Das berühmt berüchtigte Millerntorstadion. (Foto: imago/Szyza)

Lebt der Mythos Millerntor auch am Sonntag wieder auf?

Wenn der 1. FC Köln am Sonntag beim FC St. Pauli antritt, steht für viele FC-Fans eine der schönsten Auswärtstouren der Saison auf dem Programm. Der Kiez-Klub steht noch immer für den gelungenen Spagat zwischen Kult und Kommerz, zwischen leidenschaftlicher Tradition und der nicht mehr ganz so nahbaren Fußballwelt. St. Pauli steht für AC/DC, Totenkopf, Reeperbahn und Astra. Und für ein gutes Omen für den Effzeh.

Hamburg – Das Millerntorstadion gehört zum Kiez in Hamburg wie der Dom zu Köln. Manche sagen, der Mythos Millerntor würde bröckeln. Doch für viele Fußballfans ist die Reise nach Hamburg nur dann eine echte Fußballreise, wenn es gegen St. Pauli geht und nicht gegen den Hamburger SV. In dieser Saison werden die Geissböcke gegen beide Hanseaten-Klubs antreten. Auf das Duell gegen die Kiez-Kicker freuen sich die FC-Fans besonders.

Manche sprechen noch heute ehrfürchtig vom „Roar“, dem anschwellenden und am Ende bebenden Anfeuern der Paulianer, das sich von der Fankurve über die gesamte Gegengerade am Millerntor erstreckte. Fußball auf dem Kiez war nicht nur Fußball im Freudenhaus der Liga, sondern auch Fußball im Ausnahmezustand auf den Rängen. Zwar hat der Mythos Millerntor durch den Neubau an Wirkung verloren, die Zuschauer sind nicht mehr dieselben wie einst. Doch ein Spiel beim FC St. Pauli ist noch immer außergewöhnlich.

Erstliga-Atmosphäre am Sonntag

Der „Weltpokalsiegerbesieger“ kann noch immer auf seine Fans vertrauen, kann noch immer Spiele alleine mit dem schieren Willen seiner Anhänger umbiegen und für sich entscheiden. Nicht mehr so wie einst, als der FC Bayern München hier verlor. Auch, weil Spiele gegen Sandhausen, Aue und Fürth dem Mythos die Kraft genommen haben in der nunmehr achten Zweitliga-Saison in Folge. Doch wenn am Sonntag der 1. FC Köln kommt, wird das Millerntor erneut beben. „Roar“ eben.

Für die Geissböcke steht am vierten Spieltag die nächste echte Hürde auf dem Programm. Mit zwei Siegen startete Pauli gut, verlor dann aber im DFB-Pokal bei Drittligist Wehen Wiesbaden und in der Liga bei Union Berlin mit 1:4. Pauli ist angeschlagen, der FC als Tabellenführer oben auf. Doch weil es nach dem Auswärtsspiel in Bochum erneut in einen Hexenkessel der Liga geht, muss der FC auf alles vorbereitet sein. Die Atmosphäre problemlos dürfte Erstliga-Format erreichen.

Vier FC-Spieler beim letzten Auswärtssieg dabei

Ob der Fußball dem gerecht werden wird, hängt wohl auch von der Spielweise der Gastgeber ab. Der FC will dominant auftreten, auch auf dem Kiez. Ob St. Pauli den Geissböcken den Gefallen tun und mit Fußball spielen wird, ist dagegen noch offen. Gegen den Effzeh sah Pauli in der gesamten Historie beider Klubs nur selten gut aus. Nur vier der 29 Spiele konnten die Hamburger gewinnen, zwei davon zuhause. In der letzten Aufstiegssaison der Kölner holten die Geissböcke zwei Siege mit 7:0 Toren, auf St. Pauli gab es ein glattes 3:0, das bis heute als eines der entscheidenden Spiele in der Aufstiegssaison gilt.

Die Tore erzielten damals Kevin Wimmer, Patrick Helmes und Yannick Gerhardt. Timo Horn, Jonas Hector, Marcel Risse und Matthias Lehmann standen aus dem heutigen Kader in der Startelf. Seitdem hat sich viel verändert. Auf dem Platz und neben dem Platz. So ist die alte Fan-Freundschaft beider Teams aus den späten 1970er und 1980er Jahren inzwischen nicht mehr das, was sie einmal war, obwohl viele Anhänger sie weiter versuchen zu bewahren. Doch auf den Rängen treffen neue Generationen an Fans aufeinander. Andere Fans, andere Spieler und so auch in Teilen andere Vereine werden sich am Sonntag gegenüber stehen. In einem in Teilen anderen Stadion. Doch der Mythos Millerntor wird auch dann noch über dem Rasen schweben.

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