Jürgen Sieger, Werner Wolf und Eckhard Sauren wollen FC-Vorstand werden. (Foto: Bopp)

“Neues Stadion nicht finanzierbar”: Sieger ist Wolfs Trumpf

[nextpage title=”Vorstandssuche 2019 anders als 2012″]

Sollte es in den kommenden Wochen und Monaten beim 1. FC Köln zu einem Kampf um das Präsidium kommen, könnte Dr. Jürgen Sieger zum Trumpf für das vom Mitgliederrat vorgeschlagene Vorstandsteam werden. Der Wirtschaftsjurist konnte sich am Dienstag als jener Experte präsentieren, den der FC in den kommenden Jahren dringend benötigen könnte. In einem möglichen Wahlkampf würde sein Wort wohl großes Gewicht bekommen.  

Köln – Es war womöglich der Kernsatz der Vorstandspräsentation am Dienstag. “Im Vorstand kommt es nicht zwingend darauf an, wie gut man als Fußballer war, sondern ob man in der Lage ist, richtig zu analysieren und die richtigen Fragen zu stellen.” Den Satz sprach Eckhard Sauren. Der dritte Mann im Bunde mit Werner Wolf und Jürgen Sieger versuchte damit zu erklären, warum im vorgeschlagenen Vorstandsteam nicht zwingend Fußballkompetenz sitzen muss.

Der Unterschied zwischen 2012 und 2019

Ein Rückblick: Als 2012 ein neuer Vorstand gesucht worden war, entschied sich die Findungskommission, zu der auch Werner Wolf gehörte, für ein Anforderungsprofil, das aus drei wesentlichen Bereichen eine Persönlichkeit hinzuziehen wollte: ein Wirtschaftsfachmann (Spinner), ein Ex-FC-Profi (Schumacher) und ein Kölner Netzwerker (Ritterbach). 2012 entsprach dieses Profil genau dem, was der FC brauchte. Ein Wirtschaftsstratege, der den am Boden liegenden FC vor dem Ruin rettete. Ein Klub-Idol, hinter dem sich die Fans versammeln konnten. Und ein Kölner, der die kölsche Identität und Kultur wieder in den FC brachte. Es gelang über viele Jahre, mit dieser Konstellation den FC zurück in die Erfolgsspur zu führen.

Nun ist die Situation anders. Der FC ist wirtschaftlich konsolidiert, sportlich zumindest stabiler aufgestellt als 2012 (trotz Abstiegs) und in Köln auch kulturell noch fester verankert. Die Anforderungen haben sich verändert. Vor allem infrastrukturelle Probleme (Geißbockheim-Ausbau, Stadionfrage) drohen den FC zu lähmen und an der Weiterentwicklung zu hindern. Die Situation mit der städtischen Politik scheint festgefahren. Darüber hinaus könnten Projekte wie eine Super League und eine Aufweichung der 50+1-Regelung die Fußballandschaft national und international gravierend verändern. Auch deshalb entschied sich die Findungskommission des Mitgliederrates für ein verändertes Anforderungsprofil an einen künftigen FC-Vorstand.

Wir wollen überhaupt keine Investoren mit an Bord holen

Neben einem neuen “Wirtschaftskapitän”, wie Carsten Wettich den vorgeschlagenen Werner Wolf als Spinner-Nachfolger nannte, und dem Fondsmanager, Finanzierungsexperten und Rennbahn-Chef Eckhard Sauren, dürfte in diesem Umfeld zukünftiger Problemfelder Jürgen Sieger eine entscheidende Rolle zukommen. Der ehemalige Aufsichtsratschef der Geissböcke arbeitete bis 2014 als Wirtschaftsjurist einer der größten internationalen Anwaltskanzleien der Welt. In Deutschland zählte das Fachmagazin JUVE den 62-Jährigen jahrelang “zur Top-Riege der deutschen Unternehmensrechtler”. Beim FC zogen Spinner und Wolf den Juristen hinzu, um die neue FC-Satzung mit auszuarbeiten. Später war er federführend in die Verhandlungen mit dem Vermarkter IMG eingebunden. Am Dienstag sprach Sieger mit einem Lächeln von einer gelungenen “Konfliktstrategie”, die er dem FC damals vorgeschlagen habe, um zu einem günstigen Zeitpunkt dem Vermarkter die Pistole auf die Brust zu setzen, um den Vertrag zu anständigen Konditionen kündigen zu können.

Überhaupt waren es Siegers Ausführungen am Dienstag, die aufzeigten, in welche Richtung sich der FC unter einem Vorstand Wolf/Sieger/Sauren entwickeln könnte. Hatte Wolf bereits erklärt, der FC sei “ein Verein ohne Investorenbeteiligung und wir wollen auch ein Verein ohne Investoren bleiben”, führte Sieger dies aus. Zunächst stellte der Jurist klar: “Wir sind für 50+1, das ist eine Grundsatzentscheidung. Wir persönlich gehen noch einen Schritt weiter und wollen überhaupt keine Investoren mit an Bord holen. Wir möchten ein vereinsgeführtes Unternehmen bleiben.”

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Stadionfrage keine Nostalgie, sondern Finanzstrategie

Und weiter: “Wir stehen den Überlegungen einer Super League sehr kritisch gegenüber, müssen uns aber überlegen, wie wir uns finanziell darauf einstellen, sollte sie dennoch kommen.” Solch strategische Fragen, wie sie Sieger stellte, hatte Sauren offenbar gemeint. Sieger betonte, der FC sei auch dank Alexander Wehrle “auf einem guten Weg” und habe sich dank einer “soliden Finanzpolitik” wieder gut aufgestellt. Dennoch habe der FC keine unbeschränkten Mittel, und wenn man auf Investoren verzichte, müsse man sich bewusst sein, dass ein vereinsgeführtes Unternehmen besser haushalten müsse als investorengeführte Klubs. “Wir haben beschränkte Finanzen. Ein großer Teil fließt in den sportlichen Bereich. Das heißt, wir müssen für die anderen Bereiche Prioritäten setzen. Das heißt für uns: Geißbockheim und Leistungszentrum.”

Mit einem einzigen Satz wischte Sieger zudem alle Überlegungen vom Tisch, die einen Stadionneubau und einen Umzug weg aus Müngersdorf beinhalten würden. “Ein neues Stadion auf der grünen Wiese steht nicht auf unserer Agenda und wir halten es für nicht finanzierbar.” Kein rein nostalgisches Bekenntnis zu Müngersdorf, sondern Sieger sprach aus, was viele Kritiker der Stadionneubau-Idee immer wieder entgegen gestellt hatten: An einem solchen Projekt könnte sich der FC verheben. Stattdessen “müssen wir mit der Stadt überlegen, wie man dieses Stadion in Müngersdorf modernisieren und optimieren kann und ob ein Ausbau sinnvoll ist.”

Siegers Expertise als Trumpf im Wahlkampf?

Worte, die bei vielen Fans gut ankommen dürften – allerdings nicht nur aus wahltaktischen Gründen. Siegers Expertise dürfte in den kommenden Monaten zu einem Trumpf für das Team um Werner Wolf werden. Denn gewählt ist der vorgeschlagene Vorstand schließlich noch nicht – vor allem, sollten Toni Schumacher und Markus Ritterbach sich dazu entschließen, mit einem eigenen Team in den Wahlkampf einzutreten.

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