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NLZ-Bosse hoffen auf mehr Profi-Spielzeit für Talente

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Der Sechs-Sekunden-Mann: Nartey war der einzige U20-Spieler mit Spielzeit in Liga zwei. Er durfte sechs Sekunden ran. (Foto: Mika Volkmann)

[nextpage title=”Was fehlt der Kölner Talentförderung noch?”]

Der Nachwuchs des 1. FC Köln macht wieder Spaß – und gewinnt Titel. Matthias Heidrich und Carsten Schiel wissen aber um die Instabilität dieser Erfolge, zumal sie letztlich nur daran gemessen werden, ob es die Talente auch zu den Profis schaffen. Dafür sind sie aber nicht alleine verantwortlich.

Der GEISSBLOG.KOELN hat mit Matthias Heidrich und Carsten Schiel gesprochen. Am Sonntag erschien Teil eins des großen Nachwuchs-Interviews. Hier folgt nun Teil zwei. Das Interview führte Marc L. Merten.

Haben die Erfolge der U17 und U19 dazu geführt, dass der FC attraktiver für junge Spieler geworden ist?

Heidrich: „Die Anziehungskraft des FC spürt man schon. Aber es gibt natürlich trotzdem die großen Konkurrenten – und gegen die haben wir es schwer. Wenn sich ein Talent zwischen Köln und Gladbach entscheiden kann, geht der Spieler tendenziell nach Gladbach. Die Gründe sind dann eher infrastrukturell, obwohl wir vielleicht sportlich das spannendere Konzept haben.“

Das Geißbockheim ist der bekannte Standort-Nachteil – inwieweit sind Sie in die Planungen des Ausbaus eingebunden?

Schiel: „Der Standort an sich ist kein Nachteil, im Gegenteil. Wir im Nachwuchs profitieren enorm davon, dass die Wege am Geißbockheim so kurz sind und die Profis auch hier trainieren. Diesen Mehrwert zu erhalten, ist uns wichtig.“

Heidrich: „Darüber, was gemacht werden muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben, sind wir uns alle einig. Das aktuelle Jahr zeigt, dass wir auch mit diesen Bedingungen gute Ergebnisse erzielen können. Vielleicht nicht, weil wir die schönste Kabine oder den modernsten Fitnessraum haben. Aber wenn eine Saison so gut läuft, spielen einige Faktoren kurzfristig nur noch eine untergeordnete Rolle.“

Schiel: „Generell sind die Bedingungen aber schwierig. Man muss sich vorstellen, dass sich manchmal vier Mannschaften einen Trainingsplatz teilen. Auf so engem Raum entwickeln sich Spieler ganz anders. Man kann beispielsweise nur Kurzpassformen trainieren. Das ist ein klarer Nachteil. Wir geben uns Mühe, kreativ zu sein, aber auf Dauer wissen wir um die Problematik.“

Das ist ein klarer Nachteil

Hat die Nachwuchsabteilung für ihren Erfolg des letzten Jahres eigentlich die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdient gehabt hätte?

Schiel: „Die Freude über die Ergebnisse ist überall spürbar und wurde auch so an uns herangetragen. Wir haben einen regelmäßigen Austausch mit den Lizenztrainern und der Geschäftsführung. Wir können uns also nicht beschweren.“

Dennoch war die Durchlässigkeit zu den Profis in der letzten Saison nicht vorhanden. Training ja, Einsätze nein – damit können Sie eigentlich nicht zufrieden sein. Hat der FC in der letzten Zweitliga-Saison die Chance verpasst, Talente an die Profis heranzuführen?

Schiel: „Der Druck war enorm groß, der Aufstieg war die Prämisse. Deswegen kann ich mich zumindest in die damaligen Entscheidungsträger hineinversetzen. Auf der anderen Seite gab es sicher einige Spiele, in denen man hoch geführt hat und dem einen oder anderen Nachwuchsspieler Spielminuten hätte geben können.“

Heidrich: „Ab der kommenden Saison werden die Kader ja von 18 auf 20 Mann erhöht. Vielleicht gibt genau diese Änderung den Talenten häufiger die Chance, mit dabei zu sein und auch mal zum Einsatz zu kommen.“

[nextpage title=”Braucht der FC mehr Mut bei seinen Talenten?”]

