Markus Anfang übernimmt ab der Saison 2018/19 den 1. FC Köln. (Foto: imago/Simon)

Ein Kader voller Baustellen: Aller Anfang wird schwer

[nextpage title=”Anfangs Aufgaben im Tor und in der Abwehr”]

Erfolgt in den letzten vier Spielen kein Comeback monumentalen Ausmaßes, wird Markus Anfang im Sommer seinen Job beim 1. FC Köln in der Zweiten Liga antreten. Finanziell geht es den Geissböcken gut (mehr dazu hier). Personell und fußballerisch warten aber große Baustellen auf den neuen Übungsleiter.

Köln – Die Wortspiele um den Nachnamen Anfang liegen bei einem Neustart auf der Hand. Wenn also für Markus aller Anfang schwer sein wird in Köln, so ist dies einerseits ein ziemlich flacher Witz, andererseits allerdings auch die Wahrheit. Denn bei all den Problemen der Geissböcke wird der neue FC-Coach alleine durch Handauflegen keine Heilung erzielen können. Dafür weisen der Kader und die Spieler zu große Defizite auf.

Tor

In der Torwartfrage hängt alles an Timo Horn. Die kölsche Nummer eins muss sich in einem auf seiner Position schwierigen Transfermarkt bekennen – für den nächsten Karriereschritt beim FC oder bei einem anderen Klub. Denn auch, wenn er bleibt, muss Horn an sich arbeiten. Zuletzt stagnierte seine Leistung – sie wurde nicht spürbar schwächer, doch der Schritt, den er sich selbst durch die Plattform und Erfahrung Europa League erhofft hatte, blieb aus. Mit Andreas Menger würde sich in Anfangs Trainerteam ein Mann um Horn kümmern, der vieles anders macht als Vorgänger Alexander Bade. Die Abwechslung könnte Horn gut tun. Sollte Horn jedoch wechseln, hätte der FC ein Torwartproblem. Es bräuchte eine neue Nummer eins. Der Vertrag von Sven Müller läuft aus. Mit Thomas Kessler wird der FC nicht als Stammkeeper in die Zweite Liga starten. Brady Scott wird intern heiß gehandelt als künftige Nummer eins. Doch der US-Boy ist körperlich noch schmaler als Horn zu dessen Zweitliga-Debüt-Zeiten und braucht wohl noch mindestens ein Jahr, um im Profi-Fußball anzukommen.

Anfangs-Aufgabe: Horn weiterentwickeln und dahinter mit Scott die künftige Nummer eins formen, sollte Horn den FC irgendwann verlassen.

Abwehr

Die vier Innenverteidiger (Heintz, Maroh, Meré, Sörensen) werden den 1. FC Köln wohl allesamt verlassen. Neu kommt Lasse Sobiech, vielleicht auch Rafael Czichos. Auch die Außenverteidiger-Positionen werden unter Umständen fast komplett neu besetzt. Heißt: Markus Anfang wird eine vollständig neue Abwehr erhalten. Doch die Probleme liegen tiefer. FC hat das Verteidigen verlernt. Der Dilettantismus der letzten Monate tat schon beim Zuschauen weh. Unter Stöger stieg der FC auf, weil er nur 20 Gegentore kassierte. In der laufenden Saison ist Köln die Schießbude der Liga – mit Abstand!

Anfangs-Aufgabe: Kiel hat unter Anfang die sechstbeste Abwehr der Zweiten Liga – und das als Aufsteiger. In Köln muss dieser Wert noch besser werden, damit es sicher mit dem Wiederaufstieg klappen kann. Dafür muss er nicht nur ein neues System implementieren. Er muss den Spielern, die bleiben, auch wieder Stabilität verpassen. Zudem wird es Spieler geben (w.z.B. Jannes Horn oder Tim Handwerker), die er zu echten (Außen-)Verteidigern formen muss.

