Ein Bild aus dem November 2019: Geschäftsführer Alexander Wehrle zwischen Tobias Kaufmann (li.) und Frank Aehlig (re.). (Foto: Mika Volkmann)

Der FC im Umbruch: Ein Klub stellt sich komplett neu auf

Am Freitag hieß es für den 1. FC Köln zwei Trennungen bekannt zu geben: Am späten Mittag erklärten die Geißböcke den Abgang von Frank Aehlig ins Red-Bull-Universum. Am Abend folgte die Bestätigung einer Einigung mit Ex-Mediendirektor Tobias Kaufmann. Damit schließt der Klub zwei Personalien und setzt einen Umbruch fort, mit dem man sich am Geißbockheim komplett neu aufstellen will.

Köln – Niemand beim 1. FC Köln wollte, dass es zwischen Tobias Kaufmann und dem Klub zu einer Schlammschlacht vor Gericht kommen würde. Nachdem sich die Anwälte beider Parteien vor dem Arbeitsgericht ausgetauscht hatten, wurden Vergleichsgespräche angeregt und nun zu einem Ende gebracht. Der Arbeitsvertrag mit dem langjährigen Medienchef wurde aufgelöst, eine Abfindung gezahlt und die Personalie zu den Akten gelegt.

Im Hintergrund agiert längst Jürgen Homeyer als Interimslösung, wenngleich nicht als Mediendirektor, sondern als Medienberater der Geschäftsführung und des Vorstands. Als solcher versucht Homeyer am Geißbockheim eingefahrene Strukturen aufzubrechen und mit den FC-Bossen einen Nachfolger für Kaufmann zu finden. Die Gespräche mit Bewerbern haben begonnen. Ob diese eher Wochen oder Monate dauern werden, ist noch nicht abzusehen. Homeyer gilt als ruhiger Teamplayer, dessen Vorteil sein dürfte, keine politischen Aktien im Ränkespiel zwischen den Gremien zu haben. Sein Vorgänger gewann zwar mit dem FC zahlreiche PR-Preise. Doch diese retteten ihn letztlich nicht vor dem Aus. Zu tief war Kaufmann über die Jahre in die Machtkämpfe gezogen worden, sodass der neue Vorstand keine Basis für eine Zusammenarbeit sah.

Aehligs Abgang ist keine Überraschung

Während die Kaufmann-Nachfolge eher eine Frage für FC-Insider sein wird, dürfte die Nachfolge von Frank Aehlig bedeutendere Auswirkungen haben. Aehlig kam einst als Vertrauter von Armin Veh. Für ihn wurde die Rolle des Leiters der Lizenzspielerabteilung geschaffen. Das musste sein, weil der Posten des Sportdirektors unterhalb des Geschäftsführers Sport noch von Jörg Jakobs besetzt war. Künftig dürfte Sportchef Horst Heldt wieder einen Sportdirektor unter sich einordnen und das Wortungetüm des Leiters der Lizenzspielerabteilung ad acta legen. Der FC hat in den vergangenen Jahren genügend neue Posten ohne Not geschaffen, sodass eine Rückkehr zu den gängigen Strukturen keine Überraschung wäre.

Auch Aehligs Abgang in sich ist keine Überraschung. Der 52-jährige hatte zwar nach dem Doppel-Aus für Armin Veh und Achim Beierlorzer vor einem Jahr zwischenzeitlich die Bürde getragen die sportliche Führung neu zu besetzen. Dies war ihm derart gelungen, dass der FC in der Folge unerwartet doch noch die Klasse hielt. Dennoch hatte es immer wieder Kritik an Aehlig gegeben, nicht zuletzt, weil er im Schatten des egozentrischen Veh die zahlreichen und zumeist teuren Flop-Transfers von Spielern wie Vincent Koziello, Niklas Hauptmann, Lasse Sobiech oder Birger Verstraete mitverantwortet hatte. Die so wichtigen Transfers von Sebastiaan Bornauw und Ellyes Skhiri hingegen, bei aller Kritik an Veh, waren vor allem auf die Kontakte des einstigen Meistertrainers zurückgefallen. Und schließlich hatte die geheime Vertragsverlängerung mit Aehlig für interne Unruhe gesorgt, die erst nach Vehs Abgang öffentlich geworden war.

Aehlig genießt einen ausgezeichneten Ruf

Zweifellos hinterlässt Aehlig eine Lücke mit vielen Kontakten in die Fußballwelt. Kaum ein “zweiter Mann” in der Bundesliga hinter dem Sportchef verfügt über ein derart großes Netzwerk wie der gebürtige Dresdner. Dass Red Bull den Fachmann nun wieder in das österreichische Fußball-Imperium integriert, spricht eine deutliche Sprache über den Wert, den man Aehlig zuspricht. Auch Horst Heldt und Alexander Wehrle sprachen öffentlich stets positiv über den Arbeiter im Hintergrund. Doch Aehligs Abgang ist nur ein weiterer Schritt zu einem Umbruch, der beim FC spätestens im Sommer begonnen hat.

Drei Abteilungsleiter in vier Monaten weg

Physiotherapeut Klaus Maierstein war der erste große Name, der nach neun Jahren den FC verlassen musste. Mediendirektor Kaufmann folgte nach sieben Jahren am Geißbockheim. Nun wird Aehlig gehen. Das macht zusammen drei Abteilungsleiter innerhalb von vier Monaten. Im gleichen Zeitraum musste zudem Stefan Müller-Römer vom Vorsitz des Mitgliederrates zurücktreten. Eine solche Veränderung darf mit Fug und Recht als Umbruch bezeichnet werden. Begonnen hatte dieser freilich vor 13 Monaten mit dem neuen Vorstand. Im Zuge der damaligen Wahl wurde der Aufsichtsrat neu besetzt und große Teile des Beirats ausgetauscht, kurze Zeit später der Geschäftsführer Sport und der Cheftrainer.

Innerhalb eines Jahres hat der FC also auf fast allen Führungspositionen einen Wechsel durchgeführt. Wie weit der Umbruch noch gehen wird, ist offen. Um Torwarttrainer Andreas Menger ranken sich schon länger Gerüchte, der Express berichtete unlängst, dass dessen 2021 auslaufende Vertrag nicht verlängert werden soll. Mit Co-Trainer André Pawlak wurde ebenfalls noch nicht verlängert. Zudem strebt Horst Heldt im Sommer 2021 einen großen Umbruch im Profi-Kader an, der zu 15 Abgängen oder mehr führen könnte. Beim 1. FC Köln ist im Hintergrund also vieles in Bewegung. Damit diese Bewegung aber auch zu einem Aufschwung führt und nicht zu einem Tornado, muss es endlich wieder im Vordergrund stimmen. Und dafür ist der aktuelle Kader mit dem Trainerteam verantwortlich, zusammengestellt zum größten Teil von Frank Aehlig.

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