Wenn der 1. FC Köln am Montag wieder mit dem Training am Geißbockheim beginnen wird, dürften die FC-Profis erleichtert aufatmen. Zwar werden die Einheiten zunächst keine Ähnlichkeit mit einem normalen Mannschaftstraining haben. Doch die Monotonie des individuellen Trainings wird ein Ende haben. Auch wenn die Trainer viel getan haben, um die letzten drei Wochen Fußball-nah zu gestalten. Nur eben ohne Fußball.
Köln – Das Wichtigste zuerst: Obwohl die Profis des 1. FC Köln ab Montag wieder am Geißbockheim anzutreffen sein werden, bittet der Klub alle Fans, nicht zum Training zu kommen. Weder werden Autogramm- oder Selfie-Wünsche erfüllt, noch wird irgendein Teil der Einheiten öffentlich stattfinden. In der noch immer anhaltenden Coronavirus-Krise will der FC so weit wie möglich abgeschottet von der Außenwelt agieren. Journalisten und Fotografen werden ebenso nicht dabei sein wie ein Großteil der FC-Mitarbeiter. Der Staff wird auf Minimum reduziert, die Anwesenden so weit wie möglich voneinander separiert.
Wie der FC am Sonntag bestätigte, wird das Training in den ersten drei Tagen in drei Gruppen stattfinden. Zwei Teams werden jeweils am Geißbockheim trainieren, ein drittes einen externen Leistungstest absolvieren. Durch Kleingruppen zurück in die Normalität – so lautet zumindest der Plan, den sich das Trainerteam um Chefcoach Markus Gisdol überlegt hat. Dann wird auch klar werden, wie sich die dreieinhalb Wochen ohne Mannschaftstraining auf die körperliche Konstitution der Spieler ausgewirkt haben. Die Kölner Mannschaft hatte sich nach harter Arbeit im Winter in einem körperlich sehr guten Zustand befunden. Beim FC hofft man, dass die Pause nicht allzu viele Körner gekostet hat.
Läufe konnten kein Bundesliga-Spiel simulieren
Dafür hatten die Athletik- und Reha-Coaches Max Weuthen und Dennis Morschel in Abstimmung mit Gisdol in den Tagen vor dem Trainingsabbruch individuelle Trainingspläne für die einzelnen Spieler ausgearbeitet. Da man das Verbot für Mannschaftstrainings und den Spielunterbruch der Bundesliga hatte kommen sehen, war man vorbereitet gewesen. Neben den Plänen bekamen die Spieler alle Trainingsutensilien mit, die sie von den täglichen Einheiten am Geißbockheim gewohnt waren: Deuserbänder, Minibands, eine Blackroll und Blackballs, Gymnastikmatten, Medizinbälle und Kettlebells. Zudem bekamen all jene Spieler, die kein Spinning Bike besitzen, eines auf Leihbasis nach Hause geliefert. Nur das Wichtigste fehlte: der Fußball.
„Da in den letzten Wochen kein Fußballtraining möglich war, war es unser Ziel, das Spiel in all seinen Facetten möglichst gut über verschiedene Läufe abzubilden“, sagt Athletik-Coach Weuthen im Gespräch mit dem GEISSBLOG.KOELN. Das Ergebnis: Der Trainingsplan sah keine monotonen Läufe vor, sondern anfangs vor allem Intervall- und Tempoläufe kombiniert mit lockeren Läufen und vereinzelten Richtungswechseln. Im nächsten Schritt wurden die Intensitäten weiter gesteigert: Hinzu kamen Zwölf-Sekunden-Wendeläufe und VO2max-Läufe zur Steigerung der maximalen Sauerstoffaufnahme. Die Laufeinheiten sollten sich im Bewegungs- und Belastungsmuster so nahe wie möglich an einem Fußballspiel orientieren. „Natürlich können wir kein Bundesliga-Spiel über 90 Minuten simulieren“, sagt Weuthen. „Aber Teilsequenzen konnten wir so nachstellen.“
Größerer Umfang als in normalen Trainingswochen
Bei allen Läufen trugen die Spieler ihre Pulsuhren und sendeten anschließend die Daten an das Trainerteam. Weitere Tests in Form von Blutabnahmen gab es nicht, doch die Spieler hatten klare Vorgaben erhalten, in welchen Herzfrequenzzonen sie zu trainieren hatten und welche Kilometer sie in welchen Zeiten laufen sollten. Zwar absolvierten die Spieler in den letzten Wochen keine Einheiten, die den Umfang eines 90-minütigen Fußballspiels mit einer Laufleistung von bis zu zwölf Kilometern beinhalteten. Doch Weuthen und Morschel legten den gesamten Trainingsumfang der Wochen zuhause höher an als den Trainingsumfang der normalen Trainingswochen am Geißbockheim. „Die Spieler absolvierten im Vergleich dazu ein größeres Volumen, damit wir auf dem Trainingsplatz direkt wieder fußballspezifisch arbeiten können“, sagt Weuthen.
Auch deswegen sorgten die Trainer dafür, dass die Spieler sich weiter im Rhythmus einer normalen Trainingswoche bewegten. Jeder Tagesplan sollte einer ähnlichen Struktur folgen wie am Geißbockheim. „Jedes Training, auch zuhause, beginnt mit der Trainingsroutine“, erklärt Weuthen. „Jeder Spieler arbeitet dabei individuell an seiner Bewegungskompetenz.“ Diese Aktivierung ist beim FC inzwischen vor jedem Training am Geißbockheim üblich. Während die Spieler an einem normalen Tag anschließend auf den Rasen gegangen wären, stand im Heimtraining anschließend der Lauf auf dem Programm. „Wie auch sonst, wird danach im Kraftbereich gearbeitet. Zum Abschluss wird auch das Training zu Hause nachbereitet.“
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Einerseits folgten die Spieler also einer Routine, die sie kannten, andererseits bekamen sie in den drei Wochen zwei aufeinander aufbauende Trainingspläne an die Hand, die zumindest im Rahmen der Möglichkeiten für Abwechslung sorgen sollten. Dazu zählten auch Übungsvideos, die Weuthen und Morschel gedreht hatten. „Das Schlimmste für die Performance eines Sportlers ist Monotonie“, sagt Weuthen. Im Austausch mit Gisdol entschied sich das Trainerteam noch gegen ein Cyber-Training wie beim FC Bayern, bei dem die Spieler per Videokonferenz ihr Training gemeinsam absolvierten. „Damit wir noch eine Alternative zur Steigerung haben, falls weitere Trainingswochen zuhause nötig sein sollten.“
Das Problem des fehlenden Datums
Die größte Herausforderung der Trainingsgestaltung war neben der drohenden Monotonie das fehlende Zieldatum. Noch immer weiß niemand genau, wann die Bundesliga wieder starten wird. Während eine normale Sommer- oder Wintervorbereitung immer auf ein klares Anfangsdatum der Pflichtspiele abzielt, fehlt diese Vorgabe aktuell. „In der Belastungssteuerung rechnet man immer von diesem Startpunkt rückwärts“, sagt Weuthen. Diesen hat die Deutsche Fußball Liga aktuell mit dem ersten Mai-Wochenende angegeben. Im Moment ist das Trainerteam dankbar, überhaupt ein Datum zu haben, mit dem es nun in die Planung der nächsten Wochen einsteigen kann. Vier Wochen wird der Fußball mindestens noch pausieren. Ob die Bundesliga-Klubs in dieser Zeit tatsächlich wieder dauerhaft zum normalen Balltraining zurückkehren können, ist offen. Doch man will es versuchen. Auch beim FC – nach über drei Wochen zuhause.
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