[nextpage title=”Fünf Lehren aus dem Trainingslager”]
Der 1. FC Köln reist am Montag aus dem Trainingslager in Kitzbühel zurück nach Köln. Für die Geissböcke geht damit die zweite Phase der Vorbereitung zu Ende. Zwei Wochen vor dem ersten Pflichtspiel läuft noch nicht alles rund. Doch das Fazit nach vier Wochen fällt positiv aus – trotz der 1:3-Niederlage am Sonntag gegen den FC Villarreal.
Aus Kitzbühel berichtet Marc L. Merten
Der strömende Regen am Sonntagabend in Kufstein passte ins Bild. Dichte Wolken hingen über den Alpen und entluden sich nahezu unablässig über den FC-Spielern. Gerne hätten die Geissböcke auch den letzten Tag des Trainingslagers am Sonntag in strahlendem Sonnenschein verbracht. Doch das Wetter passte zum Spiel. Das 1:3 gegen Villarreal war ein Dämpfer nach einer ansonsten überaus positiven Woche in Kitzbühel. Der GEISSBLOG.KOELN fasst fünf Lehren zum aktuellen Stand der Vorbereitung zusammen.
1. Ein Dämpfer zur rechten Zeit
Beim 1. FC Köln lief es gut. Mancher meinte schon: zu gut. Das 1:3 gegen den spanischen Erstligisten kam daher als der häufig zitierte “Dämpfer zur rechten Zeit” daher. “Mit dem Spiel war ich im Prinzip zufrieden”, sagte Achim Beierlorzer nach der Partie. “Das war der beste Gegner, gegen den wir bis dato gespielt haben. Wir hätten uns noch einmal mehr Selbstvertrauen holen können. Aber mehr ärgert mich, dass Marcel Risse raus musste.” Neben Risses Verletzung – der Spieler reiste am Montagvormittag vorzeitig nach Köln zur MRT-Untersuchung – und jener von Ismail Jakobs kam der FC ohne Probleme durch die Woche in Kitzbühel. Das 3:1 gegen Bologna gab Selbstvertrauen, das 1:3 gegen Villarreal war die Warnung, dass die Geissböcke noch eine Menge Arbeit vor sich haben.
“Wir sind wieder einen Schritt weiter. Wir haben einen guten Spirit. Aber es ist immer noch die Vorbereitung”, sagte deshalb auch Sportchef Armin Veh, von Natur aus vorsichtig und eher skeptisch. “Wir haben noch keine Pflichtspiele gespielt.” Diese stehen in zwei Wochen in Wiesbaden und in drei Wochen in Wolfsburg an. Genügend Zeit, um die richtigen Lehren aus den guten wie auch weniger guten Momenten der beiden Testspiele zu ziehen? “Wir wollten diese Spiele, denn sie liefern uns viele Anhaltspunkte, wo wir noch ansetzen können”, sagte Beierlorzer. Ab Mittwochnachmittag, nach einem trainingsfreien Dienstag, geht die Arbeit am Geißbockheim weiter.
2. Mit Skhiri im Zentrum wird es spannend
Dann wird Ellyes Skhiri zwar wohl noch nicht mittrainieren, sondern weiter urlauben, jedoch wird der Tunesier dann schon Kölner sein. Am Montag soll es endlich soweit sein. Dann wird der 24-Jährige zusammen mit Birger Verstraete, Marco Höger und Vincent Koziello um die zwei Plätze in der Mittelfeld-Zentrale kämpfen. Auch Dominick Drexler und Florian Kainz spielten dort gegen Bologna und Villarreal, ihre Positionen sind aber eigentlich auf den Außenbahnen.
Im Zentrum wird es durch Skhiri spannend. Höger, der Routinier, will trotz läuferischer Defizite seinen Platz nicht kampflos preisgeben. Verstraete wirkte bislang leichtfüßig und ballsicher, mit einer guten Übersicht. Koziello ist das Federgewicht der ohnehin schon körperlich leichten Mittelfeldfraktion. Einen echten Brecher gibt es nicht. Ob dies noch zum Problem werden könnte gegen körperlich starke Gegner, wird erst die Bundesliga-Saison zeigen. Armin Veh glaubt aber, in dieser Konstellation die ideale Mischung für die Geissböcke gefunden zu haben. Wer am Ende tatsächlich wie viel Spielzeit bekommen wird, ist aktuell noch völlig offen. “Mir ist es lieber, wir haben Konkurrenz, als dass wir auf der Bank keine Optionen haben”, sagte Veh. “So kann man auch mit Wechseln ein Spiel entscheiden.”
3. Hinten darf personell nichts passieren
Während Achim Beierlorzer im Mittelfeld die Qual der Wahl haben wird, dürfte ihm gegen Villarreal aufgegangen sein, dass dies auf die Viererkette nicht zutrifft. In Hälfte eins ließ er Ehizibue, Meré, Czichos und Hector spielen. Das Quartett ließ kaum eine Chance der Spanier zu. Nach der Pause verteidigten größtenteils Schmitz, Sobiech, Sörensen sowie Bader und hatten deutlich mehr Probleme gegen die allerdings auch besser nach vorne spielenden “Kanarienvögel”. Insbesondere Sobiech patzte mehrfach, während Sörensen deutlich solider agierte als in den vergangenen Monaten. Ob sich der Däne doch noch mal fängt?
