Es ist ein ungewohntes Bild, das sich langjährigen Nachwuchs-Begleitern des 1. FC Köln bietet: Die U17, 2019 noch deutscher Meister, dümpelt aktuell im Niemandsland der Bundesliga-Tabelle herum. Wie kam es zu diesem Zwischenstand zur Saisonhälfte? Trainer Martin Heck zeigt sich zumindest wenig überrascht.
Köln – Zuletzt kam es knüppeldick für den 1. FC Köln: In Essen und eine Woche davor zuhause gegen Paderborn setzte es zwei 0:2-Pleiten gegen Teams, die der jeweilige FC-Jahrgang in den Vorjahren wohl mehr oder weniger locker bezwungen hätte.
In diesem Jahr aber eben nicht. Und mit den beiden Niederlagen ging der Kontakt zur Tabellenspitze auch endgültig verloren. Neun Punkte beträgt aktuell der Rückstand auf das aus Düsseldorf, Schalke und Mönchengladbach bestehende Führungstrio, das zudem noch ein Spiel weniger absolviert hat als der FC. Die Kölner werden unter normalen Umständen nicht mehr ganz oben angreifen können. „Es kommt für mich nicht überraschend, wie es aktuell in der Tabelle ausschaut“, verfällt der Trainer Martin Heck keinesfalls in Panik, „ich habe vor der Saison schon gesagt, dass wir ganz vorne nicht dabei sein werden.“
Über ein Jahr keine externe Talent-Sichtung
Doch was ist bei der U17 passiert? Da ist einerseits der aktuelle 2005er-Jahrgang, der – zumindest bisher – nicht die ganz großen Einzelkönner hervorgebracht hat wie die Vorgänger. „Man darf die Jahrgänge nicht miteinander vergleichen“, mahnt Heck gebetsmühlenartig. Das aktuelle Team kommt vielmehr über das Kollektiv, den Kampf und den Ehrgeiz. Zudem, so betont Heck, wirke sich die Corona-Pandemie aus: „Es war über ein Jahr lang kaum externe Talent-Sichtung möglich. In der Vergangenheit konnten wir in dieser Altersklasse Spieler wie Jan Thielmann, Tim Lemperle, Meiko Sponsel oder Philipp Wydra entdecken.“ Diese Möglichkeit bot sich dem FC in diesem Jahr nicht – und teilweise millionenschwere Transfers aus dem Ausland wie etwa beim Branchenprimus Borussia Dortmund sind am Geißbockheim schlichtweg nicht darstellbar.
Hinzu kommt ein teilweise gravierendes Verletzungspech. Mit Luis Cortijo-Lange zog sich einer der wenigen externen Neuzugänge (kam von Eintracht Frankfurt) noch vor seinem Wechsel einen Kreuzbandriss zu, sodass der Stürmer bisher keine Minute im FC-Trikot auflaufen konnte. „Wir haben sogar einen Spieler mit einem Bandscheiben-Vorfall. So etwas habe ich im Jugend-Bereich noch nie erlebt“, äußert Heck. Und während sich Stefan Ruthenbeck bei der U19 kaum vor einsatzbereiten Spielern retten kann, sind die Reihen bei der U17 stark ausgedünnt, wie Heck berichtet: „Wir hatten zuletzt zwischen elf und 14 Spielern im Training.“ Mit Marlon Monning wurde ein vielversprechendes Verteidiger-Talent zudem vorzeitig in die U19 hochgezogen, um dessen individuelle Entwicklung auf einem höheren Niveau zu fördern.
Den Jungs fehlt es an Leichtigkeit
Eine andere Baustelle hat der FC vor dem gegnerischen Tor. In sieben Spielen gelangen dem Team gerade einmal acht Treffer. Das Paderborn-Spiel führte das Kölner Abschluss-Dilemma gut vor Augen: „Zur Pause müssen wir eigentlich 4:0 führen, verlieren am Ende aber 0:2“, ärgert sich der Trainer noch immer. Auch gegen Essen habe man das deutliche Mehr an Ballbesitz nicht in Tore ummünzen können.
Immerhin: Im Testspiel gegen die U19 des Mittelrheinligisten SC West schoss sich das Team am vergangenen Wochenende den Frust von der Seele, gewann deutlich mit 6:1. Der Kantersieg könnte bei einer weiteren Baustelle hilfreich gewesen sein: „Den Jungs fehlt es an Leichtigkeit“, urteilt Heck, was auch daran liege, dass die Jungs zu sehr auf die Tabelle und Ergebnisse schauen und sich davon beeinflussen lassen würden.
Der Ausweg dabei ist für den Trainer simpel: „Wir müssen, wollen und werden wieder Spiele gewinnen.“ Zwei Liga-Partien stehen im Dezember noch auf dem Plan, sofern es die Corona-Pandemie zulässt: Am 5. Dezember gegen den Wuppertaler SV und am 11. Dezember bei der SG Unterrath. Danach pausiert die Liga, die nur mit einer einfachen Halbserie gespielt wird, bis Ende Februar. Die Gefahr einer nachlassenden Konzentration seiner Schützlinge, nachdem es sportlich um nichts mehr geht, sehe Heck jedoch nicht. Am Saisonende peile er mit seiner Mannschaft einen Platz zwischen Rang vier und sechs an.
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