Helmes: "Das ist ein hartes Brett, das du bohren musst"

Haben Sie diese Zeit als Spieler auch benötigt?
Ja, ich bin auch Schritt für Schritt meinen Weg nach oben gegangen, habe einige Spiele in der Oberliga gemacht, dann ein Jahr in der Dritten Liga und schließlich in der zweiten und ersten Liga. Und in jeder neuen Spielklasse habe ich festgestellt: Das ist schon ein hartes Brett, das du bohren musst. Man muss sich in jeder neuen Liga zeigen und beweisen, um weiterzukommen.

Geht der Trend nicht dennoch dahin, dass die Spieler immer früher den Sprung zu den Profis schaffen? Peter Stöger hat mit Ametov, Risa und Ciftci drei Spieler aus der U19 hochgezogen – aber keinen aus Ihrer Mannschaft.
Zu meiner Zeit war das sicher noch anders. Da ist man mit Anfang 20 Bundesligaspieler geworden und hatte nach der U19 noch ein bis zwei Jahre Zeit, um sich in einer unteren Spielklasse zurechtzufinden. Mittlerweile schießen einige Jungs direkt durch. Dank der Nachwuchsleistungszentren sind sie perfekt ausgebildet und weiter als wir damals. Deswegen sage ich meinen Jungs auch immer: Versucht, den Respekt direkt abzulegen. Bei mir war es früher noch so, dass ich Matthias Scherz oder Christian Springer im Training gesehen und mir gedacht habe: Da bleibe ich vielleicht lieber noch zurück. Heute fegen die Jungs gleich dazwischen.

Irgendwann sollen viele Spieler in unserem Kader für die Profis interessant sein

Aber was sagt das über die U21 aus, wenn in erster Linie auf Spieler aus der U19 zurückgegriffen wird?
Man darf nicht vergessen, dass wir die Strukturen im Sommer komplett verändert haben. Wir haben nur zwei oder drei Spieler, die aus dem Kader übrig geblieben sind. Und eine U-Mannschaft benötigt Zeit, um sich zu entwickeln. Natürlich müssen wir dahinkommen, dass es irgendwann viele Spieler in unserem Kader gibt, die für die Profis und Peter Stöger interessant sind.

Mit Nick Gerhards gibt es einen Abgang zu verzeichnen. Er verlässt die Mannschaft im Winter, um sich auf seine Ausbildung zu konzentrieren. Ist das der alleinige Grund gewesen?
Nick ist ein vernünftiger Junge. Er hat sich immer professionell verhalten, immer Gas gegeben, auch wenn er in der Hinrunde nicht so viele Einsatzzeiten bekommen hat. Nun hat er sich entschieden, neben dem Fußball den Fokus vor allem auf die berufliche Karriere zu legen. Das ist eine gute Einstellung, die leider nicht jeder mitbringt. Normalerweise versuchen alle bis zuletzt die vage Aussicht auf den Profifußball durchzuziehen, wohlwissend, dass viele auf der Strecke bleiben. Ich habe damals auch eine Berufsausbildung als Elektroinstallateur abgeschlossen und manchmal hilft das, um frei zu sein. Zu wissen, dass man etwas hat, wohin man zurückgehen kann, wenn es nicht mit dem Profifußball klappt.

Wichtig ist für mich, wie realitätsnah die Jungs sind

Hat der Spieler Sie bei seiner Entscheidung um Rat gefragt?
Wir haben darüber gesprochen, aber schlussendlich ist das etwas, was die Jungs mit sich und ihren Eltern selber ausmachen müssen. Wenn jemand einen Rat braucht, bin ich immer gerne für ihn da.

Verstehen Sie sich denn nur als Trainer oder gleichzeitig auch als Karriereberater?
Man kann einwirken, aber mittlerweile haben die Jungs alle Spielerberater und viele auch Eltern, die immer dabei sind. Wichtig ist für mich, wie realitätsnah die Jungs sind. Wie schätzen sie sich selbst und ihre Leistung auf dem Platz ein? Es gibt diejenigen, die das nicht können, aber auch die Jungs, die genau wissen, wohin sie wollen und was ihnen dazu noch fehlt. Ich kann immer Tipps geben aus meiner eigenen Karriere, aber letztendlich verläuft jede Karriere anders.

Das Gespräch führten die GBK-Reporter Stephan Edelhäuser und Marc L. Merten

Den zweiten Teil des großen Helmes-Interviews lest Ihr am Sonntag beim GEISSBLOG.KOELN.

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