jahren, in denen der Effzeh keine einzige Trennung von verdienten Persönlichkeiten stilvoll hinbekommen hatte. Immer wieder standen dem Klub und den Verantwortlichen die eigenen Eitelkeiten im Wege, über die niemand wirklich zu springen bereit gewesen war. Statt Wogen zu glätten, wurden Konflikte weiter verschärft. Der 1. FC Köln wird irgendwann einmal daraus lernen müssen. Denn auch diese Verhaltensweisen haben in den letzten 20 Jahren zu sechs Abstiegen geführt.
Nach sieben Jahren von 2012 bis 2019 ist die Präsidentschaft von Werner Spinner nun also beendet. Ein streitbarer Charakter mit Ecken und Kanten, die zu Beginn nötig waren, um den Klub wieder auf Kurs zu bringen, an denen sich im Verlauf der Amtszeit aber auch immer häufiger Menschen schnitten und aufgerieben wurden. Dennoch würde es den 1. FC Köln im Jahr 2019 nicht geben, wäre Spinner nicht bereit gewesen, das sinkende Schiff zu übernehmen und mitzuhelfen, es vor dem Untergang zu bewahren. Alleine dafür gebührt ihm Dank. Und dafür, dass er so oder so im Herbst den Weg für eine neue Richtung frei gemacht hätte. Denn diese Neuausrichtung braucht der FC dringend. Das haben nicht zuletzt die zurückliegenden Tage gezeigt.
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