Bisseck hätte nicht gespielt, wenn er nicht die Qualität gehabt hätte

Braucht es mal den Mut, wie auf Schalke in der letzten Saison mit Ahmed Kutucu, einfach mal einen Spieler ins kalte Wasser zu werfen?

Schiel: „Das muss man positionsabhängig betrachten. Im Angriff kann man so etwas einfacher machen als in der Innenverteidigung.“

Heidrich: „Wenn eine Mannschaft keine Torgefahr hat, kann so ein Junge es ja nicht schlechter machen als die Profis. Aber in der Regel geht es nur um die sportliche Qualität, egal, wie alt ein Spieler ist. Wenn er gut ist, muss er stattfinden. Nach dem Entwachsen aus der Jugend geht es nur noch um die Qualität.“

Beim FC hätte Yann Aurel Bisseck sein Debüt mit 16 Jahren aber wohl nicht gegeben, wenn nicht so viele Spieler verletzt gewesen wären.

Heidrich: „Er hätte aber nicht gespielt, wenn er nicht die Qualität gehabt hätte. Sonst hätte ein Spieler aus der U21 gespielt.“

Sind die Bissecks, Sahins oder auch Odegaards Ausnahmen? Man hat das Gefühl, die Profis von heute werden immer jünger.

Schiel: „Das ist ein Problem. Es ist nicht normal, mit 16 Jahren Bundesliga zu spielen und Rekorde zu brechen. Normal ist, Entwicklungsschritte zu gehen. Normal ist, auch mal zu scheitern. Es geht heute alles schneller. Und das projizieren viele Spieler auf sich. Warum schaffe ich es nicht jetzt schon? Kann ich der nächste Sahin, der nächste Bisseck sein? Es geht darum, Erwartungen und Ansprüche der Realität anzupassen.“

Heidrich: „Deswegen äußern wir uns auch nur ungern zu einzelnen Spielern. Wenn wir anfangen, so junge Spieler wie die Jungs aus der U17 zu sehr in ein Schaufenster zu stellen, wenn man sie darstellt wie die Kronprinzen, dann passieren im Hintergrund unfassbare viele Dinge, die die Jungs erst einmal auffangen und verarbeiten müssen. Damit ist niemandem geholfen.“

Wir müssen da noch genauer hinschauen

Dennoch soll es wieder eine bessere Durchlässigkeit zu den Profis geben. André Pawlak soll als Assistent bei den Profis für eine engere Bindung zum Nachwuchs sorgen. Für ihn hat Mark Zimmermann die U21 übernommen. Was zeichnet Zimmermann aus?

Heidrich: „Es geht darum, die individuelle Entwicklung der Spieler weiter voranzutreiben und für die Spieler ein verlässlicher Partner und Trainer zu sein. Mark Zimmermann steht für klare sportliche Ziele und Vorgaben und wird diese auch einfordern. Das findet bereits in den ersten Tagen im Training statt.“

Wie kann es gelingen, die U21 endlich wieder zu stabilisieren?

Schiel: „Die U21 bleibt eine Mannschaft, mit der man Geduld haben muss. Die U21 wird tendenziell immer in der Rückrunde besser spielen als in der Hinrunde. Das liegt in ihrer besonderen Struktur und den unterschiedlichen Perspektiven der Spieler, dem Entwicklungsstand, der Erfahrung im Erwachsenenfußball, dem Personalaustausch zwischen Profis, U21 und U19. Wir müssen da noch genauer hinschauen, um mehr Konstanz hineinbekommen.“

Heidrich: „Deswegen ist es ganz wichtig, dass wir Spieler dazu bekommen haben, die schon Regionalliga gespielt haben. Das ist einer der wichtigsten Punkte, an denen die U21 scheitern kann: dass die jungen Spieler, aus der U19 kommend, noch keinen Erwachsenenfußball gespielt haben. Die A-Junioren-Bundesliga ist in Sachen Zweikampfführung und Spielintensität einfach anderes als die Regionalliga. Wir wollen künftig wieder weniger gegen die Tabelle spielen und mehr für die Entwicklung der einzelnen Spieler.“

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