Anthony Modeste wird wohl nie wieder für Tianjin Quanjian jubeln. (Foto: imago/imaginechina)

Ribery und Drogba: Darum hat Modeste gute Chancen

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Am Dienstag um 15 Uhr startet der 1. FC Köln mit Anthony Modeste in die Vorbereitung auf das Zweitliga-Spiel beim SV Darmstadt 98. Der Franzose wird bis dahin wohl noch keine Spielgenehmigung erhalten. Doch der Effzeh ist zuversichtlich, dass sich dies bald ändert – und anschließend auch nicht mehr ändern wird.

Köln – Der 1. FC Köln und Anthony Modeste haben bei der FIFA beantragt, den Transfer des Franzosen vorläufig zu genehmigen und dem 30-Jährigen anschließend eine vorläufige Spielgenehmigung zu erteilen. Weil der Transfer international erfolgt, kann nur die FIFA diese Genehmigung erteilen – unabhängig von dem anhängigen Verfahren zwischen Modeste und seinem Ex-Klub Tianjin Quanjian FC.

Die Chinesen haben zwar angekündigt, gegen den Wechsel des Stürmers zurück nach Köln klagen zu wollen – zur Not vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS. Doch die Anwälte der Geissböcke, allen voran Staranwalt Christoph Schickhardt, sind sich sicher, das Recht auf ihrer Seite zu haben. Eine Zuversicht, die sich auch aus der Vergangenheit und bisherigen Fällen dieser Art ergibt. Zwei Namen spielen dabei eine besondere Rolle: Didier Drogba und Franck Ribéry.

Shanghai: Drogba macht es wie Modeste

Rückblick in den Januar 2013, Shanghai, China: Didier Drogba wollte nicht mehr. Der Ivorer, mit dem FC Chelsea einst Champions-League-Sieger geworden, hatte keine Lust mehr auf die Chinese Super League (CSL). Der Weltstart und Sturmpartner von Nikolas Anelka hatte mehrere Monate lang kein Gehalt mehr überwiesen bekommen, dazu kamen Chaos im Klub mit dem Besitzer, Trainingsboykotts und sportlicher Misserfolg. Entscheidend aber war, dass Drogba nicht jede Woche seine 250.000 Euro überwiesen bekam, wie man ihm zugesagt hatte. Drogba kündigte seinen Vertrag, verließ China und schloss sich Galatasaray Istanbul an.

Die Chinesen klagten gegen den ablösefreien Abschied ihres Superstars auf Vertragsbruch, doch sie verloren: Erst bestätigte die FIFA den Transfer vorläufig, stattete den Ivorer mit einer vorläufigen Spielgenehmigung aus und schließlich verlief die Klage aus Shanghai im Sande. Drogba bekam Recht, spielte weiter für Galatasaray und selbst der FC Schalke 04, Gegner der Türken in der Champions League, konnte mit seinem Einspruch gegen die Spielgenehmigung für den Stürmer nichts erreichen. Die FIFA bestätigte ihre Entscheidung und damit auch den Transfer.

Istanbul: Ribéry und Marseille gegen Galatasaray

Ein weiterer Rückblick, diesmal in den Sommer 2005: Wieder war Galatasaray Istanbul beteiligt, nur diesmal als Verlierer. Der Spieler hieß: Franck Ribéry. Der Franzose war erst im Winter 2005 vom FC Metz für fünf Millionen Euro in die Türkei gewechselt. Nur ein halbes Jahr später flüchtete der heutige Altstar des FC Bayern München zurück in seine Heimat und schloss sich Olympique Marseille an – ablösefrei trotz laufenden Vertrags bei Galatasaray. Die Türken tobten, doch Ribéry hatte vier Monate lang kein Gehalt erhalten. Daher hatte er sein Recht selbst in die Hand genommen, gekündigt und sich Marseille angeschlossen.

[nextpage title=”Ribery vor dem CAS – Journalist erklärt Probleme in China”]

CAS gibt Ribéry Recht

Galatasaray gab nicht auf, rief zunächst die FIFA an, die allerdings ebenso verfuhr wie später bei Drogba: Marseille und Ribéry bekamen Recht, der Linksaußen durfte sofort für die Franzosen spielen, der Transfer galt als gültig. Doch aus Istanbul kam die Ansage, man werde sich vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS wiedersehen. Und so kam es auch. Doch fast zwei Jahre später, im Frühjahr 2007, fiel das endgültige Urteil, das wohl auch dem 1. FC Köln nun die Sicherheit verleiht: Der CAS bestätigte die Entscheidung der FIFA und lehnte eine Transferentschädigung für Galatasaray ab.

Sollte Anthony Modeste also tatsächlich über einen längeren Zeitraum kein Gehalt bekommen haben, so gilt als sicher, dass der Franzose sich keine Sorgen vor Gericht machen müsste. Der 1. FC Köln sieht es mit Anwalt Schickhardt genauso, auch, weil in China offenbar einige Dinge anders laufen als eigentlich in der FIFA vorgesehen. Der in Shanghai ansässige Sportreporter und Autor Cameron Wilson erklärte via Twitter die Causa so: “Wann immer sich ein CSL Klub darüber beschwert, dass ein ausländischer Spieler seinen Vertrag bricht, geht ist fast immer darum, dass der Klub eine chinesische, doppeldeutige Interpretation des Vertrags anwendet”, schrieb der Reporter. “Das funktioniert aber nur bei chinesischen Spielern, weil diese wissen, wie es in ihrem Land läuft. Ich habe inzwischen die Übersicht verloren, wie häufig sich ausländische Spieler schon beschwert haben, weil ihr Klub gegen das verstößt, was schriftlich in ihrem Vertrag ausgehandelt wurde, weil sie ihr Gehalt nicht bekommen haben oder weil der Klub Dinge in den Vertrag hinein liest, die einfach nicht dort stehen.”

Modeste nur der jüngste Fall einer langen Liste

Und weiter: “Ich kann mich nicht erinnern, dass auch nur ein einziger chinesischer Fußballklub ein internationales Verfahren gegen einen ausländischen Spieler gewonnen hat, denn sobald das Verfahren aus China herausgetragen wird, wird der Vertrag vor einem internationalen Gericht genau so ausgelegt, wie er aufgeschrieben wurde.” Dies sei das entscheidende Problem des chinesischen Fußballverbandes, weil das nationale Recht anders funktioniere als die internationale Rechtssprechung im Fußball, wo alle Verträge eigentlich gewissen Standards entsprechen müssten. “Sobald das Management der CLS-Klubs in Kontakt mit der Außenwelt kommt, die unter FIFA-Regeln funktioniert, brechen die Dinge zusammen – und das Verfahren um Anthony Modeste ist nur der jüngste Fall einer sehr langen Liste.”

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