Der 1. FC Köln ist zurück in der Bundesliga und läuft dort wieder als Außenseiter auf. Zuletzt waren die Geissböcke dies in den Jahren 2014, 2015 und 2016, ehe sie erst kein Außenseiter mehr waren und dann als eigentlich in der Bundesliga etablierte Mannschaft wieder abstiegen. Lange ist es her, doch als der FC die Rolle des Underdogs mit Leben füllte, ging es aufwärts. Das soll auch unter Achim Beierlorzer gelingen.
Köln – Es war eine nüchterne Spielweise, mit der Peter Stöger den 1. FC Köln zum Erfolg führte. “Wir waren immer heiß darauf, dass die Null stand und die Gegner total genervt waren, weil sie gegen uns kaum zu Chancen gekommen sind”, beschrieb Matthias Lehmann im Sommer 2017 die Art und Weise, wie die Spieler des FC sich daran ergötzt hatten, die Gegner in den Wahnsinn zu treiben. Köln spielte nicht schön, aber erfolgreich. Platz zwölf, Platz neun, Platz fünf – so lautete der Kölner Aufstieg in den Jahren nach dem Aufstieg.
Nun, einen Abstieg und einen Aufstieg später, ist der FC zurück in der Bundesliga. Einer der Assistenztrainer von damals heißt auch heute wieder Manfred Schmid. Der Chefcoach aber heißt Achim Beierlorzer. Und dieser sagte am Mittwoch mit Blick auf das bevorstehende Spiel der Geissböcke gegen Borussia Dortmund: “Dortmund muss spüren: Es ist total unangenehm, gegen diese Kölner zu spielen.” Man könnte meinen, Beierlorzer verfolge einen ähnlichen Plan wie Peter Stöger einst in der Saison nach dem Aufstieg und in den Folgejahren. Doch die Gedankenwelt der beiden Trainer unterscheidet sich voneinander.
Kein Paderborner Hurra – kein Stöger’scher Beton
Obwohl Beierlorzer die gleiche Grundordnung im 4-4-2 bevorzugt wie einst Stöger, will er das Raster mit anderem Leben füllen als sein Vor-Vor-Vorgänger. Aktivität spielt bei Beierlorzer eine große Rolle, und wer sich erinnert, wie der SSV Jahn Regensburg am 33. Spieltag der Vorsaison in Müngersdorf auftrat, erahnt, dass die Fußballidee des 51-Jährige eine andere als die des Kölner Rekordtrainers aus Österreich ist. Höheres Pressing als unter Stöger, ein stärker auf Schnelligkeit ausgelegtes System, eine aggressivere, mutigere Spielweise – das sollen die FC-Fans im Laufe dieser Saison zu sehen bekommen. Kein Paderborner Hurra-Stil, aber auch kein Stöger’scher Betonmischer.
Was Stöger und Beierlorzer aber verbindet, ist die Überzeugung, dass die Außenseiter-Rolle für den 1. FC Köln keine schlechte sein muss. Stöger schaffte es, seiner Mannschaft eine Begeisterung für diese Perspektive zu vermitteln. Auch Beierlorzer geht nun diesen Weg. “Sich in die Rolle des Außenseiters zu begeben und sich trotzdem der eigenen Stärke bewusst zu sein, das muss unser Weg sein”, sagte Beierlorzer am Mittwoch. “Es ist sicher angenehmer, nicht als Favorit in ein Spiel zu gehen und trotzdem zu wissen, dass man seine Aktien in der Partie haben wird.” Gegen den VfL Wolfsburg gelang es aufgrund individueller Fehler und einer schwächeren zweiten Halbzeit nicht, die guten Ansätze in Punkte umzumünzen. Gegen den BVB soll dies – bei aller Qualität des Gegners – gelingen.
Wir müssen eine Art Fußball spielen, die die Fans mitnimmt
Auch, weil Beierlorzer seinen Spielern vermitteln will, dass diese Saison auch die Chance bietet, sich von den teils frustrierenden Erlebnissen Liga zwei zu befreien. Nämlich jenen, in denen die Gegner stets gegen die Geissböcke ihre höchste Motivation erreichten und die Kölner so immer wieder ärgerten. Nun will Beierlorzer mit seiner Mannschaft den Spieß umdrehen. “Die Situation, in der wir uns jetzt befinden, ist genau die Situation, die den FC in der letzten Saison so genervt hat: dass jeder, der gegen den FC gespielt hat, das Spiel zu einem Volksfest gemacht hat”, sagte Beierlorzer und schob hinterher: “Jetzt spielen wir gegen Borussia Dortmund. Da sage ich: Auf geht’s! Volksfest!”
Mitspielen sollen bei diesen Volksfesten in der neuen Saison auch die Kölner Fans. Schon am Freitagabend erhoffen sich die Verantwortlichen einen Schub für die Mannschaft gegen das aktuell womöglich beste und sicherlich formstärkste Team der Liga. “Die Fans werden eine enorme Wucht ins Stadion bringen, von der wir uns pushen lassen werden”, sagte Beierlorzer, ohne dabei zu vergessen: “Wir müssen aber auch eine Art Fußball spielen, die die Fans mitnimmt. Die Flamme geht normalerweise vom Platz auf die Fans über. Es kann gerade hier in Köln aber auch andersherum sein. Das heißt für uns: Wir müssen uns nicht nur mitreißen lassen, sondern müssen selbst auch mitreißen.” Freitagabend soll ein erster Test sein, welche Kraft die neue Spielidee unter Beierlorzer im Zusammenspiel mit den Fans entwickeln kann. Kann sie Borussia Dortmund aufhalten? “Ich möchte, dass jeder Fan sieht, dass die Spieler alles investieren, damit etwas Zählbares in Köln bleibt. Ob wir dann erfolgreich sein werden, steht auf einem anderen Blatt”, sagte Beierlorzer. Doch das Ziel ist, den FC so wieder in der Bundesliga zu etablieren. Als Außenseiter, bis der FC kein Außenseiter mehr ist. So wie unter Stöger. Nur anders.
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