“Mit welcher Präsenz Jorge Meré das nach seinem Urlaub schon angenommen hat und aggressiv nach vorne verteidigt hat, gefällt mir sehr gut”, lobte Beierlorzer hinterher. “Auf der anderen Seite müssen wir natürlich über individuelles Verhalten sprechen”, sagte der FC-Coach und meinte damit nicht nur, wie die Gegentore zustande gekommen waren. Armin Veh dürfte von draußen noch einmal gesehen haben, warum der gesuchte Innenverteidiger noch wichtig werden könnte. Darüber hinaus bekam die sportliche Leitung vor Augen geführt: Personell darf sich in der Viererkette aktuell kein Leistungsträger verletzen. Das Leistungsgefälle ist in diesem Mannschaftsteil am höchsten.
[nextpage title=”Die Offensive und der zu große Kader”]
4. In der Offensive fehlen noch Nuancen
Für die Offensive gilt dies bekanntlich nicht, und das nicht nur wegen des Sturm-Trios Cordoba, Modeste und Terodde. Über die Flügel (links Kainz, Drexler und Churlinov, rechts Schindler, Risse und Schaub) verfügen die Geissböcke über ebenso viele wie interessante Optionen. Alle sechs Spieler bringen unterschiedliche Qualitäten mit, die sie gegen Bologna und Villarreal auch zeigten oder zumindest andeuteten. Allerdings wurde insbesondere gegen die Spanier klar, dass längst nicht alle Abläufe passen.
“Wir haben das nicht so schlecht gemacht. Wir hätten aber geduldiger sein müssen und waren nicht effektiv genug”, resümierte Beierlorzer. Sein Team setzte Villarreal immer wieder erfolgreich unter Druck und eroberte so den Ball in der gegnerischen Hälfte, machte dann aber zu wenig aus den sich bietenden Möglichkeiten. “Wir haben gesehen, dass wir auch gegen einen solchen Top-Gegner vorne Chancen bekommen können, wenn wir vorne drauf gehen. Dafür müssen wir die Gegner aber bestrafen. Da wünsche ich mir mehr Ruhe und Effektivität.” Genauso wie besser abgestimmte Laufwege und eine größere Durchschlagskraft bei Standards, die der FC zwar in Kitzbühel intensiv trainierte, aber noch nicht verinnerlicht hat.
5. Der Kader nimmt Kontur an – ist aber zu groß
Gegen Bologna und Villarreal gab es zwei Leidtragende des 24 Feldspieler umfassenden Kaders, aus dem bereits Jannes Horn und Nikolas Nartey aussortiert worden waren und in dem die verletzten Noah Katterbach und Ismail Jakobs fehlten. Nur 20 Feldspielern konnten in den beiden Testspielen eingesetzt werden. Salih Özcan und Niklas Hauptmann mussten beide Partien über die vollen 90 Minuten von draußen anschauen. Eine bittere Pille, die die beiden jungen Mittelfeldspieler zu schlucken hatten, aber etwas, das Achim Beierlorzer mit dem Duo abgestimmt hatte. “Mir tut das persönlich für sie leid, aber die Spielpraxis müssen sie jetzt anderweitig kriegen.”
Ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Trainer nicht mit Özcan und Hauptmann plant. Auch Armin Veh äußerte sich entsprechend. “Der Kader ist zu groß”, sagte der Sportchef am Sonntag. “Jetzt geht es darum, sich mehr auf die Spieler zu konzentrieren, die gegen Wiesbaden in der Startelf stehen könnten.” Veh betonte, dass es gerade einem Spieler wie Özcan gut tun könnte, “auch mal aus Köln rauszukommen und was anderes zu erleben”. Eine Trennung wird erwartet, allerdings verdient der 21-Jährige beim FC rund 1,2 Millionen Euro und müsste bei einem Wechsel wohl finanzielle Abstriche machen. Hauptmann ist derweil auch künftig beim FC gerne gesehen, “aber wenn Niklas keine großen Chancen auf Einsätze hat, kann es sein, dass wir ihm versuchen werden Spielpraxis zu verschaffen”, sagte Veh. Ein Leihgeschäft ist wahrscheinlich.
Der Prozess der Kaderumgestaltung ist also längst nicht abgeschlossen. Skhiri und ein neuer Innenverteidiger werden noch kommen. Neben Jannes Horn und Frederik Sörensen können Özcan (alle drei dauerhaft) und Hauptmann sowie Nikolas Nartey und Matthias Bader (alle drei auf Leihbasis) gehen. Noch ist viel Zeit bis zum 2. September, wenn der Transfermarkt in Deutschland seine Pforten schließt. Noch viel Zeit, aber auch noch viel Arbeit.
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