Wenn der 1. FC Köln am Samstag zur Mitgliederversammlung ruft, werden die Anwesenden eine vornehmlich ruhige Veranstaltung erleben. Der sportliche Erfolg mit Steffen Baumgart hat ordentlich Druck vom Kessel genommen. Die Finanzen werden zwar Sorgen bereiten, doch auch die Wahl des Mitgliederrates verspricht keine großen Aufreger. Bei einem Thema jedoch gibt es Gesprächsbedarf: der Ausbau des Geißbockheims. Und damit verbunden: die Rolle von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker.
Köln – Henriette Reker wurde vor etwas mehr als einem Jahr als Oberbürgermeisterin der Stadt Köln wiedergewählt. Mit der Wahl im September 2020 veränderten sich auch die Mehrheiten im Stadtrat, und plötzlich stand der 1. FC Köln ohne Mehrheit für den Ausbau des Geißbockheims da.
Reker, in der Vergangenheit immer dann mit FC-Schal unterwegs, wenn es um Wählerstimmen ging, wollte von ihren vorherigen Versprechungen nichts mehr wissen. Zusammen mit der CDU fiel sie um und verweigerte den Geißböcken den Pachtvertrag für die Gleueler Wiesen.
Der FC muss sich fragen, ob Frau Reker noch richtig ist im Beirat
Ein Jahr später wird der Ton nun rauer – vor allem in Richtung der Oberbürgermeisterin. Denn: Reker rühmt sich weiter damit, Mitglied des Beirats beim 1. FC Köln zu sein. In dieser Rolle jedoch tut die OB nichts, um dem Klub in seiner prekären Situation zu helfen. Diese fehlende Unterstützung wurde nun zu einem Kernthema im Wahlkampf um den neuen Mitgliederrat beim FC.
In der vergangenen Woche stellten sich die Kandidaten vor, die sich am Samstag um einen Posten in dem Gremium bewerben. Insbesondere Reker bekam in den Äußerungen der potentiellen Mitgliederräte viel Kritik ab. Walther Boecker, selbst jahrzehntelanger Kommunalpolitiker für die SPD, forderte gar, der FC müsse “sich fragen, ob Frau Reker noch richtig ist im Beirat”. Der Klub sei von der Politik und insbesondere von Reker selbst immer wieder auf die lange Bank geschoben worden. Daher müssten nun alle Optionen abgewogen werden.
Hoheisel schimpft: “Eine linke Kiste!”
Der Beirat des 1. FC Köln wird vom Vorstand für die jeweilige Amtsperiode besetzt, nach GEISSBLOG-Informationen gibt es jedoch seitens des Trios um Präsident Werner Wolf keine Überlegungen, Reker aus dem Beirat zu werfen. Nichtsdestotrotz will der Vorstand auf der Mitgliederversammlung am Samstag den Druck auf die Politik erhöhen und die Dringlichkeit des Projekts unterstreichen. Das verriet der aktuelle Co-Vorsitzende des Mitgliederrates, Christian Hoheisel.
Der Rechtsanwalt betonte, dass der FC “alle Auflagen erfüllt” habe und von der Politik trotzdem hingehalten werde. Hoheisel wählte scharfe Worte und sprach von einer “linken Kiste, denn die Alternativfläche in Marsdorf, die immer wieder ins Spiel gebracht wird, steht uns gar nicht zur Verfügung.” Dort soll bekanntlich der Großmarkt hin, entsprechende Prozesse wurden schon vor Jahren eingeleitet – wie auch beim FC und dem Ausbau am Geißbockheim.
Reker sagte: Lasst ab vom Geißbockheim, dann helfe ich euch!
Hoheisel betonte zwar, dass der FC “total kompromissbereit” sei, um über Alternativen zu diskutieren. “Die Politik muss uns diese Alternativen aber auch ermöglichen.” Diese gibt es nach GEISSBLOG-Informationen allerdings auf Kölner Grund eigentlich nicht, doch die Politik will dies öffentlich nicht eingestehen. Daher ließ Hoheisel durchblicken, dass es ab sofort von Seiten des FC kein Abwarten mehr geben werde. “Politiker bewegen sich nur, wenn sie Druck spüren, und offenbar spüren sie diesen Druck nicht”, sagte der langjährige Mitgliederrat.
Dabei warf er OB Reker indirekt sogar Wortbruch vor. “Wir haben geglaubt, dass man uns ein vernünftiges Alternativangebot machen würde, so wie Frau Reker, die bei uns aufgetreten ist und gesagt hat: ‘Lasst ab vom Geißbockheim, dann helfe ich euch, dass ihr an anderer Stelle zum Zuge kommt.’ Doch da kommt eben nichts.” Der Ton wird also rauer, das Verständnis beim FC für die Kölner Symbolpolitik ist aufgebraucht. Der Klub fordert Antworten – und scheint dabei auch seine eigene Beirätin in die Pflicht zu nehmen.
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