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Schulden, Geldquellen, Prognose: Wie geht es mit dem FC weiter?

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Alexander Wehrle und Werner Wolf arbeiten seit Herbst 2019 zusammen. (Foto: Bucco)

Der 1. FC Köln hat am Mittwoch eine tiefrote Bilanz präsentiert und erklärt, wie die Geißböcke die hohen Corona-Verluste auffangen wollen. Der GEISSBLOG.KOELN fasst die Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Finanzsorgen des FC zusammen und blickt in die nahe Zukunft, wie der Klub da wieder herauskommen will.

Die Bilanz und die Prognose

Wie wäre die Saison 2019/20 ohne Corona ausgegangen?

Der FC plante im Sommer 2019 mit einem Verlust von 13,7 Mio. Euro, um Spieler wie Bornauw und Skhiri verpflichten zu können. Weil sich die Geißböcke während der Saison von Sportchef Veh und Trainer Beierlorzer trennen und im Winter drei Spieler verpflichten mussten, hätte der tatsächliche Verlust in einer Saison 19/20 ohne bei knapp über 15 Mio. Euro gelegen.

Welche Prognose gilt für die Saison 2020/21?

Alexander Wehrle hat bestätigt: Dem FC fehlen in der laufenden Spielzeit ca. 50 Mio. Euro Umsatz. Alleine daraus wird ein Verlust von deutlich über 30 Mio. Euro resultieren. Dem gegenüber stehen mehrere Sparmaßnahmen: Gehaltsverzicht von Spielern und Managern, Kurzarbeit für die Mitarbeiter, der Verzicht der Dauerkarten-Erstattung sowie die Verkleinerung des Kaders durch die zahlreichen Leihgeschäfte und den Verkauf von Jhon Cordoba. Allerdings wurden die Cordoba-Millionen vollständig reinvestiert. Daher dürfte das tatsächliche Minus zum 30.06.2021 noch einmal deutlich höher als 30 Mio. Euro ausfallen.

Die Schulden

Wie hoch sind die Schulden des FC wirklich?

Entscheidend in einer Bilanz ist das sogenannte „zinstragende Fremdkapital“, also jenes, das durch Geldgeber erzeugt wird und einem Tilgungsplan mit Zinsen unterliegt. Je höher dieses ist, desto höher neben der Tilgung die Zinslast. Dieses Fremdkapital beläuft sich zum 30.06.2020 auf 26,4 Mio. Euro und wird zum 30.06.2021 noch einmal massiv ansteigen, womöglich auf über 50 Mio. Euro, je nach Höhe der tatsächlichen Verluste in der laufenden Spielzeit. Erst nach Abschluss des Geschäftsjahres 20/21 wird der FC genau wissen, wie viel Geld die Corona-Pandemie zusammen mit den teuren letzten Jahren gekostet haben und wie viele Jahre der FC mit diesen Lasten zu kämpfen haben wird.

Gibt es Schulden außerhalb des Fremdkapitals?

Ja, die gibt es. Wie bei vielen anderen Fußballklubs auch, ist es auch beim 1. FC Köln in den letzten Jahren üblich geworden, Ablösesummen nicht mehr vollständig zu überweisen, sondern in Raten. Der FC muss in den kommenden Jahren noch einen nicht näher bekannten Betrag zwischen 14 und 18 Mio. Euro für bereits getätigte Transfers an andere Klubs überweisen. Dem gegenüber stehen allerdings auch zwischen sechs und acht Mio. Euro an Einnahmen, die andere Vereine dem FC noch schulden. Unter dem Strich stehen also noch acht bis zehn Mio. Euro, die die Geißböcke für bereits verpflichtete Spieler überweisen müssen. Diese Geschäfte sind jedoch erstens zinsfrei und zweitens bereits in der Liquiditätsplanung berücksichtigt. Daher sind sie nicht im bilanziellen Fremdkapital ausgewiesen und haben keine direkte Aussagekraft über die tatsächliche “Verschuldung” des Klubs.

Welche Kredite hat der 1. FC Köln in der Saison 2019/20 aufgenommen?

Der FC nahm einen kurzfristigen Bankkredit in Höhe von neun Mio. Euro auf, der zur Sicherung der Liquidität bis zum 30.06.2020 diente und dann sofort fällig wurde. Ein zweiter Kredit von Höhe von fünf Mio. Euro wurde als Absicherung aufgenommen, um sich für einen Saisonabbruch und den Ausfall der letzten TV-Gelder-Rate abzusichern. Dieser Kredit läuft nun bis zum 30.06.2023.

