Es waren 24 denkwürdige Minuten, die Peter Stöger dem 1. FC Köln am Donnerstagmittag im RheinEnergieStadion beschert hat. So emotional wie selten, so deutlich wie nie – der Trainer der Geissböcke hat für seinen flammenden Appell an grundlegende Werte beim Effzeh großen Respekt verdient.
Köln – “Wir haben uns von ein paar Werten, von denen wir im Verein sehr lange gelebt haben – Vertrauen, Respekt, Verantwortung – ein Stück weit losgelöst. Das ist in verschiedenen Bereichen zu erkennen. Es ist schwierig für mich und mein Trainerteam, damit Woche für Woche zu arbeiten. Aber ich finde es noch viel schwieriger und unklarer für die Mannschaft damit umzugehen. Klarheit würde uns allen gut tun.”
Von Werten trennt sich nicht der Verein. Von Werten trennen sich Menschen.
Wenn Stögers Worte eines nicht vermissen ließen am Donnerstag, dann war es Klarheit. Worte, die nicht nur an seine Mannschaft gerichtet waren, aus der das erste Mal seit vier Jahren wieder Interna an die Öffentlichkeit gelangt sind. Stögers Ansprache richtete sich vor allem an die Bosse. Er nahm zwar Geschäftsführer Alexander Wehrle aus, mit dem er in einem engen Austausch steht. “Aber es entscheiden eben mehrere Personen.” Schönen Gruß an das Präsidium!
“Von Werten trennt sich nicht der Verein. Von Werten trennen sich Menschen”, sagte Stöger auch. Der Österreicher fühlt sich nicht erst seit dieser Woche in so mancher Situation zurecht alleine gelassen. Stöger musste die Fan-Probleme kommentieren. Stöger musste die Trennung von Jörg Schmadtke kommentieren. Stöger musste die Videobeweis-Debatte kommentieren. Stöger wurde vom Klub immer an die Front geschickt, der Rest versteckte sich. Niemand stand neben ihm – und niemand steht mehr eindeutig hinter ihm.
Der richtige Zeitpunkt für einen Impuls ist längst verpasst
Es wäre eine Schande, wenn Stöger mit diesem eindrucksvollen Auftritt sein Aus beim FC besiegelt hätte – für den Fall, dass der Vorstand ihm diese Worte übel genommen haben sollte. Aber wenn die FC-Bosse Größe zeigen, dann gehen sie mit Stöger in die Winterpause und machen dann in Ruhe reinen Tisch. Den richtigen Zeitpunkt, um mit einem Trainerwechsel einen Impuls zu setzen und den Absturz zu verhindern, haben sie durch ihr Zögern ohnehin längst verpasst. Man kann nur hoffen, dass der Trainer einige Menschen beim FC aufgeweckt und daran erinnert hat, was den Klub in den letzten Jahren so erfolgreich gemacht hat. Sollte sein Appell das geschafft haben, dann hätte Stöger perspektivisch womöglich mehr erreicht als mit einem Sieg am Samstag auf Schalke. Denn dass beim FC zuletzt auch in Sachen Werten so einiges aus den Fugen geraten ist, kann niemand mehr leugnen.
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