[nextpage title=”Mittelfeld, Sturm und Trainer-Altlasten”]

Mittelfeld

Mit Marco Höger, Salih Özcan, Vincent Koziello und Nikolas Nartey verfügt der FC künftig über ein vielversprechendes Zentrum. Drei junge Spieler und ein international erfahrener Haudegen – eine Kombination, die passen könnte. Dennoch krankte es in dieser Saison allzu häufig an zwei Dingen: Kompaktheit gegen den Ball vor der Abwehr, spielerische Lösungen im Aufbau gerade über die Außenpositionen. Letztere werden und müssen personell neu besetzt werden, auch zentral offensiv hinter den Spitzen könnte sich noch etwas tun.

Anfangs-Aufgabe: Der neue FC-Coach präferiert in Kiel ein 4-1-4-1. Dieses System wäre für die Geissböcke zwar nicht neu, doch sie spielten es in der Vergangenheit eher selten. Ein Schlüssel zum Erfolg in diesem Aufbau: die Torgefährlichkeit aus dem Mittelfeld (in Kiel dank Schindler und Drexler gegeben). Gerade die fehlt Köln seit Jahren – ein Riesenproblem auch in dieser Saison. Das muss Anfang lösen. Dafür braucht er neue Spieler.

Sturm

Stand jetzt geht der 1. FC Köln mit Simon Terodde, Jhon Cordoba und Sehrou Guirassy in die nächste Saison. Drei Mittelstürmer, die in der Zweiten Liga eigentlich für viele Tore sorgen könnten. Dazu könnte noch Simon Zoller stoßen, wenn er denn bleibt. Yuya Osako wird den FC wohl verlassen. Claudio Pizarro bekommt sicher keinen neuen Kontrakt. In einem 4-1-4-1 hätte Markus Anfang also drei Optionen für die Sturmspitze, mit Terodde den überragenden Zweitliga-Stürmer der Spielzeiten 2014/15, 15/16 und 16/17. Er soll ein Aufstiegsgarant werden.

Anfangs-Aufgabe: Markus Anfang wird mindestens einen Stürmer brauchen (wie in Kiel Marvin Ducksch), der 15 bis 20 Tore garantiert. Dahinter wird er aber auch einen zweiten Mann benötigen, der bei Torflauten der etatmäßigen Nummer neun einspringt. Sollte Cordoba bleiben, könnte er in diese Rolle schlüpfen. Denn es ist durchaus denkbar, dass der Torlos-Stürmer der laufenden Saison unter dem neuen Trainer in einer neuen Situation, neuen Liga und neuen Ausgangslage aufblüht. Viel wird darum gehen, dass Anfang seinen Stürmern das nötige Selbstvertrauen vermitteln kann.

Trainer-Altlasten

Der FC muss körperlich eine ganze Menge aufholen. In der Hinrunde waren die Defizite fast schon lächerlich groß. Diesen Rückstand konnten die Geissböcke nie aufholen. Das lag einerseits an der schlechten Arbeit der Spieler im Sommerurlaub. Andererseits waren die Unterschiede gegenüber anderen Klubs wie Frankfurt oder Hoffenheim nicht alleine damit zu erklären. In einer robusten Zweiten Liga muss das Anfang-Team topfit und den Gegnern alleine schon körperlich überlegen sein. Doch damit nicht genug: Anfang wird auch eine neue Hierarchie aufbauen müssen. Die Spieler hatten es sich unter Peter Stöger zu gemütlich machen können und waren irgendwann nicht mehr in der Lage, gewisse Dinge mit einer Eigendynamik im Team zu klären. Unter Ruthenbeck wurde dies zwar besser, doch den alten Teamgeist konnte er nie wieder gänzlich herstellen. Zudem überraschte er ähnlich wie Stöger mit unglaubwürdigen Entscheidungen bei Kadern, Startformationen oder Wechseln. Die Spieler folgten in dieser Saison ihren Trainern nicht mehr in Gänze. Das lag vor allem an den Profis, aber auch an den Übungsleitern.

Anfangs-Aufgabe: Markus Anfang muss der uneingeschränkte Chef werden, Kumpel und harter Hund zugleich. Die lange Leine nutzten die Spieler in dieser Saison allzu genüsslich und fahrlässig aus. Auf dem Trainingsplatz und in den personellen Entscheidungen braucht es künftig wieder einen klaren, nachvollziehbaren Weg. Dafür steht der 43-Jährige.

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