Dem 1. FC Köln droht ein Nachspiel: Nach der Sitzblockade will der DFB-Kontrollausschuss gegen den Klub und seine Fans ermitteln. Derweil äußern sich die Bosse von RB Leipzig auf fragwürdige Weise. Ein passendes Nachspiel zu einem bemerkenswerten Spiel. Ein Kommentar.
Köln – Zunächst einmal die Fakten: Der DFB wird wohl gegen den 1. FC Köln wegen der Sitzblockade der Anhänger und den weiteren Vorfällen rund um das Spiel des Effzeh gegen RB Leipzig ermitteln. Darüber hinaus äußerten sich RB-Vorstandschef Oliver Mintzlaff und Sportchef Ralf Rangnick zu den Vorfällen.
Als Sponsor hätte ich heute einen Hals gehabt
Mintzlaff erklärte dem Sport-Informations-Dienst: “Diese Chaoten müssen Stadionverbot bekommen. Solche angeblichen Fans müssten ein für alle Mal ausgeschlossen werden.” Rangnick erklärte derweil nach dem Spiel: “Ich bin mal gespannt, was die ganzen Haupttribünen-Besucher des 1. FC Köln dazu sagen, wenn sie – wie ich – für die letzten 400 Meter eine Stunde und 15 Minuten brauchen. Wenn ich einer von den Sponsoren auf der Haupttribüne gewesen wäre, hätte ich heute einen Hals gehabt.”
Es sei gestattet zu fragen: Was erlaubt sich RB Leipzig da überhaupt? Abgesehen davon, dass es wohl ein Novum ist, dass ein Sportchef eines anderen Klubs über das Empfinden von Sponsoren der Konkurrenz mutmaßt: Der Aufsteiger, dem in der Fußball-Republik große Ablehnung entgegen schlägt, scheint sich in der Rolle des ungeliebten Stiefkindes offenbar zu gefallen. Anstatt deeskalierend und versöhnlich aufzutreten, verhalten sich die Verantwortlichen aus Leipzig wie notorische Besserwisser in einer Schulklasse, in der die Hetzparolen der Mitschüler sie zu nur noch provokanterem Auftreten anspornen.
DFB-Ermittlungen: Welche Schuld trifft die Polizei?
Zur Einordnung: Das Spiel hätte nicht später angepfiffen werden müssen. Die Entscheidung war ein Entgegenkommen des 1. FC Köln, der Schiedsrichter und der übertragenden TV-Anstalten. Keineswegs hätte RB Leipzig ein Anrecht darauf gehabt. Doch stattdessen ließen die Verantwortlichen durchklingen, dass es nahe an einem Wettbewerbsnachteil gewesen wäre, das Spiel überhaupt durchzuführen. Dass die gleichen Verzögerungen auch auf den 1. FC Köln zutrafen, schienen die Leipziger zu verdrängen.
Dass derweil der DFB-Kontrollausschuss seine Ermittlungen aufnehmen würde, schien absehbar – insbesondere, nachdem die Kölner Polizei nun Details herausgegeben hat, wonach es neben der Sitzblockade zu erheblichen Ausschreitungen gekommen ist. Allerdings ist noch nicht klar, was genau Gegenstand der Ermittlungen sein wird. Denkbar, dass der DFB einige Plakate im Stadion sanktionieren wird, die weit über Protestbanner hinausgingen (“Bullen-Töten ist doch kein Verbrechen”). Auch wegen den Ausschreitungen wird der DFB wohl ermitteln. Wegen der Blockade an sich wird der DFB aber erst einmal die Frage beantworten müssen, wer für die freie Zufahrt zum Stadion verantwortlich ist. Dies ist in der Regel nicht der Effzeh oder der private Sicherheitsdienst, sondern die staatlichen Behörden selbst.
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