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Ein Jahr im Amt: Stehen Gisdol und Heldt wieder am Anfang?

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Markus Gisdol und Horst Heldt auf ihrer Antritts-Pressekonferenz im November 2019. (Foto: Bopp)

Am 18. November 2019 wurden Markus Gisdol und Horst Heldt als sportliches Führungsduo beim 1. FC Köln vorgestellt. Ein Jahr später stehen der Cheftrainer und der Sportchef wieder am Anfang ihrer Arbeit. Zumindest scheint dies nach sieben Spieltagen so. Wieder einmal muss der FC eine Krise bewältigen. Gehen die Verantwortlichen dieses Mal einen anderen Weg?

Köln – Drei Punkte aus sieben Spielen – das ist die zweitschwächste Bilanz für einen Kölner Start in eine Bundesliga-Saison der letzten 20 Jahre. Nur einmal startete der FC schlechter: vor drei Jahren unter Peter Stöger mit einem Punkt aus sieben Spielen. Allerdings war es auch Stöger gewesen, der nur ein Jahr zuvor nach sieben Spieltagen den FC mit 15 Punkten und nur zwei Zählern Rückstand auf den FC Bayern auf Platz zwei (!) geführt hatte. Der Rest der Geschichte ist bekannt.

Die Hälfte der FC-Trainer erlebt ein Saisonende nicht

Im Schnitt verliefen die FC-Saisonstarts durchwachsen. Nur dreimal in den insgesamt 14 Bundesliga-Spielzeiten zwischen 2000 und 2020 lagen die Geißböcke nach sieben Spieltagen auf einem einstelligen Tabellenplatz (15/16 und 16/17 unter Stöger, 11/12 unter Solbakken). Die Hälfte der Trainer, mit denen der FC die 14 Bundesliga-Spielzeiten begann, erlebte das Saisonende nicht auf der FC-Bank. Zvonimir Soldo musste nach neun Spieltagen gehen, Friedhelm Funkel nach zehn, Achim Beierlorzer nach elf, Peter Stöger nach 14, Uwe Rapolder nach 17, Ewald Lienen nach 19 und Stale Solbakken nach 30.

Aus dieser Perspektive muss sich Markus Gisdol also noch keine Sorgen machen. Sieben Spieltage zu Saisonstart hat noch jeder FC-Trainer der letzten 20 Jahre bekommen. Doch so langsam weiß Gisdol, dass er der kritischen Marke näher kommt. Jene Marke, an der sein Vorgänger Beierlorzer scheiterte, als er nach nur sieben Punkten aus elf Spielen gehen musste. Diese elf Spiele stellen in der Regel eine Art Grenzmarke dar. Dann ist das erste Drittel der Saison gespielt. Die Tabellensituation hat sich verfestigt, die Vereine wissen, in welche Richtung es geht. Vor einem Jahr war klar, dass der FC ein Wunder bräuchte, um nicht wieder abzusteigen. Beierlorzer gehen musste. Gisdol kam, und mit ihm Horst Heldt.

Ein außergewöhnliches Jahr – selbst nach FC-Standards

Nun ist das Duo ein Jahr im Amt – ein außergewöhnliches Jahr, selbst nach FC-Standards. Der Absturz ans Tabellenende; die Wende vor Weihnachten; eine außergewöhnliche Siegesserie; das Schnuppern an Europa; der Ausbruch der Corona-Pandemie; die erste Unterbrechung einer Saison in der Geschichte der Bundesliga; eine Rückkehr auf den Platz unter nie da gewesenen Bedingungen; eine verspielte 2:0-Führung gegen Mainz im ersten Spiel nach dem Re-Start und die Frage, was wohl passiert wäre, wenn der FC dieses Spiel gewonnen hätte; der Absturz mit zehn Spielen ohne Sieg bis zum Saisonende; eine Finanzkrise, die die gesamte Kaderplanung auf den Kopf stellte; die Verletzungen mehrerer Leistungsträger in der Vorbereitung; ein nicht bestandener Medizincheck; ein Neuzugang mit Corona; ein streikender Stürmer vor dem Pokalspiel; ein Kapitän, der nach drei Minuten in der neuen Saison ein Gegentor verschuldete und seit dem zweiten Spieltag ausfällt; eine Mannschaft, die fünf Elfmeter in sieben Spielen verursachte und inzwischen seit 17 Spielen auf einen Sieg wartet.

Hält sich die FC-Führung an ihre Worte?

Vor einem Jahr kamen Gisdol und Heldt, um den FC zu retten. Ihnen schlug eisiger Wind entgegen, teils Skepsis, teils gar unverhohlene Abneigung. Insbesondere Gisdol. Zwischenzeitlich schien sich aufgrund der starken Leistungen der Mannschaft der Wind zu drehen, doch ein Jahr später bläst dieser ähnlich stark wie damals. Denn es geht erneut gegen den Abstieg. Doch es gibt einen Unterschied: Vor einem Jahr wähnten sich die Verantwortlichen noch in anderen Sphären, gaben sich einem Luftschoss hin, das Ex-Sportchef Armin Veh über das Geißbockheim gemalt hatte. In diesem Jahr, so heißt es, haben sich Geschäftsführung und Vorstand zusammengerauft und vereinbart, Gisdol aufgrund der zahllosen Unwägbarkeiten und Probleme den Rücken zu stärken und auf Kontinuität zu setzen.

Die nächsten Spiele werden zeigen, was dieses Wort Kontinuität wirklich bedeutet. Schafft Gisdol die Wende, bleibt ihm ein Schicksal wie bei Soldo, Funkel oder Beierlorzer mit einer Entlassung nach einem knappen Drittel der Saison sicher erspart. Gelingt jedoch weiterhin kein Sieg, müssen Vorstand und Geschäftsführung zeigen, wie ernst es ihnen mit ihrer Rückendeckung für den Trainer ist. In der Vergangenheit konnte sich so mancher FC-Verantwortliche plötzlich nicht mehr an Gesagtes aus den Wochen zuvor erinnern oder (er)fand Gründe, warum die Situation auf einmal gänzlich anders zu bewerten war als noch drei Wochen zuvor. Horst Heldt und Werner Wolf erklärten kürzlich, sie wollten dieser fatalen Tradition der Trainerentlassungen ein Ende bereiten und zeigen, dass Vertrauen und Geduld zu Erfolg führen können. So kann Markus Gisdol seinen Jahrestag beim FC also in Ruhe begehen und muss nicht über die Schulter schauen. Doch seine Aufgabe ist heute die Gleiche wie vor einem Jahr: Er muss die Geißböcke wieder in die Spur bringen.

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