Die DFL und ihr fragwürdiger Umgang mit dem Coronavirus. (Fotos: DFL, imago images/UPI Photo, Illustration: GBK)

Unter aller Kanone: Wie die DFL zu Frank Drebin mutiert

Das Coronavirus sorgt weltweit für Verschiebungen und Absagen von Sportveranstaltungen. Nur die Bundesliga tut noch immer so, als sei es mit dem Ausschluss von Zuschauern getan. Statt konsequent zu handeln, zeigen die Verantwortlichen einmal mehr, dass man sich in der Wagenburg deutscher Fußball pudelwohl fühlen.  

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Wir befinden uns im Jahre 2020 n.Chr. Die ganze Sportwelt wird vom Coronavirus lahm gelegt… Die ganze Sportwelt? Nein! Ein von unbeugsamen Besserwissern bevölkerter Verband hört nicht auf, der Vernunft Widerstand zu leisten. Die Bundesliga muss weitergehen, nächste Woche ist immer noch Zeit genug über alles nachzudenken. In Zeiten der Panik braucht es ein bisschen Normalität. Und sei sie nur vorgegaukelt.

Es ist ein unwürdiges Schauspiel, das sich im deutschen Fußball abspielt. Italien, Spanien, Frankreich, England, Schottland, Schweiz, Österreich, Belgien, Niederlande, Dänemark – in all diesen Ländern wurden die Profiligen gestoppt. In Deutschland hat die DEL ihre Saison vorzeitig beendet, in Nordamerika pausieren die NBA und die NHL, selbst die wenig verantwortungsvolle Formel 1 hat sich auf Druck der Teams zu einem verschobenen Saisonstark hinreißen lassen. Doch die Bundesliga spielt lieber weiter Frank Drebin aus Die Nackte Kanone und stellt sich vor das brennende Haus: “Weitergehen, weitergehen! Bitte gehen Sie weiter! Es gibt nicht das Geringste zu sehen, Leute!”  Welch unwürdiges Schauspiel!

Ein Spieltag wie ein Treppenwitz

Dabei haben die Verantwortlichen sogar Recht. Es gibt ja wirklich nichts zu sehen. Zumindest nicht für die Menschen, die eigentlich gerne ins Stadion gewollt hätten. Doch wie sagte Bayerns Boss Karl-Heinz Rummenigge nach der Entscheidung der DFL, auch am Wochenende weiterspielen zu lassen, so ehrlich? “Es geht am Ende des Tages um Finanzen. Es steht ein größerer dreistelliger Millionenbetrag für die 1. und 2. Liga im Feuer.” Wenigstens entlarven sich die Bundesliga-Macher inzwischen selbst. Dabei darf die Frage erlaubt sein: Hätte die Bundesliga auf längere Sicht nicht besser daran getan, diesen Spieltag ohne Zuschauer ebenfalls abzusagen und später – mit Zuschauern – nachzuholen? Immerhin soll es doch ab nächster Woche funktionieren mit dem zeitweiligen Aussetzen der Liga?

Was einen ratlos zurücklässt ist die Frage: Was ist nach diesem Wochenende anders als in dieser Woche? Warum kann es mit einer Unterbrechung der Liga ab nächster Woche funktionieren, nicht aber in dieser Woche? Und was ist mit der Wettbewerbsverzerrung? Das Montagabendspiel zwischen Bremen und Leverkusen wurde von der Politik abgesagt und wird – sofern die Liga überhaupt fortgeführt wird – später mit Zuschauern (und mit Einnahmen sowie dem Fan-Support für den Heimverein) nachgeholt. Am Freitagabend treffen Düsseldorf und Paderborn aufeinander, wobei inzwischen nicht einmal klar ist, ob der SCP mit seinem Cheftrainer antreten kann, da dieser erkrankt ist. Andere Teams dagegen sollen vor leeren Rängen spielen. Ein Treppenwitz!

Statt um Solidarität geht es ums Geld

Die Bundesliga wird ihrer Verantwortung nicht gerecht. Erst schob man die Verantwortung an die lokalen Behörden weiter, dann verwies man angeblich hilflos auf die internationalen Verbände und nun traut man sich nicht den sofortigen Schnitt zu vollziehen. Am Donnerstag formulierte es Peter Ahrens vom Spiegel treffend: “Alle werden derzeit aufgefordert, lieber zu Hause zu bleiben und die Außenkontakte zu minimieren, beim Fußball wäre dieser Appell überflüssig: Er ist längst in seiner Wagenburg und hat sich dort gemütlich eingemummelt.” Alles, was es bräuchte, wäre etwas Mut. Mut zur Absage, Mut zum Risiko, dass eine Saison nicht zu Ende gespielt werden kann. Mut zur echten Solidarität inklusive der Aufweichung der diesjährigen Auf- und Abstiegsregel und einer daraus resultierenden größeren Bundesliga. Wäre das so tragisch? Stattdessen geht es mal wieder ums liebe Geld. Denn darum fürchtet man sich bekanntlich im Fußball am meisten.

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