Toni Schumacher. (Foto: GBK)

Heldt-Posse: Das nächste Kommunikations-Desaster

[nextpage title=”Die beeindruckende Selbstüberschätzung des FC”]

Es scheint, als ob der 1. FC Köln in dieser Saison nicht nur auf sportlicher Ebene so viel falsch machen möchte wie irgend möglich. Neben den Leistungen auf dem Rasen, im Training und auf dem Transfermarkt ist auch die Kommunikationspolitik des Effzeh seit Monaten mangelhaft. Eindrucksvoll bewiesen dieses Mal durch Toni Schumacher.

Köln – Beim Effzeh hofft man noch immer auf Horst Heldt. Der Manager von Hannover 96 will nach Köln, wenn man den Worten der Geissböcke Glauben schenken mag. Am Montag twitterte zwar 96-Markenbotschafter Nicolas Kiefer, Heldt habe ihm verraten, in Hannover bleiben zu wollen. Doch wenig später ruderte er schon wieder zurück. Auch bei 96 weiß man offensichtlich nicht so genau, was wirklich passieren wird. Heldt sagte lediglich bei “Sky”: “So was habe ich nicht gesagt. Nach wie vor steht ein Termin mit Kind an, der Ausgang ist offen.”

https://twitter.com/Nicolas_Kiefer/status/935114438931345408

https://twitter.com/Nicolas_Kiefer/status/935153627488051201

Doch es ging bei Toni Schumacher längst nicht nur darum, ob Heldt jetzt nach Köln wechselt oder in Hannover bleibt. Es ging um den Vize-Präsidenten des FC und um seine Äußerung vor TV-Kameras zu den Problemen in der Führungsetage der Niedersachsen. Diese Probleme, vor rund zwei Monaten öffentlich geworden, waren kein Geheimnis. Also fühlte sich der Effzeh am Montag gar dazu bemüßigt, genau dies noch einmal hervorzuheben. “Toni Schumacher hat keine Interna aus Hannover ausgeplaudert und auch niemanden bei Hannover 96 angegriffen”, stellte der Klub klar. Er habe sich auf Berichte bezogen, “die am 21. September u.a. im ‘kicker’ nachzulesen waren und wiederholt aufgegriffen wurden”.

Beeindruckende Selbstüberschätzung

Was die Geissböcke dabei nicht bedachten: Der Vorwurf gegen Schumacher hatte nicht darauf abgezielt, dass dieser Interna ausgeplaudert hatte. 96-Boss Martin Kind hatte sich über den schlechten Stil des Kölner Torwart-Idols aufgeregt. Öffentlich zu erklären, als aktuell am Boden liegender Klub die Probleme eines anderen Klubs ausnutzen zu wollen, um die eigenen zu lösen, zeugt von einer beeindruckenden Selbstüberschätzung. Doch genau diese hat sich in den letzten Monaten offenbar auf vielen Ebenen eingeschlichen. Von dem stabilen Gebäude, in dem alle an einem Strang ziehen, stehen längst nur noch die Grundmauern. Der Rest ist niedergebrannt.

Dabei wäre es in der Causa Heldt so einfach gewesen: den Mund halten und abwarten. Das hätte ausgereicht, um den Wunsch-Manager zu bekommen, weil die Probleme zwischen Heldt und der 96-Führung bekanntlich tatsächlich vorherrschen. Man hätte die Kräfte einfach wirken lassen können, ohne noch in der Wunde zu stochern. Es wäre nur eine Frage der Zeit und ein, zwei geschickter Gespräche gewesen.

[nextpage title=”Die Party ist vorbei und der Kater ist unerträglich”]

Geschwätzigkeit kann schädlich sein

Dabei hatte die Suche nach einem neuen Sportchef professionell begonnen. Natürlich hatten die FC-Bosse ihre Köpfe zusammengesteckt und diskutiert, wer ihnen als sofortige Lösung einfiel. Schon damals fiel der Name Horst Heldt. Doch man entschied sich trotzdem, einen Headhunter einzusetzen. Dieser stellte eine Kandidatenliste nach vorgegebenen Kriterien zusammen, sprach die Kandidaten im Namen des FC an und lud die jeweils Interessierten zu Gesprächen ein. Ein Weg, der einem Multimillionen-Unternehmen wie dem Effzeh gerecht wird.

Zum Fußballgeschäft gehört aber eben dazu, dass solche Vorgänge nur selten in Gänze geheim bleiben. Die mediale Verlockung ist für viele Beteiligten einfach zu groß, sich an der einen oder anderen Stelle wichtiger zu machen als nötig oder einfach nur Gefälligkeiten zu erweisen, um später darauf zurückkommen zu können. In diesen Fällen zeigt sich dann, wer trotz der öffentlichen Diskussion weiter professionell bleibt. Ein “Kein Kommentar” ist auch heute noch eine zwar nicht gerne gesehene, aber akzeptierte Antwort gegenüber Journalisten. Der Weg, den Toni Schumacher jedoch einschlug, konnte in Hannover nur als Provokation empfunden werden. Insbesondere bei einem Mann wie Martin Kind, der sich schon seit Jahren darin gefällt, auf Provokationen mit Gegenprovokationen und markigen Worten zu antworten.

Die Party ist vorbei und der Kater ist unerträglich

Und so steht der Effzeh nun nicht nur weiter ohne Sportchef da. Die Geissböcke erleben schon zum wiederholten Male in diesem Kalenderjahr die Folgen mangelhafter Kommunikation. Schon einmal war Schumacher direkt beteiligt gewesen, als er – ebenfalls bei “Sky” – die Vertragsverlängerungen mit Jörg Schmadtke und Alexander Wehrle ausplauderte. Auch die Kommunikation rund um die Trennung von Schmadtke war dürftig. Statt klarer Worte versuchte der Klub, den Medien eine Teilschuld am Abschied des Managers zu geben. Und schließlich kann sich auch Werner Spinner nicht frei machen von Fehlern. Der Präsident ging öffentlich mit der Mitglieder-Initiative “100% FC – Dein Verein” auf Konfrontation. Später tätigte er Aussagen zu China, die in weiten Teilen der FC-Gemeinde für Irritationen sorgte.

Vier Jahre lang hat der 1. FC Köln sehr viel richtig gemacht. Das, was nicht so gut lief, fiel unter den Tisch, weil es sportlich kaum hätte besser laufen können. Inzwischen ist die Party vorbei und der Kater fast unerträglich. Der Effzeh muss sich nun auf allen Ebenen wieder zusammenraufen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen für einen Wiederaufbau. Dieser ist dringend nötig. Im sportlichen Bereich mit einem neuen Sportchef und möglicherweise bald auch mit einem neuen Trainer. Doch die FC-Bosse müssen auch noch viele andere Steine umdrehen, sich zudem selbst hinterfragen, ob sie in den letzten Monaten immer im Sinne des Vereins gehandelt haben. Das kann inzwischen kaum mehr jemand am Geißbockheim von sich behaupten.

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