Jetzt wechselt also auch noch Robin Hack zu Arminia Bielefeld. Für die Fans des 1. FC Köln ist dieser Transfersommer eine Zeit der Leiden. Nicht nur, weil die Geißböcke in ihrer Kaderplanung inzwischen kein Stück mehr voran kommen. Auch, weil die Konkurrenz all das richtig macht, was der FC über Jahre in den Sand gesetzt hat und deswegen jetzt nicht mehr umsetzen kann. Besonders zwei vermeintlich “kleine” Klubs führen die Kölner dabei auf dem Transfermarkt vor.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
Robin Hack wollte im Sommer 2020 zum 1. FC Köln wechseln, sollte aber vier Millionen Euro kosten. Stattdessen holten die Geißböcke Dimitris Limnios für 3,3 Mio. Euro. Ein Jahr später wechselt Hack zu Arminia Bielefeld. Im Frühjahr 2021 wollte der 1. FC Köln Janni Serra für die neue Saison verpflichten. Dieser entschied sich ebenfalls für die Arminia – ablösefrei und ligaunabhängig. Der FC wollte auch Florian Krüger von Erzgebirge Aue holen, doch dieser wechselte stattdessen – na klar – nach Bielefeld. Für eine Million Euro, die die Arminia über drei Jahre hinweg abstottert.
Der FC hat gegen Bielefeld keine Chance
Die Ostwestfalen haben somit drei deutsche Angreifer zwischen 22 und 23 Jahren verpflichtet, die allesamt U21-Nationalspieler waren und sich nun für die Bundesliga gewappnet sehen. Der FC hingegen hatte bei allen drei Spielern das Nachsehen. Wohl bemerkt nicht im Wettstreit mit einem Topklub oder einem langjährigen, zahlungskräftigeren Bundesligisten, sondern mit – bei allem Respekt – Bielefeld.
Ortswechsel. Schauplatz Köpenick. Union Berlin stieg im Sommer 2019 gemeinsam mit den Geißböcken in die Bundesliga auf. In den folgenden zwei Spielzeiten gaben die Eisernen knapp zehn Millionen Euro für neue Spieler aus. Zum Vergleich: Der 1. FC Köln legte in der gleichen Zeit rund 36 Mio. Euro für Ablösen auf den Tisch. Es gibt keine zwei Meinungen, welcher Klub die besseren Transfers tätigte und wer die bessere Strategie fuhr. Oder anders: Wer überhaupt eine Strategie hatte.
Klare Strategie: Union macht es dem FC vor
Die Strategie der Berliner lautete: ablösefreie Spieler und Leihspieler. 2019 kamen neun von 13 verpflichteten Spieler nach diesen Kriterien, 2020 waren es 12 von 15. Mit dieser wirtschaftlich vorsichtigen Strategie ermöglichten sich die Berliner, in diesem Jahr trotz der Corona-Krise erstmals richtig zu investieren: knapp 13 Millionen Euro. Und trotzdem kamen weiterhin sieben Spieler ablösefrei und einer auf Leihbasis.
Und der FC? Ächzt stattdessen unter der jahrelangen Misswirtschaft, einem überteuerten Kader, und kann nicht einmal mehr mit Arminia Bielefeld um Spieler bieten. Die Geißböcke haben einfach kein Geld mehr. Gar keins. Zu allem Überfluss müssen sie die beiden besten Transfers der letzten Jahre, Bornauw und Skhiri, wieder verkaufen. Nicht jedoch, um von diesem Geld wieder investieren zu können, sondern um zu überleben.
Die selbst verschuldete Wahrheit
Es stimmt, dass wohl nur drei Klubs in Deutschland wegen der fehlenden Zuschauereinnahmen noch viel größere Umsatzeinbußen hinnehmen mussten wie der 1. FC Köln (Bayern, Dortmund, Schalke). Doch die wahren Probleme der Geißböcke sind hausgemacht und spiegeln sich nun überdeutlich auf dem Transfermarkt wieder. Der FC muss hilflos zusehen, wie große Talente bei vermeintlich kleineren Klubs unterkommen, während man selbst nicht weiß, wie man die Baustellen im Kader schließen soll.
Das Bitterste dabei ist nicht, dass dem FC viele Spieler durch die Lappen gehen, die man gut hätte gebrauchen können. Das passiert fast jedem Klub jedes Jahr. Das Problem ist, dass Vereins wie Union Berlin oder Arminia Bielefeld die Geißböcke abhängen könnten. Mit ihrer nahezu durchgehend niedrigen und gesunden Gehaltsstruktur, ohne Altlasten, ohne teure Transfers aus der Vergangenheit, die den Etat noch auf Jahre belasten. Der FC dagegen kann nichts anderes tun, als ums Überleben zu kämpfen – finanziell in der Hoffnung, dass die dicksten Verträge bald auslaufen, sportlich mit dem Ziel, in der Bundesliga zu bleiben, um nicht noch mehr den Anschluss zu verlieren. Das ist die Wahrheit, und sie ist selbst verschuldet.
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