Matthias Heidrich und Carsten Schiel sind das neue NLZ-Führungsduo beim FC. (Foto: GBK)

“Die größten Talente dürfen nicht auf der Strecke bleiben”

[nextpage title=”Kann man im Leistungssport die Ergebnisse ausklammern?”]

Matthias Heidrich leitet seit einem Monat zusammen mit Carsten Schiel das Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Köln. Der einstige Bundesliga-Profi soll den Nachwuchs weiter vorantreiben und ist mit Schiel für die Ausbildung der FC-Talente verantwortlich. Der GEISSBLOG.KOELN traf das NLZ-Führungsduo zum Doppelinterview.

Lest heute Teil 1 des großen NLZ-Interviews! Am Freitag erscheint der zweite Teil.

GBK: Herr Heidrich, Sie sind jetzt seit einem Monat beim 1. FC Köln. War Ihr Wechsel zum FC der logische nächste Schritt in Ihrer Karriere oder kam er selbst für Sie etwas überraschend?

MATTHIAS HEIDRICH: „Es war nicht geplant, aber in der Idee schon das, was ich gesucht habe. In Cottbus bin ich nach fünf Jahren an die Grenzen dessen gestoßen, was ich eigentlich machen wollte. Jetzt bin ich NLZ-Leiter bei einem Klub, der andere Möglichkeiten hat.“

Armin Veh sagte im Sommer, der FC suche jemanden, der nicht wie Daniel Meyer Ambitionen habe, Profitrainer zu werden. Sie haben Ihren Fußballlehrer zusammen mit Markus Daun gemacht. Wie sehen Ihre Ambitionen aus?

MH: „Darauf haben Armin Veh und ich uns schon im ersten Gespräch verständigt. Der FC ist für mich keine Zwischenstation. Ich will hier langfristig etwas aufbauen. Auch in Cottbus war ich fünf Jahre.“

Auf den ersten Blick: Bei der B- und A-Jugend läuft es gut, bei der U21 schlecht

Wie sind die ersten Wochen hier angelaufen?

CARSTEN SCHIEL: „Matthias hat viele Gespräche geführt, sich einen Eindruck verschafft und die Struktur angeschaut. Die Aufgabenverteilung wird in der neuen Doppelspitze gleich bleiben, Matthias wird die Rolle übernehmen, die Daniel Meyer hier inne hatte.“

MH: „Das heißt, dass wir beide für den Nachwuchs in der Verantwortung stehen und alles, was sich mit dem Profibereich überschneidet, mit Frank Aehlig und Armin Veh absprechen.“

Wie fällt Ihr erstes sportliches Fazit aus?

MH: „Auf den ersten Blick könnte man sagen: Bei der B- und A-Jugend läuft es gut, bei der U21 schlecht. Wenn ich mich von den Tabellenständen löse, muss man aber sagen: Unser sportliches Niveau ist gut. Wir haben von der U16 bis U19 in allen Altersklassen mehrere Nationalspieler. Und auch in der U21 haben wir viele Talente, weshalb ich mir sicher bin, dass wir uns da auch wieder in andere Tabellenregionen entwickeln werden.“

Wer erfolgreich ist, ist in der Regel aufnahmefähiger

Jörg Jakobs hat mal als FC-Sportdirektor gesagt, man müsse im Nachwuchs weg von den Ergebnissen gehen. Ist das im Leistungssport möglich?

MH: „Da muss man natürlich unterscheiden, in welchem Alter die Spieler sind, aber auch, was man mit jedem einzelnen Spieler erreichen will. Generell kommt man ab der U17 in den Leistungsbereich, und der heißt nicht umsonst so. Ab diesem Zeitpunkt geht es darum, sich in Richtung Profifußball zu entwickeln.“

CS: „Was aber nicht bedeutet, dass ab diesem Moment die Ergebnisse im Vordergrund stehen. Aber: Wer erfolgreich ist, ist in der Regel aufnahmefähiger. Dazu müssen wir uns immer die Frage stellen: Soll ein Spieler eingesetzt werden, der körperlich schon weiter ist und der Mannschaft jetzt mehr helfen kann, oder soll ein jüngerer Jahrgang spielen, der körperlich zwar noch einen Schritt zurück ist, dafür mittelfristig fußballerisch das größere Potential hat? Es geht auch um Einsatzzeiten in Verbindung mit dem Entwicklungspotential.“

MH: „Erfolg hin oder her – es darf nicht passieren, dass die Spieler mit den größten Anlagen auf der Strecke bleiben.“

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Man hatte den Mittelstürmer abmoderiert – jetzt kommt er wieder

Nach der WM wird wieder viel über die Ausbildung der Talente gesprochen. Es heißt, es gäbe keine Mittelstürmer, keine Dribbler, keine Typen: Was zieht der FC aus dieser Debatte?

MH: „Ich glaube relativ wenig davon. Die Deutschen sind bei der WM nicht rausgeflogen, weil sie keinen Mittelstürmer hatten oder keinen, der im Eins gegen Eins stark war. Vielmehr haben gewisse Grundtugenden gefehlt. Aber es ist richtig: Den Mittelstürmer hatte man abmoderiert, es hieß, den brauche man nicht mehr. Jetzt kommt er wieder. Das ist das übliche Auf und Ab im Fußball.“

Beim FC ist man in den letzten Jahren mit einem starken Neuner gut gefahren. Anthony Modeste, jetzt Simon Terodde…

MH: „Und wenn ich in unseren Nachwuchs schaue, sehe ich in jedem Kader einen solchen Spieler. Kaan Caliskaner in der U21, Maximilian Möller in der U19, Jacob Jansen in der U17. Ich finde es wichtig, dass ein Spieler mit Wucht vorne agiert, Gegenspieler bindet. Denn wie stellen wir die Spieler in der Innenverteidigung auf? Mit körperlicher Präsenz, mit Kopfball- und Zweikampfstärke. Dagegen musst du Stürmer stellen, die sich behaupten können.“

Ein Trainer muss den Mut der Spieler fördern

CS: „Und was die Qualität im Eins gegen Eins angeht, hängt auch viel vom Trainer ab. Ein Trainer muss den Mut der Spieler fördern, muss sie animieren, es zu versuchen, sich zu trauen, das direkte Duell anzunehmen. Das sehe ich beim FC. Wir unterstützen das.“

Armin Veh hat die fehlenden Dribbler ja auch angemerkt. Es würde nur noch in taktischen Korsetts gedacht.

MH: „Nicht jeder Spieler hat die Fähigkeit, sich gut im Eins gegen Eins zu behaupten, aber diejenigen, die diese individuelle Qualität haben, müssen sie ausleben können.“


Am Freitag lest Ihr den zweiten Teil des großen NLZ-Interviews – dann mit der Analyse der U21, U19 und U17 und der Frage, wie es um U21-Trainer Markus Daun steht.

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