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Thielmann im Interview: “Die Gegner werden sich darauf einstellen”

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1. FC Köln, Trainingslager Donaueschingen, Bad Dürrheim, Salinenstadion, Testspiel gegen SV Elversberg (D, 4.Liga), Jan Thielmann (1. FC Köln), 24.07.2021, Bild: Herbert Bucco

Jan Thielmann ist erst 19 Jahre alt und hat trotzdem bereits 45 Bundesligapartien für den 1. FC Köln bestritten. Mit seinem starken Anlaufverhalten und seiner Schnelligkeit scheint der Offensivspieler wie prädestiniert für das System von Trainer Steffen Baumgart. Auch deshalb stand Thielmann bislang meist in der Startelf, bis ihn nun zwei Krankheiten sogar ein Debüt gekostet haben. Der GEISSBLOG traf den gebürtigen Föhrener zum Interview. 

Das Interview führte Sonja Eich 

GBK: Herr Thielmann, Sie wurden erstmals von Trainer Antonio di Salvo zur U21-Nationalmannschaft eingeladen, mussten allerdings absagen. Wie groß ist die Enttäuschung? 

JAN THIELMANN: “Ich habe mich natürlich sehr über die Nominierung gefreut. Es ist schade, dass ich jetzt krankheitsbedingt absagen musste. Wenn ich wieder fit bin, werde ich beim FC weiter Gas geben und will gute Leistungen zeigen, damit ich in der nächsten Länderspielpause wieder eingeladen werde.”

Sie standen im DFB-Pokal sowie in der Bundesliga bis zu Ihrer Erkrankung immer in der Startelf. Wie sehen Sie Ihre Rolle in dieser Saison unter Steffen Baumgart? 

Ich bin glücklich, dass ich bisher fast immer von Anfang an gespielt habe und viele Minuten sammeln konnte. Dafür arbeite ich – für möglichst viele Einsätze. Und dadurch, dass wir im Moment zwei fitte Stürmer haben, kann ich auch meine Erfahrungen auf der Achter-Position sammeln.

Auch dann müssen wir Lösungen finden

Sie sind ein sehr schneller und laufstarker Spieler. Manche sagen: Das System, das der Trainer spielen lässt, ist wie auf Sie zugeschnitten. 

Auf jeden Fall fühle ich mich sehr wohl in dem System. Wenn wir hoch pressen und laufstarke Spieler dafür brauchen, sehe ich mich da in einer guten Rolle. Aber das ist eine Momentaufnahme. Wir müssen schauen, wie es in den nächsten Wochen läuft. Die Gegner werden sich irgendwann darauf einstellen, dass wir so hoch pressen. Auch dann müssen wir Lösungen finden. Darauf wird uns der Trainer entsprechend einstellen.

Die FC-Spiele sind in dieser Saison mitunter turbulent und sehr intensiv. Es gibt kaum ruhige Phasen. Wie schnell können Sie da regenerieren?

Vom Spiel selbst regeneriert man relativ zügig. Jeder Trainer verfährt nach dem Spiel ein bisschen anders: Steffen Baumgart lässt uns erstmal in Ruhe und in den Tagen darauf arbeiten wir alles auf. Regeneration steht da an erster Stelle.

Ist es auch mental schwieriger, nach solchen Spielen runterzufahren?

Das Spiel gegen Eintracht Frankfurt war auf jeden Fall auch für den Kopf stressig. Danach braucht man schon ein paar Stunden, vielleicht auch mal ein, zwei Tage, um runterzukommen und alles wieder auf Null zu setzen.

Der Trainer ist immer total motivierend

Was zeichnet Steffen Baumgart für Sie aus?

Er spricht unheimlich viel mit den Spielern. Vor allem mit dem Kapitän und dem Mannschaftsrat, aber auch mit jedem Einzelnen vor, während und nach dem Training. Ich glaube, dass er den angesprochenen Spaß auch selbst nie verliert, auch wenn er mal unzufrieden ist mit einer Einheit. Bei ihm fällt auf dem Platz nie ein abfälliges Wort, er ist immer total motivierend und versucht, uns zu helfen. Deswegen sind wir ihm auch nicht böse, wenn er mal lauter wird.

Wie bewerten Sie den Saisonstart?

Auf jeden Fall in Ordnung. Wir hätten in dem ein oder anderen Spiel mehr Punkte mitnehmen können. Es ist aber eben nur der Start, die Saison ist noch lang.

Spielt es sich mit zwölf Punkten aus sieben Spielen leichter, als in den vergangenen anderthalb Jahren, in denen Ihre Mannschaft eigentlich permanent unter Druck gestanden hatte? 

Leichter ist es eigentlich nicht. Aber wir haben natürlich eine gewisse Lockerheit in der Mannschaft. Das lebt das Trainerteam auch vor. Da ist der Umgang miteinander ganz anders und man wird von jedem mit einem Lächeln begrüßt. Das ist schön zu sehen. Die letzte Saison war eine schwierige Phase. Aber auch da sind wir durchgekommen, weil wir die Stimmung immer hochgehalten haben.

Aus schwierigen Phasen kann man mehr lernen

Als damals 17-jähriger haben Sie im Dezember 2019 Ihr Bundesligadebüt gegeben. Es hätte sicherlich einen einfacheren Start geben können, als nach sechs sieglosen Spielen in Folge in das kalte Wasser geworfen zu werden. 

Ich glaube, dass man aus schwierigen Phasen immer mehr lernen kann. In leichten Phasen kann man auch mal mitschwimmen.

Sie haben in der letzten Saison nebenbei ihr Abitur geschrieben. Gibt es für Sie persönlich noch weitere Pläne oder konzentrieren Sie sich jetzt ausschließlich auf den Fußball?

Erstmal steht Fußball an erster Stelle. Es ist gut, dass ich mein Abitur durchgezogen habe. Falls mir zu Hause irgendwann doch langweilig werden würde, suche ich mir eine sinnvolle Beschäftigung und könnte mir auch vorstellen, in den nächsten Jahren zu studieren.

Gab es für Sie mal einen Moment, in dem Sie die Schule am liebsten hingeschmissen hätten?

Ich habe nie daran gezweifelt. Alle Verantwortlichen haben mich extrem dabei unterstützt, die Schule fertig zu machen. Und darüber bin ich sehr froh – ich habe es geschafft. Über mein Abschneiden brauchen wir aber nicht reden (lacht).

Hatte der schulische Stress auch Einfluss auf Ihre Leistungen auf dem Platz oder konnten Sie das gut trennen?

Das konnte ich gut trennen. Die heiße Abiturphase war tatsächlich zeitgleich zu dem Spiel gegen Schalke und dem Relegationshinspiel. In der Schule war ich vom Kopf her voll da. Auf dem Platz habe ich das dann aber immer abgehakt.

Wo geht die Reise mit dem FC in dieser Saison noch hin?

Wir wollen unabhängig von den Ergebnissen unsere Spielweise beibehalten und weiter Gas geben. Dann wird man sehen, wie viele Punkte am Ende rausspringen.

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