Jens Castrop freut sich über seine erste Trainingslager-Teilnahme mit den Profis. (Foto: Bopp)

Die Ruhe von Busquets, die Aggressivität von Vidal

Für Jens Castrop dürfte der August 2020 einer der aufregendsten Monate seiner noch jungen Karriere als Fußballer sein. Erst vor drei Wochen unterschrieb der Nachwuchsspieler des 1. FC Köln seinen ersten Profivertrag. Nun bereitet sich der 17-jährige gemeinsam mit dem Team von Trainer Markus Gisdol auf die kommende Saison vor. In Donaueschingen stellte sich der Mittelfeldspieler vor. 

Aus Donaueschingen berichten Sonja Eich und Marc L. Merten

Jens Castrop hat keine Scheu. Weder vor den Profis im Training, noch vor den zahlreichen Journalisten, die auf der Terrasse des Öschberghofs in Donaueschingen auf ihn warten. Ohne Zurückhaltung berichtet der 17-jährige ausführlich und selbstbewusst von seinen ersten Wochen mit den Profis. Noch vor wenigen Monaten, vor dem Corona-bedingten Saisonabbruch im Nachwuchs, stand der Mittelfeldspieler in der B-Junioren-Bundesliga auf dem Feld. Eigentlich sollte sich der Deutsche U17-Meister von 2019 nun im höheren Jahrgang unter Stefan Ruthenbeck mit seinen gleichaltrigen messen. Doch Castrop gilt als eines der vielversprechendsten Talente im Nachwuchs der Geißböcke, dem man den Sprung in die Bundesliga zutraut. Deshalb hat der FC dem Spieler schon jetzt das Vertrauen geschenkt und den Youngster mit ins Trainingslager nach Donaueschingen genommen.

Aggressiv, dynamisch und spielintelligent

“Es fühlt sich gut an, hier zu sein”, sagt Castrop mit einem Lächeln. “Die Belastung ist deutlich höher, als ich es bisher gewohnt bin. Es ist alles schneller, körperbetonter.” Für Castrop ist das einer der größten Unterschiede. Im Vergleich zu seinen bulligen Mitspielern wie Sebastiaan Bornauw oder Jhon Cordoba wirkt Castrop noch schmächtig, ist körperlich teilweise deutlich unterlegen. Im einzigen Testspiel in Donaueschingen, dem 2:1-Sieg gegen Union Berlin, kam der Youngster als einziger Akteur nicht zum Einsatz. Für das Talent jedoch kein Problem. “Nein”, sagt er, “ich bin erst 17 Jahre. Wenn ich mit der Zeit immer besser ins Training reinkomme, werde ich auch auf meine Spielzeit kommen.”

Die Nervosität, auch wenn man sie ihm nicht ansieht, ist auf dem Platz neben seinen erfahrenen Mitspielern noch immer ein ständiger Begleiter. “Ich versuche so viele Trainingseinheiten wie möglich mit den Profis mitzumachen und verletzungsfrei zu bleiben. Ich hoffe, dadurch dann auch die Hektik und Nervosität, die am Anfang normal ist, abzulegen und das Spiel, das ich im Nachwuchs gespielt habe, auch bei den Profis zeigen zu können.” Er selbst beschreibt sich als aggressiver und dynamischer Spieler mit Spielintelligenz und der Fähigkeit ausgestattet, ein Spiel gut lesen zu können und daraus die richtigen Entscheidungen zu treffen. Entsprechend hat sich Castrop seine Vorbilder ausgewählt. “Ich mag die Ruhe von Busquets und die Aggressivität von Vidal, auch Marqinhos schaue ich mir gerne an.” Cristiano Ronaldo hat irgendwann von der Position nicht mehr in das Anforderungsprofil des jungen Mittelfeldmanns gepasst. “Ich war irgendwie schon alles: Rechtsverteidiger, Flügelspieler, Stürmer in der U15. Dann wurde ich erst Achter, dann Sechser.”

Die Hoffnung ist riesig

Durch die Vorbereitung bei den Profis verpasst der Gymnasiast aktuell einiges an Unterrichtsstoff in der Schule. Deshalb nimmt Castrop in Donaueschingen parallel zum Training auch noch an Online-Unterricht teil. Gleichzeitig bereitet der Rechtsfuß mit den anderen Youngsters die Trainingseinheiten vor und nach, holt sich dabei Tipps von Zimmerkollege Jan Thielmann. “Das kannte ich so noch nicht. Ich versuche, mich daran zu orientieren.” Wie es für Castrop mit Beginn der Saison weitergeht, steht aktuell noch nicht fest. Bislang ist einzig klar, dass der Youngster die gesamte Vorbereitung mit den Profis absolviert. Aber die Hoffnung sei “riesig”, wie Castrop zugibt, “irgendwann einmal das Profi-Trikot tragen zu dürfen”.

Dafür versucht sich der Sechser im Training anzubieten und aggressiv aufzutreten. Natürlich klappt dabei längst noch nicht alles: “Die ganzen Fifty-Fifty-Duelle, die man in der U17 noch gewinnt, sinken hier auf zehn Prozent”, sagt er mit einem Lachen. Dass sich Castrop irgendwann mit einem Bundesligisten auf eine Saison vorbereitet, war dabei noch nicht von jeher vorherzusehen. Bis zu U12 spielte Castrop parallel zum Fußball auch noch Tennis auf Leistungsniveau. “Im Tennis war ich vielleicht sogar noch talentierter”, gibt er zu, war sogar zweitbester seines Jahrgangs in NRW. “Dann musste ich mich entscheiden. Aber Fußball hat mir immer viel mehr Spaß gemacht.” Wie es jetzt aussieht, scheint sich Castrop damals richtig entschieden zu haben.

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