Markus Anfang. (Foto: GBK)

Anfang: “Es war hart, das wieder zurückzuholen”

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Von Tag eins unter Markus Anfang wurde beim 1. FC Köln über das Spielsystem gesprochen. Das ist heute nicht anders, doch inzwischen ist von einem anderen System als zu Saisonbeginn die Rede. Die Umstellung vom 4-1-4-1 auf ein 3-5-2 hat gefruchtet. Jetzt soll sie dauerhaft Erfolg bringen.

Köln – Dieses Spiel gegen Heidenheim, es geht Markus Anfang nicht aus dem Kopf. Das 1:1 (0:1) am 11. Spieltag vor heimischem Publikum. Nur ein Punkt. Kein Sieg. Trotz 31:12 Torschüssen. Trotz 70:30 Prozent Ballbesitz. Trotz 61:39 Prozent Zweikämpfen. Trotz 661:266 gespielten Pässen. Trotz einer eigenen Passquote von 84 Prozent. Alles hatte an diesem Tag am 27. Oktober 2018 eigentlich für einen Erfolg der Geissböcke gesprochen. Doch am Ende hatte sich seine Mannschaft nicht belohnt.

Gut möglich, dass Markus Anfang noch lange an diese Partie zurückdenken wird. Es war das vorletzte Spiel im 4-1-4-1, in dem von Anfang präferierten System. Statistisch gesehen war es das beste Spiel, das die Geissböcke in dieser Saison absolviert haben. Statistisch aber natürlich nur dann, wenn man die entscheidende Statistik – das Ergebnis – ausklammert. Danach, eine Woche später in Hamburg, beerdigte die Mannschaft mit einer unterirdischen Leistung das System schließlich selbst. Anfang blieb keine andere Möglichkeit, als über alternative Lösungsansätze nachzudenken.

Das veränderte Gefühl

Seitdem, seit dem denkwürdigen 8:1 gegen Dresden, blüht seine Mannschaft wieder auf. In einem 3-5-2 mit zwei echten Spitzen, ohne einige zuvor offensichtliche Problemzonen, dafür mit einem größeren Wohlfühlfaktor für seine Spieler. “Die Mannschaft fühlt sich gerade wohl, macht es richtig gut”, sagte Anfang am Montag. “Wir sind in der Lage Tore zu schießen. Das weiß inzwischen jeder. Aber wir sind nun auch in der Lage, zu Null zu spielen. Das ist für uns ein ganz wichtiges Gefühl.”

Freilich liefen auch die letzten drei siegreichen Spiele nicht immer perfekt. Die erste Halbzeit in Darmstadt bleibt eine Warnung, dass es ohne Grundtugenden nicht klappen wird – egal in welchem System. Doch ein entscheidendes Gefühl hat sich eingestellt: dass die Balance zwischen Defensive und Offensive stimmt, und das trotz oder gerade wegen einer offensiven Spielidee, in der Köln dominanter auftritt als zuvor, mit zwei echten Spitzen, mit einer stabilen Dreierkette hinten drin, die von den Außenspielern und dem alleinigen Sechser unterstützt und ergänzt wird.

Entscheidend ist, wie wir uns bewegen

Mit dieser veränderten Balance, die sich gegen Fürth erstmals in dieser Saison über 90 Minuten zeigte, kam auch das Gefühl wieder, Spiele in Serie gewinnen zu können. “Es war hart, das wieder zurückzuholen”, gestand Anfang. Für seine Spieler, aber auch nicht zuletzt für ihn selbst. In intensiven Gesprächen mit der Mannschaft, mit seinem Trainerteam, mit Sportchef Armin Veh. Heraus kam eine Anpassung, die auf den ersten Blick eine klare taktische Veränderung nach sich gezogen hat, die Anfang aber eher umschreibt. “Ich habe immer gesagt, dass wir in Räumen spielen. Beim Anpfiff steht man irgendwie, entscheidend ist aber, wie wir uns bewegen.”

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Du kannst bestimmen, wo du den Ball haben willst

Diese Bewegungen in den Räumen stimmten zuletzt wieder viel besser als in den sieglosen Wochen. Anfang hatte immer wieder von einem Prozess gesprochen. Dass dieser eine Systemumstellung beinhalten würde, war eigentlich nicht eingeplant gewesen. Doch Anfang rang sich dazu durch und scheint nun die nötige Mischung gefunden zu haben, die in der Zweiten Liga auch auf lange Sicht erfolgsvorsprechend zu sein scheint. Auch, weil die Abhängigkeit von Simon Terodde, trotz dessen weiterhin beängstigend starker Quote, reduziert und auf mehr Schultern verteilt wurde, nicht zuletzt auf Jhon Cordoba.

Das hervorragend harmonierende Sturmduo hat aber nicht nur das Offensivspiel verändert, sondern auch das Verhalten des Gegners. “Mit zwei Stürmern kommt eine gegnerische Mannschaft normalerweise mehr über die Flügel”, erklärte Anfang, der mit seinen beiden Angreifern aber noch besser den gegnerischen Spielaufbau beeinflussen kann. “Wir können die Stürmer aber auch auf beiden Seiten von außen anlaufen lassen, dann kommt der Gegner eher durchs Zentrum. Du kannst also bestimmen, wo du den Ball haben willst. Wir können also versuchen, den Gegner dahin zu bringen, wo wir unsere stärksten Balleroberer haben.”

Das gelang gegen Dresden und Darmstadt vor allem in der zweiten Hälfte gut, gegen Fürth passte diese Idee über die gesamte Spieldauer. Anfang wäre aber nicht Anfang, wenn er nicht auch beide Seiten der Medaille beleuchten würde. Nämlich die, die durch das nicht mehr verwendete 4-1-4-1 nun wegfällt. “Jetzt dribbelt vom Gegner keiner mehr aus dem Zentrum in unser Mittelfeld rein, das kann man positiv bewerten”, sagte Anfang, fügte aber an: “Andererseits hätten wir den Ball in solchen Moment durch unser Pressing gewinnen und dann in die offenen Räume spielen können. Das können wir jetzt nicht mehr. Diese Möglichkeit umzuschalten haben wir jetzt nicht mehr. Das könnte man als ein Negativ ansehen. Alles hat also seine Vor- und Nachteile.”

Eine schöne Erkenntnis

Und so wird Anfang wohl auch noch länger das Wissen mit sich herumtragen, dass das 4-1-4-1 eigentlich auch gut funktioniert hatte, immerhin gab es auch in dieser Formation im September drei Siege in Folge. Nun geht es aber darum, in der veränderten Grundausrichtung die neuerliche Siegesserie auszubauen. “Wir können so oder so drei Spiele in Folge gewinnen. Das ist eine schöne Erkenntnis.”

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