[nextpage title=”Kein Systemtrainer, weil diese beim FC scheitern”]
Unter Markus Anfangs Führung beim 1. FC Köln schwelte stets eine Taktik-Diskussion. Welche Grundordnung sei die richtige? Hatte Armin Veh als Sportchef in die Überlegungen des Trainers eingegriffen? War der FC nicht flexibel genug? Wie so mancher “Systemtrainer” vor ihm scheiterte Anfang auch daran. Achim Beierlorzer will es anders handhaben.
Köln – Markus Anfang kam mit einer klaren Spielidee nach Köln. Über Jahre hinweg hatte er sie ausgearbeitet, die Grundformation im 4-1-4-1 mit eingerückten Außenverteidigern, einer klaren Vorgabe der spielerischen Lösungen vom Torwart bis in die Sturmspitze. Doch der FC war für Anfang nicht gemacht und umgekehrt. Aus einem 4-1-4-1 wurde bald ein 3-5-2, die Idee war dahin. Doch statt Flexibilität zogen Sturheit auf Seiten des Trainerteams und Bequemlichkeit auf Seiten der Spieler ein. Konfliktpotential, wohin das Auge blickte.
Uwe Rapolder kam einst als Systemtrainer und scheiterte. Stale Solbakken hätte es wohl mit seinem unkonventionellen System geschafft, wenn Lukas Podolski sich nicht im Winter bei einem privaten Hallenkick verletzt hätte. Und auch Anfang hätte es wohl schaffen können, doch menschliche Gräben taten sich auf, weil der Trainer daran glaubte, dass nur das System gut genug sein musste, durch das es irgendwann auch auf persönlicher Ebene mit den Spielern klappen würde. Achim Beierlorzer will es bekanntlich anders herum probieren – erst menschliche Nähe, dann taktische Feinheit.
FC wird zum 4-4-2 zurückkehren
Aber mit welchen taktischen Vorgaben? Einen “aktiven Fußball in allen Phasen einer Partie” hat Beierlorzer bei seiner Vorstellung am Geißbockheim angekündigt. Aktiv mit Ball, aktiv gegen den Ball – aber wie? Fast alle Trainer nennen inzwischen als Schlüssel zum Erfolg die Raumaufteilung auf dem Rasen. Kölns künftiger Chefcoach will diese in einer Grundformation mit einer Viererkette und zwei Stürmern in Angriff nehmen. Auch das hat Beierlorzer bereits verraten. Der FC wird also zu einem 4-4-2 zurückkehren, wie es Peter Stöger jahrelang bei den Geissböcken spielen ließ.
Und doch nicht ganz. Eine Viererkette – ja. Zwei Stürmer – ja. Die vier Mittelfeldspieler jedoch werden sich wohl anders verhalten als unter Stöger. Im Gespräch mit dem GEISSBLOG.KOELN verriet Beierlorzer nun, dass diese vier Positionen variabel ausgefüllt werden sollen, je nach Gegner, je nach Spielsituation. Eine Doppel-Sechs mit zwei offensiven Halbpositionen hinter den Stürmern (in einem 4-2-2-2) oder eine Raute im Mittelfeld (4-1-2-1-2) – das soll sich auch aus dem Spiel heraus ergeben. “Es gibt kein Taktik-Manifest”, betonte Beierlorzer. Keine unabrückbaren Vorgaben, sondern Variabilität – damit will der 51-Jährige auch die Spieler für sich gewinnen, wenn sich diese freier als zuvor auf ihren jeweiligen Positionen bewegen können.
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Eingerückte Flügelspieler als Schlüssel in der Offensive
Beispiel Flügelspieler: Während es unter Stöger und auch unter Anfang klare Flügelspieler gab, die oft weit außen und nah an den Seitenaus-Linien agierten, will Beierlorzer seine offensiveren Mittelfeldspieler eher auf den Halbpositionen in Richtung Strafraum sehen. “Bei mir gibt es keine klassischen Flügelspieler, die an der Linie kleben. Das gegnerische Tor steht schließlich in der Mitte”, sagte Beierlorzer. Auch deswegen erscheinen aktuell Dominick Drexler und Louis Schaub für diese beiden Positionen hinter dem vorgesehenen Sturm-Duo prädestiniert. Die beiden offensiven Außen sollen auch deshalb eher in die Mitte ziehen, weil sie den nachrückenden Außenverteidigern Platz machen sollen. Jonas Hector auf links kennt diese Spielweise aus der Nationalmannschaft, auf rechts ist Neuzugang Kingsley Ehizibue dafür vorgesehen.
Im Mittelfeldzentrum dagegen soll es einen dominanten Defensivmann geben (angeblich intensiviert der FC seine Bemühungen bei Tomáš Souček). Neben dem Sechser soll ein zweiter, spiel- und offensivstärkerer Mann auflaufen, ein Box-to-Box-Spieler, der sich gleichermaßen defensiv zurückziehen wie offensiv einschalten kann, der im Ballbesitz den Weg eher nach vorne sucht als nach hinten. Für Beierlorzer ein Schlüssel zu dem schnellen Spiel, das er dem FC verschreiben will: “Ich möchte nicht, dass wir uns hinten zu lange mit Ballbesitz aufhalten.” Weniger hinten rum spielen, mehr nach vorne aufdrehen und Lösungen in der Offensive finden – diese Erwartung wird ab Juli an die FC-Profis gerichtet sein.
Aktivität und Flexibilität – mit diesen beiden Worten soll die künftige Spielidee beim FC beschrieben werden können. Die Geissböcke kommen zwar als Aufsteiger in die Bundesliga zurück, doch die Erwartungen werden hoch sein. Das weiß auch Beierlorzer. “Egal, ob wir Aufsteiger sind oder nicht, wir sind eine von 18 Mannschaft, die in der Bundesliga antreten”, sagte der neue Cheftrainer. “Der FC wird ja auch nicht als klassischer Aufsteiger wahrgenommen.” Und so werden die Geissböcke wohl auch nicht wie ein klassischer Aufsteiger auf dem Rasen agieren. Eine Mauertaktik jedenfalls mit Fünferkette, so Beierlorzer, sei nichts für ihn.
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