Im zweiten Anlauf erfolgreich beim Effzeh: Mark Uth. (Foto: Mika Volkmann)

“Damals hatte mich beim FC niemand auf dem Schirm”

Mark Uth und der 1. FC Köln – die Liebe auf den zweiten Blick funktioniert. Aber hat sie auch eine Zukunft? Gegen den FC Schalke 04 wird der 28-Jährige auf der Tribüne sitzen. Doch seine Zukunft bei den Geissböcken scheint möglich. Der GEISSBLOG.KOELN traf den Angreifer zum Interview über Schalke, die aktuelle Lage beim FC, aber auch über die Gründe für seinen Abschied aus Köln vor acht Jahren.

Das Interview führte Marc L. Merten

GBK: Herr Uth, Sie sind fit, Sie sind nicht gesperrt, Sie sind einer der Leistungsträger beim FC– trotzdem dürfen Sie an diesem Wochenende nicht spielen. Eine ungewohnte Situation für Sie?

MARK UTH:So etwas hatte ich tatsächlich noch nicht in meiner Karriere. Wenn man aus Leistungsgründen nicht eingesetzt wird, muss man das akzeptieren. So fühlt sich das schon seltsam an.

Waren Sie eigentlich in die Verhandlungen um diese Klausel involviert?

Die Verhandlungen hat mein Berater übernommen. Aber ich war natürlich jederzeit über alles informiert. Wir haben versucht, diese Klausel zu vermeiden. Schalke hat aber darauf bestanden.

Kommt Ihnen in dieser Woche jetzt eine andere Rolle zu? Sie können zwar nicht spielen, kennen den Gegner aber sehr gut.

Der richtige Spaß am Wochenende fällt aus. Trotzdem versuche ich natürlich im Training zu helfen. Bei der Analyse werde ich nicht viel mehr beizutragen haben als das, was Hannes Dold und die Trainer selbst schon erkannt haben.

Auf der Zehn fühle ich mich noch wohler als im Sturm

Warum passt das mit Ihnen und dem FC gerade so gut?

Der Trainer hat gesagt, dass der Mannschaft einer fehlt, der zwischen den Linien schwimmt, aufdreht und auf die Abwehr zu dribbelt. Das ist das, was mich ausmacht. Auf der Zehn fühle ich mich im Moment noch wohler als im Sturm. Da kann ich noch aktiver ins Spiel eingreifen. Deshalb passt die Spielidee des Trainers auch sehr gut zu mir. Es macht uns offensiven Spielern gerade sehr viel Spaß. Wir spielen uns sehr viele Torchancen heraus, haben viele Anspielstationen, Tempo über die Außen, das Mittelfeld rückt nach – das funktioniert aktuell sehr gut.

Auf Schalke verbindet man trotz der aktuellen Durststrecke sehr viele Hoffnungen mit David Wagner. Was macht ihn als Trainer so interessant?

Zu David Wagner habe ich ein super Verhältnis. Er versucht jedem Spieler ein gutes Gefühl zu geben. Mit seinen Emotionen, die er vermitteln kann, passt er perfekt zu Schalke. Und ein paar Sachen hat er auch aus England mitgebracht, die hier nicht immer üblich sind.

Zum Beispiel?

Die Aktivierung vor jedem Training, eine Dreiviertelstunde gemeinsam im Kraftraum, bevor es auf den Platz geht. In Köln machen wir das auch, nur jeder individuell. Gerade die älteren Spieler brauchen das. Als ich 20 war, bin ich einfach raus und habe auf die Kiste geballert. Wenn ich das heute machen würde, würde bei mir wahrscheinlich gleich was reißen. (lacht) Mit dem Alter kommt auch die Einsicht, dass man mehr machen muss als früher.

Es wäre für mich eine Option gewesen in Köln zu bleiben

Als Sie 20 waren, haben Sie den 1. FC Köln verlassen und sind in die Niederlande gewechselt. Was hat dieser Wechsel ins Ausland für Sie bedeutet?

Es war nicht einfach, Fuß zu fassen. Erstmals raus aus dem Elternhaus, eigene Wohnung, anderes Land, andere Sprache. Und dann lief es am Anfang sportlich überhaupt nicht, ich habe nicht gespielt, bin fast jedes Wochenende nach Hause gefahren. Aber ich bin dadurch gewachsen, habe an Erfahrung hinzugewonnen, habe gelernt, auch in schlechten Phasen den Glauben nicht zu verlieren und weiter zu machen. Letztlich haben sich dadurch andere Türen geöffnet.

Wie kam der Wechsel damals zustande?

Gewechselt bin ich im Sommer 2012, als der FC gerade abgestiegen war. Es wäre für mich bestimmt eine Option gewesen in Köln zu bleiben, aber vom FC hat niemand mit mir gesprochen. Ich hatte das Gefühl, dass mich hier niemand wirklich auf dem Schirm hatte. Als Heerenveen auf mich zukam, bin ich hingefahren und habe es mir angeschaut.

Wie war das für Sie als 20-Jähriger, als ein ausländischer Klub Sie verpflichten wollte?

Es war ein gutes Gefühl. Sie hatten viele Spiele von mir in der zweiten Mannschaft gesehen, wo ich regelmäßig meine Tore gemacht habe. Diese Wertschätzung habe ich sofort gespürt. Sie wollten mich unbedingt haben. Das erste Spiel der Mannschaft, das ich mir angeschaut habe, war ein 1:5 zuhause gegen PSV Eindhoven. Als es schon 0:5 stand und Heerenveen das eine Tor gemacht hat, sind die Fans total ausgerastet, als hätten sie gerade die Europa League gewonnen. Das hat mich beeindruckt, zumal da ein Stadion für knapp 28.000 Zuschauern steht, die Stadt aber nur 50.000 Einwohner hat.

Was für mich das Beste ist, was mein Herz will und was möglich ist

Haben Sie in der Zeit dort Niederländisch gelernt?

Ja, ich spreche es fließend. Das hat ungefähr ein Jahr gebraucht und ich kann es heute noch. Hier bei uns in der Mannschaft haben wir ja auch einige Jungs aus Holland und Belgien, mit denen ich in der Sprache quatschen kann. Das ist gut.

Alle Fans fragen sich gerade: Werden Sie beim FC bleiben? Was können Sie antworten?

Dass es jetzt noch schwer zu sagen ist. Es ist noch recht früh in der Rückrunde. Ich will gerade einfach nur spielen. Es läuft sehr gut, ich habe großen Spaß auf dem Platz. Irgendwann werde ich mich mit meiner Familie und meinem Berater zusammensetzen und darüber sprechen, was für mich das Beste ist, was mein Herz will und was möglich ist.

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