Am heutigen Mittwoch wählt die Deutsche Fußball Liga in Berlin ihr neues Präsidium. Im Vorfeld waren die Wahlen zu einem Politikum um die Macht im deutschen Fußball geworden. Alexander Wehrle vom 1. FC Köln will sich unbenommen davon wählen lassen. Der Geschäftsführer der Geissböcke hält an seiner Kandidatur fest, wie er dem GEISSBLOG.KOELN bestätigte. Derweil zog sich Hans-Joachim Watzke vom nächsten FC-Gegner Borussia Dortmund offenbar zurück.
Köln/Berlin – Am Mittwoch stehen die Wahlen des neuen Präsidiums und des Aufsichtsrat bei der DFL auf der Agenda. Ein nicht ganz einfaches Prozedere, da aus mehreren Ebenen mehrere Kandidaten gewählt werden. Neben dem Vorsitzenden Christian Seifert ist lediglich sicher, dass der künftige erste Stellvertretende Sprecher des DFL-Präsidium Peter Peters vom FC Schalke 04 heißen wird. Der Seifert-Vertraute tritt ohne Gegenkandidat zur Wahl an.
Dahinter müssen die Delegierten der Generalversammlung mehrere Wahlentscheidungen treffen. Um den zweiten Stellvertreter-Posten bewerben sich Klaus Filbry vom SV Werder Bremen und Oliver Leki vom SC Freiburg. Um die Position des dritten Stellvertreters streiten sich Bernd Hoffmann vom HSV und Steffen Schneekloth von Holstein Kiel. So weit die Positionen der Stellvertretenden Sprecher.
Mehr Macht für die Großen oder für die Kleinen?
Darüber hinaus jedoch begann in den letzten Wochen die Diskussion um die Präsidiumsmitglieder aus der Bundesliga und der Zweiten Liga. Jeweils zwei Vereinsvertreter sollen gewählt werden. Für die Erstligisten wollten ursprünglich fünf Kandidaten antreten: Jan-Christian Dreesen (FC Bayern München), Oliver Leki (SC Freiburg), Michael Meeske (VfL Wolfsburg), Hans-Joachim Watzke (Borussia Dortmund) und Alexander Wehrle (1. FC Köln). Nach einem Bericht der BILD soll Watzke aber kurz vor der Tagung in Berlin seine Kandidatur zurückgezogen haben.
Angeblich will Watzke nicht im DFL-Präsidium sitzen, weil er sich über das “Team Mittelstand”, dem sich neben Hertha BSC, VfB Stuttgart, HSV, Eintracht Frankfurt und Werder Bremen auch der 1. FC Köln angehörig fühlt, geärgert hat. Der Streit zeigt, worum es am Mittwoch bei der DFL wirklich gehen wird: um die Machtverteilung mit Blick auf die künftige Ausschüttung der TV-Millionen ab 2021, um eine neue DFB-Struktur als Reaktion auf die Pläne einer Super League und um einen neuen Grundlagenvertrag ab 2023. Brisante Themen, die keineswegs bürokratischer Natur sind, sondern die Richtung vorgeben werden, in die sich die Bundesliga in den kommenden Jahren entwickeln wird.
Alexander Wehrle will genau deswegen bis 2022 Teil des DFL-Präsidiums sein. Dies bekräftigte der FC-Finanzboss am Dienstag noch einmal beim GEISSBLOG.KOELN. Wehrle weiß, um was es in den kommenden Monaten und Jahren vor allem gehen wird: um die Frage, ob die Liga mit dafür verantwortlich sein kann, ob die Top-Teams wie der FC Bayern oder Borussia Dortmund im internationalen Vergleich gegen die Besten Europa wieder mithalten kann – und dafür noch mehr Geld von der Liga erhält. Oder ob der nationale Vergleich über allem anderen stehen muss und somit der Tabellen-18. im Vergleich zum Meister noch eine realistische Chance behalten soll, gegen die Top-Teams mithalten zu können.
Überhaupt keine Gegenkandidaten für Wehrle?
Diesbezüglich hatte sich Jan Lehmann, Vorstand des 1. FSV Mainz 05, kürzlich erst in einem Interview mit der FAZ geäußert: “Wir und alle anderen Bundesliga-Klubs tragen durch den Wettbewerb in der Liga dazu bei, dass die besten Klubs im Europapokal überhaupt konkurrenzfähig sind. Wenn man das nicht mitbedenkt, dann finde ich das kurzsichtig”, hatte Lehmann beklagt. “Die Schere geht bereits extrem weit auseinander. Die Gefahr ist, dass sich wenige Klubs ein selbsterhaltendes System schaffen.” Das soll in Berlin mit der Wahl des nächsten Präsidiums verhindert werden. Dass Watzke nicht Teil dieses Gremiums sein will, dürfte ein Hinweis darauf sein, welchen Weg der BVB-Boss am liebsten mit der Bundesliga einschlagen würde.
Neben Watzke zogen dem Vernehmen nach aber auch zwei andere Kandidaten aus der Bundesliga-Liga ihre Nominierung zurück: Leki und Meeske. Sollte sich dies bewahrheiten, würde FC-Geschäftsführer Wehrle am Mittwoch nur noch gemeinsam mit Bayerns Finanzchef Dreesen kandidieren – und auch gewählt werden, weil zwei Kandidaten aus diesem Pool in den Vorstand aufrücken werden. Wehrle würde dann bis 2022 dem DFL-Präsidium angehören.
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