[nextpage title=”Wie ein souveräner Tabellenführer”]
Markus Anfang hatte am vergangenen Freitag erklärt, der 1. FC Köln könne in den nächsten Wochen “sehr, sehr viel gewinnen”. Da wusste er noch nicht, dass die Konkurrenz am Wochenende erneut patzen würde. Nun liegen seine Geissböcke in der Tabelle deutlich vorn – und spielen endlich auch so, wie es sich für einen Tabellenführer gehört.
Köln – Markus Anfang hatte zwischenzeitlich in dieser Saison das Gefühl, er müsste sich für die Tabellenführung oder Rang zwei in der Tabelle entschuldigen. Das lag an den teils unerklärlichen Einbrüchen seiner Mannschaft in der Hinrunde und zu Beginn der Rückrunde. Doch der FC hat sich nun offenbar gefangen. Auch von der verlängerten Länderspielpause ließ sich das Team nicht aus dem Konzept bringen. Im Gegenteil.
Das war gut
Armin Veh zog sich nach dem Spiel gegen Kiel schnell zurück. Im kicker jedoch erklärte er nach dem 4:0 gegen Kiel, dass der FC nun endlich da wäre, wo ihn der Sportchef gerne schon früher gesehen hätte. “Wir haben einen großen Schritt gemacht. Wir spielen jetzt auch der Tabellenposition entsprechend”, sagte Veh. “Das gilt für Sonntag, das galt aber auch schon für Bielefeld. Wir bringen unsere PS jetzt auf die Straße. Das ist der Unterschied zum Rückrundenstart.”
Veh fasste damit zusammen, was die 50.000 Zuschauer in Müngersdorf am Sonntag beobachten konnten. Der FC trat wie schon gegen Bielefeld auf wie das Top-Team, das es auch ist. Der mittlerweile souveräne Tabellenführer spielt auch souverän, mit nun vier Siegen in Folge im Gepäck, mit breiter Brust und deutlich mehr Konzentration über die vollen 90 Minuten als in den Vormonaten. Die eigentlich formstarken Kieler fanden zu keiner Zeit Zugriff auf den FC und konnten sich bedanken, dass es am Ende nur 0:4 ausging.
Die Schlüssel zum Erfolg hießen hohes Anlaufen, frühes Stören und schnelles Umschalten nach Ballgewinnen. Immer wieder, ob in der eigenen Hälfte oder schon 30 Meter vor dem gegnerischen Tor, machte der FC Druck auf die ballführenden Spieler. Von Terodde bis Meré arbeiteten die Kölner energisch gegen den Ball, selbst Mitte der zweiten Hälfte fand man Cordoba noch am eigenen Sechzehner einen Kieler den Ball abjagen und den nächsten Konter einleiten. Anfangs Matchplan gegen seinen Ex-Klub ging diesmal perfekt auf. Und so scheint der FC kaum mehr vom Aufstieg abzuhalten.
[nextpage title=”Es könnte noch deutlicher ausfallen”]
Das war schlecht
Selbst eines der schwächeren Elemente aus dem Spiel am Sonntag resultierte aus den Kölner Stärken: die trotz vier erzielten Toren schwache Chancenverwertung. Cordoba scheiterte zweimal völlig frei vor Kronholm. Terodde traf den Pfosten, ließ sich einmal aus zehn Metern noch in letzter Sekunde abblocken und verschoss den Elfmeter. Höger stocherte einen Freistoß aus vier Metern vorbei. Und auch Clemens ließ eine Großchance vor Kronholm liegen. Alleine diese Chancen hätten zu mehreren Toren führen müssen – jedoch hatte Köln diese teils herausragend eingeleitet und vorbereitet.
Dass der FC in der zweiten Halbzeit nach dem 3:0 in den Verwaltungsmodus schaltete, kritisierte hinterher auch der FC-Coach. Anfang hätte es lieber gesehen, wenn seine Spieler weiter berauschenden Offensivfußball geboten hätten. Allerdings verhalf er der Mannschaft mit dem Wechsel Schaub für Terodde nach gut einer Stunde nicht gerade zu noch mehr Offensivschwung. Modeste kam erst spät in die Partie und muss weiter um jede Einsatzminute kämpfen. Doch auch Schaub braucht, das sah man gegen Kiel, noch Spielpraxis. Ein Luxus-Problem, das dem gerade offensiv stark besetzten Kader geschuldet ist. Defensiv dagegen waren die Nicht-Nominierungen (Bader, Horn, Schmitz, Sörensen) deutliche Hinweise auf mögliche Kaderveränderungen im Sommer.
Das galt auch für eine Schwäche, die der FC bei aller Dominanz trotzdem zeigte. Drei, vier Mal bekam man zu sehen, dass der FC doch verwundbar ist: Wenn die Kölner Verteidiger in Laufduelle müssen. Meré sah mehrfach nicht gut aus, auch Czichos musste sich früh zweier Fouls bedienen, und wäre Benes nicht an einer Okugawa-Flanke vorbeigerutscht, als Kiel plötzlich mit einer 3:1-Überzahl auf Horn und Höger zugelaufen kamen, wäre das Spiel beim Stand von 2:0 für den FC noch einmal spannend geworden. Das Tempodefizit im Kölner Defensivverbund ließ sich gegen Holstein zwar meist kaschieren – mit Blick auf die Bundesliga dürfte aber auch Sportchef Veh einmal mehr gesehen haben, in welchem Bereich der FC wird nachbessern müssen.
So geht es weiter
Bis zum Aufstieg in die Bundesliga sind allerdings noch acht Spiele zu spielen, davon fünf auswärts. In Heidenheim steht die nächste unbequeme Hürde an. Danach muss der FC nach Duisburg zum Nachholspiel. Nach vier Siegen gehen die Geissböcke mit viel Selbstvertrauen in die Partien. Fünf Siege in Folge gelangen der Anfang-Elf bereits im vergangenen Herbst. Der fünfte soll nun auch dieses Mal folgen, am liebsten mit dem vergoldeten halben Dutzend beim MSV. Dann stünde Köln bereits nach 28 Spielen bei 60 Zählern und könnte entspannt und selbstsicher in das Topspiel gegen den Hamburger SV gehen.
Dann würde Markus Anfang Recht behalten. Der FC kann in der Tat “sehr, sehr viel gewinnen” in den kommenden Wochen. Wenn die Geissböcke das Niveau der letzten beiden Spiele beibehalten, dürfte ihnen das auch gelingen.
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