Die neuen Geldquellen

Welche Kredite hat der 1. FC Köln in der Saison 2020/21 aufgenommen?

Der FC muss für die Lizenzierung und Geschäftsfortführung zwei Herausforderungen bewältigen: Erstens muss die Liquidität gesichert sein, um die laufenden Kosten zu decken. Zweitens muss das Eigenkapital positiv bleiben, um von der DFL keine Strafen in Form von Punktabzügen zu bekommen. Dafür hat der FC drei Wege beschritten:

  1. Der FC hat bei seinen Hausbanken, den Sparkassen, eine sogenannte Betriebsmittellinie bis zum 30.06.2022 aufgenommen. Damit sichert der Klub seine laufenden Kosten ab und damit die Liquidität und den Geschäftsbetrieb.
  2. Der FC hat bestätigt, dass die Geißböcke eine Bürgschaft des Landes NRW in Höhe von 20 Mio. Euro beantragt haben. Diese wurde noch nicht offiziell genehmigt, würde aber über sechs Jahre laufen und müsste vom FC ab dem dritten Jahr getilgt werden. Diese Bürgschaft bedeutet, dass der FC einen Bankkredit über 20 Mio. Euro erhält, für diesen aber nicht selbst bürgt, sondern das Land NRW. Es ist also keine direkte Staatshilfe, weil das Geld nicht direkt vom Staat kommt. Lediglich die Sicherheit im Falle einer Insolvenz des 1. FC Köln wird vom Land NRW hinterlegt.
  3. Der FC hat begonnen sogenannte „Genussscheine“ herauszugeben. Diese Form der Finanzierung nennt sich „Mezzanine-Kredit“ und ermöglicht es wohlhabenden Privatpersonen oder Unternehmen in den 1. FC Köln zu investieren. Dabei ist jeder Vertragsabschluss individuell in Sachen Höhe, Laufzeit und Rückzahlungsmodalitäten. Die Kreditgeber erhalten keine Anteile am FC, werden aber – wie Investoren auch – an potentiellen Gewinnen beteiligt. Ihre Kredite kann der FC als Eigenkapital in die Bilanz überführen und so die Eigenkapital-Quote stärken.

Haben die privaten Geldgeber Mitspracherecht?

Offiziell nein. Weil die Geldgeber dem FC Kredite geben, aber keine Anteile erwerben, haben sie keinen Einfluss auf das operative Geschäft. Zumindest offiziell. Das Problem: Es gibt keine Transparenz, der Klub nennt die Geldgeber nicht namentlich. Daher lässt sich nicht sagen, ob einige Geldgeber bereits in FC-Gremien sitzen oder künftig von außen ihre Vorstellungen und Wünschen an den FC herantragen und indirekt versuchen werden, auf die Entscheidungsprozesse im Klub einzuwirken.

Die nächste Saison

Zuschauer und Corona: Wie plant der FC in 2021/22?

Alexander Wehrle bestätigte, dass der FC ab August wieder mit Zuschauern im Stadion rechnet und damit mit höheren Einnahmen. Wenngleich längst nicht klar ist, wie viele Zuschauer im Falle eines Abflachens der Corona-Pandemie durch fortschreitende Impfungen bereits zu Saisonbeginn wieder in die Stadien dürfen, hoffen die Geißböcke auf eine baldige Rückkehr zur Normalität.

Kann der FC einen Abstieg überleben?

Ja, denn alle Profi-Verträge enthalten eine Klausel, wonach sich die Gehälter in der Zweiten Liga halbieren. Diese Regelung ist der Rettungsfallschirm, der den Geißböcken bereits 2018/19 geholfen hatte. Die geringeren Einnahmen, vor allem aus den TV-Geldern, werden so aufgefangen. Der FC würde versuchen um den sofortigen Wiederaufstieg mitzuspielen. Erst, wenn dieser in zwei aufeinander folgenden Jahren nicht gelingen sollte, müssten die Geißböcke erhebliche Einschnitte vollziehen, um längerfristig in Liga zwei überleben zu können.

Könnte der FC eine weitere Corona-Saison ohne Zuschauer überleben?

Sollte sich die Pandemie z.B. durch impfresistente Mutante noch einmal verstärken und dadurch eine weitere Saison ohne Zuschauer drohen, würde dies den 1. FC Köln an den Rand der Zahlungsunfähigkeit bringen. Dies würde jedoch für nahezu alle Bundesligisten gelten.

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