Kann der FC doch nicht im Grüngürtel ausbauen? (Foto: Ligafoto/Bucco)

Geißbockheim: “Sind für andere Lösungen dialogbereit”

Der 1. FC Köln wird inzwischen nicht mehr nur von Umweltschützern gerichtlich am Ausbau des Geißbockheims gehindert, sondern auch von der Kölner Politik. Das “Moratorium”, auf das sich nach der Kommunalwahl im September 2020 die Parteien CDU, Grüne und Volt geeinigt hatten, bleibt bestehen. Nun hat sich FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle im Podcast des Kölner Presseclubs geäußert und Bereitschaft für alternative Lösungen signalisiert. Doch der von der Politik favorisierte Ausweichplatz Marsdorf scheint ebenfalls unmöglich.

Köln – Dass aus einer rechtlichen Auseinandersetzung rund um den Ausbau des Geißbockheims längst eine symbolisch aufgeladene Diskussion um Moral und Demokratie geworden ist, ist kein Geheimnis. Doch das Problem aus Sicht des 1. FC Köln besteht weiterhin: Nach einem sechsjährigen Prozess hatten die Geißböcke einen Ratsbeschluss mit demokratischer Mehrheit bekommen, um den Ausbau voran treiben zu dürfen. Diesem hat der neue Stadtrat in Köln nun einen ebenso demokratisch legitimierten Riegel vorgeschoben.

Wäre es alleine um einen Rechtsstreit mit Umweltschützern gegangen, hätte sich der 1. FC Köln in einer guten Situation befunden. Selbst Vertreter der Ausbau-Gegner geben nach GBK-Informationen hinter vorgehaltener Hand zu, dass die Chancen vor Gericht gering wären, den Ausbau zu stoppen. Auch, weil der FC – anders als in der Vergangenheit – in dem sechsjährigen Findungsprozess alle politischen und juristischen Spielregeln beachtet hat. Das sieht auch Alexander Wehrle so. “Dass wir verklagt werden würden, war uns klar”, sagte der FC-Geschäftsführer nun. “Deswegen sind wir bewusst vorher in ein Zielabweichungsverfahren gegangen, weil das bedeutet, dass wir mehr juristische Planungssicherheit haben bei einem möglichen Verfahren.”

FC zwischen Forderung nach Verlässlichkeit und realistischer Lösung

Ursprünglich hatte der FC ohnehin eine andere Lösung favorisiert, wie Wehrle bestätigte. “Wir wollten eine Campus-Lösung entlang der Berrenrather Straße mit drei Fußballplätzen errichten. Dann kam aber die klare Ansage, dass wir uns am Sportband orientieren sollten. Das haben wir getan.” Der FC fühlt sich bekanntlich missverstanden. Die Gegner werfen dem Klub vor, die Plätze nicht für die Allgemeinheit bauen zu wollen, sondern für den Millionenbetrieb Fußball. Wehrle hält dagegen: “Wir würden diese drei Fußballplätze nur drei bis vier Stunden pro Tag während der Woche für die 8- bis 14-jährigen nutzen. Den Rest des Tages und am gesamten Wochenende stehen diese Plätze den Schülerinnen und Schülern der Stadt Köln oder der Bunten Liga zur Verfügung. Das Sportband soll ja ein Ort der Begegnung bleiben für alle Sporttreibenden Kölner.”

Doch Sachargumente spielen in der Diskussion schon lange keine Rolle mehr. Die Fronten sind verhärtet, die Politik spielt opportunistischen Wählerfang, wie es die Mehrheiten gerade erfordern. Und so ist auf Sicht – und das bedeutet wohl auf Jahre hinweg – ein Ausbau am Geißbockheim ausgeschlossen. Für den FC eine Katastrophe, weshalb Wehrle nun die Tür für Gespräche über Alternativen öffnet. “Mir ist sehr wichtig, dass wir immer dialogbereit sind, wenn es andere Ansätze gibt, wenn es andere Lösungen gibt”, sagte Wehrle. “Dann hören wir uns das an. Aber man muss auch verstehen, dass wir nach einem sechsjährigen Verfahren Verlässlichkeit der Politik einfordern. Das hat jeder Vorhabenträger, auch wir, verdient.”

Der FC in Marsdorf? “Mit der IHK nicht zu machen!”

Diese Verlässlichkeit wäre beispielsweise bei der von der Politik mehrfach ins Spiel gebrachten Lösung Marsdorf nicht gegeben. Die Parteien werfen seit Jahren immer wieder den Ort unter dem verlockenden Namen “Beller Bogen” ins Gespräch, auf dem eigentlich der neue Großmarkt entstehen soll. Dazu gibt es inzwischen neue Entwicklungen. Bis 2025 wird der Großmarkt am bisherigen Standort Raderberg bleiben, weil die Planungen in Marsdorf nicht vorankommen. Übrigens ebenfalls, obwohl es bereits einen Ratsbeschluss für den Umzug gibt. Doch wie viel dieser wert ist, weiß man beim 1. FC Köln. Allerdings machten nun die Großmarkt-Vertreter klar: Sollte es Überlegungen geben, die Örtlichkeit den Geißböcken statt dem Großmarkt zur Verfügung zu stellen, gäbe es rechtliche Folgen. Ulrich Soénius, Geschäftsführer für Standortpolitik bei der Industrie- und Handelskammer (IHK), betonte nun laut Kölner Stadt-Anzeiger, der Bereich sei ein Gewerbegebiet, weshalb dort auch Gewerbe unterkommen solle – “und nicht die Sportanlagen des 1. FC Köln”. Der FC in Marsdorf sei “mit der IHK nicht zu machen”, so Soénius.

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