Armin Veh war mit der zweiten Halbzeit seiner Mannschaft zufrieden. (Foto: Mika Volkmann)

Sportlich läuft’s! Aber wie groß ist das politische Risiko?

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Der 1. FC Köln hat ein Ausrufezeichen gesetzt und sich in der Zweiten Liga an der Tabellenspitze abgesetzt. Mit nun 19 Punkten nach acht Spielen liegen die Geissböcke klar auf Kurs. Doch in den kommenden Tagen wird der politische Machtkampf nach außen treten. Wie sehr wird dieser dem Klub schaden?

Köln – Wenn der 1. FC Köln in neun Tagen zur Mitgliederversammlung ruft, werden die Geissböcke wohl von der Tabellenspitze grüßen. Nur eine Niederlage in der kommenden Woche gegen den MSV Duisburg und zwei Siege von Union Berlin könnten das noch verhindern. Doch daran glaubt kaum jemand.

Nach einer perfekten Englischen Woche stehen die Geissböcke mit 19 Punkten und 21 erzielten Toren nach acht Spieltagen ganz oben. Die letzte Woche brachte nicht nur neun Zähler aus drei Spielen, sondern auch eine über weite Strecken deutlich stabilere Leistung, vor allem gegen Bielefeld sah es erstmals so aus, wie sich Trainer Markus Anfang wünscht. Dass der FC dabei noch immer deutlich von seiner Bestform entfernt scheint, lässt Verantwortliche wie Fans gleichermaßen hoffen, dass der Aufstieg in dieser Saison tatsächlich gelingen wird.

Kommen am 10. Oktober über 5000 Mitglieder?

Vier Punkte vor dem bislang ärgsten Verfolger Fürth, fünf Zähler vor dem wohl größten Konkurrent, dem Hamburger SV, und sollte der FC Union Berlin am Montagabend beim FC Ingolstadt mit Neu-Trainer Nouri verlieren, wäre der erste Nicht-Aufstiegsplatz bereits sechs Punkte weg (andernfalls fünf). Kein Team schoss bislang so viele Tore wie Köln (21), und weil sich inzwischen die Abwehr etwas stabilisiert hat, scheint der FC sportlich aktuell fast alles im Griff zu haben.

Politisch hingegen stehen die Geissböcke vor einer Zerreißprobe. Rund 5000 Mitglieder erwartet der 1. FC Köln am 10. Oktober in der Lanxess Arena zur Mitgliederversammlung. Es werden zwar nicht ganz so viele sein wie im Vorjahr, als die Initiative “100% FC – Dein Verein” für einen Riesenandrang gesorgt hatte. Die Brisanz dürfte aber noch einmal höher sein. Es geht um weit mehr als verschenkte Hoodies, um eine unpassende Wortwahl von Geschäftsführer Armin Veh oder um die erneute Aufarbeitung des Abstiegs. Es geht um die Zukunft des FC.

[nextpage title=”…die Politik spaltet den FC im Kern”]

Es wird taktiert, wohin man schaut

Die Wahl des neuen Mitgliederrates steht dabei im Mittelpunkt. Darüber hinaus werden mehrere teils brisante Anträge auf Satzungsänderungen zur Wahl stehen. Der Vorstand, eigentlich in sich zerstritten, übt sich in Eintracht, gemeinsam mit den Geschäftsführern Veh und Wehrle, die zwar in Vereinsfragen nicht mitreden dürfen, aufgrund der engen Verbindung zwischen Verein und KGaA aber großen Einfluss haben. Der Mitgliederrat hingegen wird neu gewählt, die bisherigen 14 Gremiumsmitglieder befinden sich längst im Wahlkampfmodus und werben um ihre Wiederwahl gegen 27 zusätzliche Kandidaten. Es wird taktiert, wohin man schaut.

Das aktuellste Beispiel: Nach der Veh-Attacke auf Stefan Müller-Römer schwieg der Angegriffene, anstatt öffentlich zu kontern. Dafür trat Ho-Yeon Kim hervor und sprach “für unser Gremium”, obwohl er dies medial zuvor noch nie getan hatte. Bis dato hatten sich immer Müller-Römer oder Carsten Wettich in ihrer Funktion als Vorsitzende selbst zu Wort gemeldet. Der Rest des Mitgliederrates hatte geschwiegen. Doch dieses Schweigen ist vorbei. Jeder kämpft für sich um die Stimmen der Mitglieder.

Wirkt sich die Politik auf den Sport aus?

Wer am Ende eines wohl sehr langen Abends die Nase vorn haben und den neuen Mitgliederrat bilden wird, ist noch offen. Die Neubesetzung und die Entscheidungen über die Anträge werden die Richtung vorgeben, in die sich der FC in den folgenden Jahren entwickeln wird. Zunächst nur politisch, mittelfristig aber wohl auch sportlich. Bislang wirkten sich die politischen Spannungen nicht auf die sportliche Ebene aus. Andere Klubs (und auch der FC) haben in der Vergangenheit aber gezeigt, dass sich dies schnell ändern kann. Dass Armin Veh seine Gedanken kürzlich nicht mehr für sich behalten konnte, sondern öffentlich ein Gremiumsmitglied attackierte, zeigt, wie kurz die Zündschnur einiger Verantwortlicher in den letzten Wochen geworden ist. Die politische Spannung steht bei der sportlichen Leitung längst im Türrahmen.

Auf der Mitgliederversammlung dürfte es daher auch noch einige Überraschungen geben. Denn es ist kaum vorstellbar, dass der Wahlkampf ohne schwere Vorwürfe in beide Richtungen ablaufen wird. Das Rennen ist längst zu einem Machtkampf geworden. Einerseits um das künftige (2019 zu wählende) Präsidium und damit möglicherweise auch über die künftige Geschäftsführung, die aktuell voll hinter dem amtierenden Vorstand steht. Andererseits um die Deutungshoheit, wie weit der Einfluss der Mitglieder nicht nur auf den Verein, sondern auch auf die ausgelagerte KGaA und Lizenzspielerabteilung gehen soll. Sportlich mag alles rund laufen. Doch der politische Kampf hat gerade erst begonnen.

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