Traf erstmals wieder daheim in Müngersdorf seit dem 4:3 im Mai 2017 gegen Bremen: Anthony Modeste. (Foto: Mika Volkmann)

Mehr Fragen als Antworten: Das war gut, das war schlecht

[nextpage title=”Nur die individuelle Klasse punktet”]

Der 1. FC Köln hat das erste der drei Zweitliga-Spiele in der Englischen Woche mit 3:1 (0:1) gewonnen. Doch der Sieg gegen den SV Sandhausen lässt kaum Schlüsse zu, ob die Spieler verstanden haben, worum es geht. Die 90 Minuten warfen mehr Fragen auf, als dass sie Antworten lieferten.

Köln – Der doppelte Modeste, sonst hatte der 1. FC Köln am Samstag gegen Sandhausen wenig zu bieten gehabt. Das Team von Trainer Markus Anfang verpasste die Chance, sich neuen Kredit zu erspielen. Dabei wäre ein Signal, auch nach innen, vor den Spielen in Aue und Ingolstadt wichtig gewesen.

Das war gut

In der ersten Halbzeit konnte selbst dem FC zugeneigten Beobachter nicht viel Positives auffallen. Und das, was in die Kategorie “gut” gehören könnte, war nicht wirklich gut, sondern maximal befriedigend. Lediglich drei Spieler machten in den ersten 45 Minuten hin und wieder auf sich aufmerksam: Jhon Cordoba allen voran und mit Abstrichen noch Christian Clemens und Dominick Drexler. Einzig dieses Trio zeigte sich bemüht, so etwas wie Fußball auf den Rasen in Müngersdorf zu bringen.

Bemerkenswert ist dies durchaus. Schließlich gehören diese drei Spieler zu jenen FC-Profis, die Trainer Markus Anfang einiges zu verdanken haben. Drexler ohnehin, der seinem Coach aus Kiel nach Köln folgen durfte. Aber auch Clemens, der nach völlig verkorksten anderthalb Jahren seit seiner Rückkehr zum FC schon auf dem Abstellgleis schien, unter Anfang aber aufblühte: zwei Tore und vier Vorlagen zu Saisonbeginn zeugten von einem gänzlich anderen Clemens, bis er sich schwer verletzte und jetzt versucht wieder in die Form des Sommers zu kommen. Und dann wäre da natürlich noch Cordoba, aus dem Anfang den Stürmer formte, den viele in Köln schon abgeschrieben hatten – Anfangs fraglos größte Leistung bislang als FC-Trainer. Dass lediglich diese drei Spieler in Halbzeit eins engagiert auftraten, mochte Zufall gewesen sein. Auffällig war es dennoch.

Positiv und spielentscheidend war, dass Anfang gegen Sandhausen mit seinen Auswechslungen und Umstellungen nach der Pause richtig lag. Marco Höger überzeugte gegen müder werdende Gäste mit klugem Aufbauspiel in der Dreierkette. Louis Schaub und Anthony Modeste erledigten mit ihrer individuellen Klasse in der Schlussphase den Rest. Jedoch war die Summe der Qualität aller Einzelspieler am Ende auch nötig, um Sandhausen zu besiegen. Denn im Kollektiv hatte es der FC nicht geschafft, das eigene Potential auch nur ansatzweise abzurufen.

[nextpage title=”Selbst Jonas Hector lässt Fragen offen”]

Das war schlecht

Für die erste Hälfte des Effzeh gegen Sandhausen wurde die Kategorie “schlecht” erfunden. Bis auf die erwähnten Versuche von Cordoba, Clemens und Drexler lieferte Köln vor der Pause eine schaurige Vorstellung ab. Defensiv wieder einmal schläfrig und lustlos gegen aggressive Sandhäuser. Im Spielaufbau fahrig, fehlerhaft, ohne Struktur, ohne klare Abläufe, ohne die Überzeugung und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, den Gegner ausspielen zu können.

Exemplarisch für den Totalausfall in den ersten 45 Minuten war Jonas Hector. Der Kapitän, eigentlich ein Muster an Zuverlässigkeit, taktischer Disziplin, Konzentration und Ruhe, verlor sich und sein Team in Raum und Zeit. Fehler en masse, behäbig und uninspiriert, ging von Hector nichts von dem aus, das ihn einst zum Nationalspieler machte. Und so wunderte es nicht, dass sich andere Spieler von Geis über Schmitz bis Jannes Horn und Terodde diesem Niveau anschlossen.

Umso überraschender fiel die Analyse von Markus Anfang nach der Partie aus. “Nach dem frühen Gegentor sind wir in unser Spiel reingekommen, haben Druck aufgebaut, hatten immer wieder Torraumszenen”, bewertete der FC-Coach die erste Halbzeit gänzlich anders als wohl jeder andere Zuschauer an diesem Tag im Stadion. “Das Einzige, was uns in der ersten Hälfte abgegangen ist, war die Konsequenz im Zweikampf”, war Anfang überzeugt. Der Trainer der Geissböcke vermied es damit einmal mehr, seine Spieler für die Leistung in Hälfte eins öffentlich zu kritisieren. Das mussten dann die Spieler selbst übernehmen: Marco Höger und Timo Horn sprachen aus, was Anfang vermied (die Stimmen zum Spiel hier).

So geht es weiter

Möglicherweise wollte Anfang seine Spieler nach dem so wichtigen Sieg auch mit allzu harter Kritik verschonen, zumindest öffentlich. Intern soll er dagegen dem Vernehmen nach schon in der Halbzeitpause ganz andere Töne angeschlagen haben. Anfang weiß aber, dass er in den kommenden Tagen alle Spieler braucht, um in Aue und in Ingolstadt weiter zu siegen.

Nach der Niederlage des Hamburger SV beim SSV Jahn Regensburg können die Geissböcke tatsächlich mit einem Sieg in Aue wieder die Tabellenführung übernehmen. Eigentlich kaum zu glauben nach den schwachen letzten Wochen, zumal auch nach dem 3:1 gegen den SVS immer noch nicht klar ist, ob die Spieler verstanden haben, was nötig ist, um den Aufstieg zu schaffen. Doch es würde zum Auf und Ab des FC in dieser Saison passen, wenn Köln in nur wenigen Tagen aus einer Krise heraus an die Tabellenspitze der Zweiten Liga stürmen würde.

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