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Ein Tag wie das Spiegelbild eines notorischen Chaos-Klubs

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Markus Gisdol und Horst Heldt am Ende eines katastrophalen Tages für den 1. FC Köln. (Foto: imago images / Action Press)

Der 3. Februar 2021 wird wohl vielen Fans des 1. FC Köln noch lange in Erinnerung bleiben. Selten verlief ein einziger Tag auf allen Ebenen des Klubs derart chaotisch und katastrophal wie der Mittwoch dieser Woche. Die Verantwortlichen, sportlich wie politisch, müssen nun zeigen, dass sie die Lehren aus ihren Fehlern ziehen können.

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Es gehört zu den Fähigkeiten des 1. FC Köln, sich im Augenblick eines Hochgefühls gleich wieder selbst zu Boden zu reißen. Nicht die von den Verantwortlichen gerne kritisierten Medien, nicht die ach so böse aktive Fanszene – nein, der Verein selbst sorgt mit einer absurden Regelmäßigkeit dafür, dass positive Momente sich auflösen wie die Fangesänge in Müngersdorf im Moment eines Gegentores. So geschehen am Mittwoch.

Der FC hatte gerade gegen Arminia Bielefeld gewonnen, den Relegationsplatz verlassen, zwei vielversprechende Neuzugänge vorgestellt, überraschend sogar noch Anthony Modeste verliehen, was finanziell enorm wichtig war für den Klub. Die Geißböcke schienen sich zu fangen, es winkte sogar ein Millionen-Geschäft im DFB-Pokal, der erste Einzug ins Viertelfinale seit elf Jahren und eine siebenstellige Prämie. Plötzlich hätte alles viel leichter sein können, sportlich und finanziell. Doch dann ging alles den Bach runter.

Amateurhafter Anfängerfehler

Bevor der Tag sportlich in einer Blamage enden konnte, gab es erst einmal eine politische Blamage. Vorstand und Geschäftsführung hatten sich geschlossen zeigen wollen, hatten ihre Differenzen überwinden und mit der Personalie des neuen Mediendirektors ein Signal des Aufbruchs aussenden wollen. Der FC wollte künftig wieder vereinend kommunizieren, für alle Menschen rund um den Klub, nicht nur für diejenigen, die hinter bestimmten Personen stehen. Doch statt einer vereinenden Botschaft stürzte der Auswahlprozess des neuen Medienchefs den Klub in eine politische Krise. Ein amateurhafter Anfängerfehler war Schuld, dass den Bossen die Personalie Fritz Esser um die Ohren flog. Man muss sich schon wundern, wie dilettantisch all diese erfahrenen Führungskräfte inklusive externer Personalberater es versäumen konnten, in einer monatelangen Suche einen potentiellen Kommunikationschef dahingehend zu untersuchen, wie dieser kommuniziert. Nicht Esser war letztlich das Problem, sondern fehlende Professionalität der handelnden Personen. Was nun wieder dazu führt, dass statt Geschlossenheit ein neuerlicher Krieg der Gremien droht mit dem altbekannten Fingerzeigen auf die Frage: Wer ist schuld an diesem Desaster?

Das Pokal-Aus war grob fahrlässig

Apropos Desaster: Offenbar wollten Spieler und Trainer des 1. FC Köln der politischen Ebene am Mittwoch in nichts nachstehen. Die Art und Weise, wie die FC-Profis, angeleitet von Markus Gisdol, beim SSV Jahn Regensburg verloren, setzte dem Tag die Krone auf. Der FC schenkte einen 2:0-Vorsprung her, vergab einen Elfmeter zum Sieg in der 78. Minute und nutzte eine Führung im Elfmeterschießen nicht zum Sieg. All die Geschenke des Gegners reichten nicht aus, damit ein Bundesligist einen Zweitligisten besiegte. Weil einzelne Spieler nicht an ihre Leistungsgrenze gingen, weil der Trainer mit seinen Wechseln ebenso daneben lag wie mit der Auswahl der Elfmeterschützen, weil niemand beim FC in den entscheidenden Momenten auf der Höhe war. Das Pokal-Aus war die Folge grob fahrlässigen Handelns. In einem Spiel, in dem es für die Geißböcke um mehr ging als den sportlichen Ausgang: Es ging um eine Fortsetzung der positiven Stimmung nach Bielefeld, es ging um über eine Million Euro für die klammen Vereinskassen, es ging um ein Zeichen der Stärke für die kommenden Wochen im Abstiegskampf.

Ein Vorgeschmack auf die Mitgliederversammlung

Doch der 1. FC Köln am 3. Februar 2021 zerlegte sich selbst – auf allen Ebenen. Zwischen den Gremien untereinander sowie zwischen Verein und Fans sind die Gräben wieder größer geworden, die man eigentlich hatte zuschütten wollen. Kaum hatte sich die Kritik an Markus Gisdol etwas gelegt, ist sie nun wieder entfacht. Und kaum hatte man das Gefühl, die Mannschaft könne tatsächlich den Klassenerhalt erreichen, nähren die Spieler mit einer peinlichen Vorstellung bei einem mittellosen Zweitligisten erneut selbst die Zweifel. All das hatte nichts mit äußeren Einflüssen zu tun. All das hatte einzig und allein mit den handelnden Personen zu tun. Personen, die nun die richtigen Lehren aus der Krise am Geißbockheim ziehen müssen. Andernfalls stürzt der FC in eine noch größere Krise. Spätestens seit Mittwoch ist klar, warum die Verantwortlichen des 1. FC Köln die Mitgliederversammlung unter fadenscheinigen Gründen immer weiter hinauszögern. Denn sie haben am Mittwoch einen Vorgeschmack darauf bekommen, wie unzufrieden die Mitglieder gerade wirklich mit ihnen sind.

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