Markus Anfang im Blick. (Foto: Mika Volkmann)

Der dritte Rückfall: Für Anfang wird es jetzt eng

[nextpage title=”Der dritte Rückfall”]

Nur ein Mal in der Historie des 1. FC Köln hat ein Aufstiegstrainer der Geissböcke in der folgenden Bundesliga-Saison nicht die Früchte seiner Arbeit ernten können. Huub Stevens ging im Sommer 2005 allerdings freiwillig. Droht nun Markus Anfang als erstem FC-Trainer nach dem Aufstieg die Entlassung? Soweit ist es längst nicht. Doch für den 44-Jährigen wird es immer schwieriger.

Köln – Am Ostermontag wirkte das 0:3 des 1. FC Köln bei Dynamo Dresden noch nach. Sprechen wollte Markus Anfang nicht. Keine öffentliche Analyse der Niederlage, keine Erklärungen für das blamable Versagen seiner Mannschaft in allen Bereichen. Intern ging die Aufarbeitung jedoch vonstatten, mit dem Trainer, mit Sportchef Armin Veh. Denn wie schon nach dem 2:3 in Paderborn galt auch am Montag das Motto: Nach einer solchen Niederlage kann man nicht zur Tagesordnung übergehen.

Der 1. FC Köln erlebt in dieser Saison nun schon den dritten Rückfall. Zunächst die vier sieglosen Spiele zwischen Spieltag neun und zwölf mit dem Tiefpunkt beim Hamburger SV (0:1). Dann die drei Niederlagen aus vier Spielen zum Rückrundenauftakt mit der erwähnten Last-Minute-Pleite beim SC Paderborn. Nun ist Köln erneut seit drei Spielen ohne Dreier, kassierte vier Gegentore bei der schlechtesten Offensive der Liga (Duisburg), gab gegen den HSV einen Sieg nach einer katastrophalen zweiten Halbzeit aus der Hand und führte diesen Leistungsabfall in Dresden an einen neuen Tiefpunkt.

Fakten versus Gefühl

Drei Rückfälle, drei Einbrüche, drei teils unerklärliche Verweigerungen der Mannschaft, ihrem Trainer zu folgen, sich der Zweiten Liga zu stellen und den einzigen Wettbewerb, den der FC in dieser Saison erfolgreich bestreiten will und muss, mit dem nötigen Ernst anzugehen. Man darf bei noch immer acht Punkten Vorsprung auf Rang drei und noch vier ausstehenden Spielen durchaus davon ausgehen, dass der Effzeh sein Saisonziel trotzdem erreichen wird, womöglich schon am kommenden Wochenende, wenn auch auf der Couch. Doch über das Wie und das Warum der vielen Aufs und Abs dürfte noch ausgiebig diskutiert und analysiert werden am Geißbockheim.

Dabei ist Markus Anfang wahrlich nicht zu beneiden. Der FC-Trainer übernahm im Sommer 2018 eine kaputte Mannschaft, sportlich am Boden, mental angeschlagen und so tief gefallen wie noch nie ein Kölner Team zuvor. Dennoch führte Anfang den Effzeh über 30 Spieltage hinweg auf Rang eins, souverän mit sechs Punkten Vorsprung vor Rang zwei, acht Zählern vor Rang drei, einem Torverhältnis von +36 mit 75 erzielten Toren. Unter Anfang spielten die Geissböcke in dieser Saison einen über weite Strecken rigorosen Offensivfußball, erzielten bislang im Schnitt pro Spiel 2,5 Treffer und lieferten Schützenfeste in Serie ab. In sieben Spielen traf der FC jeweils mindestens vier Mal.

[nextpage title=”Die Fassade bröckelt”]

Keine Einheit, kein Vertrauen

Dennoch sprang der Funke nie wirklich über. Im Gefühl, das schon die gesamte Saison über dem FC und speziell über dem Trainerteam hängt, schwang immer ein negativer Unterton mit. Markus Anfang galt für viele Fans zunächst als Ex-Leverkusener, dann als einer der “Systemtrainer”, von denen man beim FC seit Uwe Rapolder und Stale Solbakken nichts hält. Und weil er auch noch von Holstein Kiel kam und zwei Ex-Spieler mit nach Köln brachte, wurde jedes Unentschieden, jede Niederlage, selbst jeder nicht überzeugende Sieg für Anfang zum Problem.

Damit aber nicht genug. Anfang bekam auch ein Problem mit der Mannschaft. Nach dem 0:1 beim Hamburger SV wurden erstmals Stimmen laut, dass Teile des Teams, insbesondere die alte Führungsgarde um Höger, Hector und Horn, dem Trainerteam nicht folgen würden. Die Abneigung der Spieler soll dabei weniger Anfang selbst, als seinem Co-Trainer Tom Cichon gegolten haben. Aber auch untereinander wuchs das Team nicht so zusammen, wie man es sich in der sportlichen Führung erhofft hatte. Zwar müssen einzelne Grüppchen in einer Mannschaft nicht negativ auf das Gesamtgefüge wirken. Beim FC jedoch existiert über eine Zweckgemeinschaft hinaus nichts, was den Begriff “Team” verdient hätte. Auch, weil Anfang es nur allzu selten verstand, die verschiedenen Charaktere zu moderieren und zusammenzufügen.

Die Fassade bröckelt

Die Spiele gegen Duisburg, den HSV und speziell in Dresden haben nun dazu geführt, dass die Fassade bröckelt. Wieder einmal in dieser Saison beim FC. Schon während der Vorstandskrise wurde deutlich, dass beim FC hinter den Kulissen längst nicht alles so positiv ist, wie es nach außen kommuniziert wurde. Lange hatte man versucht, den Schein einer harmonischen Führungsetage zu wahren. Dann flogen doch die Fetzen, am Ende musste Präsident Werner Spinner gehen.

Was nun einer gewissen Ironie nicht entbehrt: Spinner hatte auch deshalb gehen müssen, weil er seinen Vizepräsidenten eine Sprachnachricht geschickt hatte, in der er dazu aufgefordert hatte, entweder die Geschäftsführung oder das Trainerteam zu entlassen. Nun erscheint es zumindest denkbar, dass Sportchef Armin Veh am Ende einer umfangreichen Analyse zu dem Schluss kommen könnte, dass der Ex-Präsident zumindest in der Personalie Anfang auf der richtigen Fährte gewesen war. Denn der Trainer der Geissböcke hat, Aufstieg hin oder her, kaum mehr Kredit.

DAS KÖNNTE DICH AUCH INTERESSIEREN

DISKUTIER MIT!

Willkommen im Kommentarbereich des GEISSBLOG!
Hier kannst du über den 1. FC Köln diskutieren und dich mit anderen Usern austauschen. Bitte beachte dabei die Spielregeln in unserer Netiquette! Du findest sie hier und kannst sie jederzeit nachlesen. Viel Spaß!
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Kommentare
Inline-Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen