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Defensive oder Offensive: Welche Probleme sind größer?

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Der 1. FC Köln wirkt fast in allen Mannschaftsteilen überfordert. (Foto: Imago images/Nordphoto)

Die 1:2 (1:0)-Niederlage war für den 1. FC Köln die fünfte Pleite in Folge gegen Union Berlin. Mit nur einem Zähler als den letzten fünf Bundesliga-Spielen ist der Vorsprung auf die Abstiegsränge für die Kölner praktisch dahin. Dabei kann man der Mannschaft nicht den Willen absprechen, in der Liga bestehen zu wollen. Womöglich aber nötige Qualität – auch auf der Trainerbank.

Geschichte des Spiels: Im Fußballjargon heißt es gerne, ein Tor sei zu einem psychologisch günstigen Zeitpunkt gefallen. Gemeint ist damit eine Situation, in der ein Gegner nicht mit einem Gegentor rechnet. Oder, wie im Falle des FC bei Union Berlin, praktisch mit dem Halbzeitpfiff. Für den 1. FC Köln ging diese Psychologie am Samstagnachmittag allerdings nicht auf. Das 1:0 durch Ondrej Duda vom Elfmeterpunkt gab den Geißböcken keinerlei Selbstvertrauen für die zweite Halbzeit. Im Gegenteil: Nur zwei Minuten nach Wiederanpfiff glich Union Berlin ebenfalls per Strafstoß zum 1:1 aus. Ebenfalls zu einem psychologisch wichtigen Zeitpunkt. Mit dem Unterschied, dass die Berliner diesen Vorteil zu ihren Gunsten zu nutzen wussten.

Das Ergebnis: Hätte man vor der Partie auf ein Ergebnis getippt, man wäre mit 2:1 wohl gut gefahren. Von bisher zwölf Duellen endeten mit dem jüngsten Ausgang des Spiels immerhin fünf Partien mit genau diesem Ergebnis. Nur einmal allerdings ging der FC mit diesem Endstand als Gewinner vom Platz. In den vergangenen zwei Spielen konnte sich Union zwei Mal jeweils mit 2:1 durchsetzen. Und auch im Jahr 2021 sollte es trotz Kölner Pausenführung so bleiben. Für den FC war es gleichzeitig die fünfte Niederlage in Folge gegen die Eisernen. Ob die Kölner in diesem Kalenderjahr noch einmal die Chance bekommen werden, gegen Union zu punkten, ist hinsichtlich des aktuellen Trends der Geißböcke wie auch der Tabellensituation fraglich.

Rettungsaktion des Spiels: Eigentlich hätte Union Berlin im ersten Durchgang bereits in Führung gehen müssen, wenn nicht Noah Katterbach etwas dagegen gehabt hätte. Nach einem Eckball visierte Nico Schlotterbeck mit dem Kopf das lange Eck an. Timo Horn wäre nicht mehr herangekommen, als Katterbach mit einem starken Reflex gerade noch sein Schienbein an den Ball brachte und mit Hilfe der Latte den Rückstand verhinderte (29.). Einzig die Parade von Timo Horn im zweiten Durchgang im Eins-gegen-Eins gegen Joel Pohjanpalo war wohl ähnlich wichtig, denn das vermeintliche 1:3 hätte den vorzeitigen Kölner Knockout bedeutet (77.). Am Ende halfen beide Aktionen nicht.

Pfiff des Spiels: In der 27. Minute bekam Schiedsrichter Deniz Aytekin ein Signal aus dem Kölner Videokeller. Rafael Czichos hatte den Ball an den Oberarm bekommen. Der Unparteiische sollte sich die Situation noch einmal am TV-Bildschirm anschauen. Doch was war genau passiert? Nach einer Ecke von Christopher Trimmel setzte sich Nico Schlotterbeck im Luftduell gegen Czichos durch und köpfte dem Kölner Abwehrspieler den Ball aus geschätzten 40 Zentimetern an den Oberarm. Dies aber noch nicht einmal von vorne, sondern von hinten, denn Czichos hatte sich in der Luft gedreht und der Ball streifte Schulter und Oberarm gleichermaßen. Dass Czichos‘ vermeintliches Handspiel überhaupt vom VAR überprüft wurde, war ein Symbol der Regel-Bürokraten. Es ist dem wohl besten Bundesliga-Schiedsrichter Aytekin hoch anzurechnen, dass er dieser albernen Forderung des VAR Guido Winkmann nicht nachkam. Alleine, dass er sich diese Szene anschauen sollte, war nahe am Skandal und zeigt die Willkür, die bei den Schiedsrichtern in Deutschland in Sachen Handspiel herrscht. Bei Wolfs Handspiel kurz nach der Halbzeitpause gab es dann allerdings überhaupt keinen Grund mehr, sich die klare Szene auf den TV-Bildern noch einmal anzuschauen.

Zitat des Spiels: “Mainz hat gewonnen. Sollen wir deshalb in Panik verfallen?” (Markus Gisdol)

Einwechslung des Spiels: Obwohl Rafael Czichos nach seiner Gelbsperre in den Kader zurückgekehrt war, musste der Routinier erstmal auf der Bank Platz nehmen. Grund dafür war die starke Leistung von Jannes Horn als Innenverteidiger gegen Werder Bremen. Doch allzu viel Zeit verbrachte Czichos in Berlin nicht auf der Bank: Schon nach 13 Minuten kam Czichos für Horn in die Partie, der kurz zuvor umgeknickt war und nicht weiterspielen konnte. Gleichzeitig sah der Abwehrspieler mit seiner letzten Aktion seine fünfte Gelbe Karte, sodass Horn unabhängig einer möglichen Verletzung gegen Dortmund in jedem Fall fehlen wird. Allerdings hatten die zehn Minuten zuvor gereicht, um zu erkennen, dass Horn an diesem Tage einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte und völlig überfordert gewesen war.

Erkenntnis des Spiels: Markus Gisdol erklärte nach dem Spiel gegen Union Berlin, die Spieler aufgestellt zu haben, die in der besten Form gewesen seien. Nach der 1:2-Niederlage dürfte diese Aussage die Zweifel am Klassenerhalt noch einmal größer werden lassen. Wie schwach muss in diesem Fall die restliche Mannschaft trainiert haben? Schließlich war der FC in der Offensive einmal mehr ideenlos unterwegs und in der Defensive zeitweise mit den einfachsten Abwehraufgaben überfordert. Aktuell scheint einzig das zentrale Mittelfeld um Ellyes Skhiri und Max Meyer annähend in Form zu sein. Dabei wird beim FC immer in die mangelnde Torgefahr thematisiert. Doch es bleibt auch die Frage: Welche Probleme sind eigentlich größer – die in der Defensive oder die im Angriff? Markus Gisdol wirkte am Samstag nicht weniger orientierungslos. Mit Rexhbecaj, Özcan, Hector und Duda stellte er die vier nominell offensivsten Spieler allesamt auf für sie ungewohnten Positionen auf. Eine Bankrotterklärung für all jene Spieler, die eigentlich auf diesen Positionen zuhause sind. Aber auch eine Bankrotterklärung des Trainers, der es seit Monaten nicht schafft, seine Spieler nach ihren individuellen Fähigkeiten bestmöglich einzusetzen. Und so stellte sich am Samstag nicht nur die Frage nach der Qualität in der Defensive und der Offensive, sondern auch nach der Qualität des FC-Trainers.

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