Kein anderer Spieler hatte so viele Ballkontakte wie Noah Katterbach. (Foto: imago images / Nordphoto)

110 Ballkontakte und nur eine von 35 Flanken ins Glück

Noah Katterbach war am Sonntag beim 1. FC Köln der Ballmagnet. Insgesamt 110 Ballaktionen hatte der Linksverteidiger, diesen Wert hat es in dieser Saison von einem FC-Spieler noch nicht gegeben – nicht einmal annähernd. Das war der spielerischen Dominanz geschuldet, die ebenso derart in dieser Saison bislang noch nicht vorgekommen ist. Der FC beherrschte den SV Werder Bremen beim 1:1 (0:0) lange Zeit. Das Problem: Die Geißböcke blieben weitgehend harmlos. Das hätte anders aussehen können, wenn Ellyes Skhiri nicht im Weg gestanden hätte.

Aus Müngersdorf berichtet Marc L. Merten

Geschichte des Spiels: Diese Statistiken hatte der 1. FC Köln lange nicht mehr – und viele Fans haben sehnsüchtig darauf gewartet. Der FC nahm am Sonntag gegen Werder das Herz und das Heft in die Hand und handelte. Ballbesitz – 68 Prozent. Passquote – 87 Prozent. Insgesamt 632 FC-Pässe zu 299 Werder-Pässe – wobei trotz dieser Überlegenheit die Geißböcke nominell weniger Fehlpässe produzierte (83) als Bremen (92). Neun Ecken, 16 Torschüsse und sagenhafte 35 Flanken konnte der FC nach 90 Minuten verzeichnen. Okay, von den 35 Flanken war am Ende nur eine zu gebrauchen, und die war unabsichtlich. Denn Noah Katterbach war die Flanke vor dem 1:1 eigentlich über den Spann gerutscht. Aber sei’s drum, bemerkenswert war zudem, dass der FC diese 35 Flanken schlug, obwohl die Geißböcke eigentlich keinen Stürmer auf dem Feld hatten, der diese hätte verwerten können. Es war somit eine Art Probelauf für den Fall, dass Sebastian Andersson irgendwann wiederkommt. Dieser hätte womöglich am Sonntag fünf Tore schießen können bei all dem Kugelhagel von links und rechts.

Spieler des Spiels: Apropos Statistiken und apropos Noah Katterbach – der Linksverteidiger fühlte sich sichtlich wohl in der Viererkette. Die Fünferkette ist wahrlich nichts für ihn, und so war der Youngster zuletzt auch ein Opfer des Systems. Nun war er ein Gewinner der Systemumstellung, und machte es hervorragend. Sage und schreibe 110 Ballkontakte wies die offizielle DFL-Statistik nach dem Spiel aus. Am Sonntag konnte niemand in Müngersdorf so schnell herausfinden, wann ein Kölner Spieler zuletzt derart viele Ballaktionen hatte. In dieser Saison jedoch, das war sofort klar, hatte es das noch nicht gegeben. Wie außergewöhnlich diese Anzahl Ballkontakte war, zeigt ein Vergleich: Der bisherige Kölner Rekord in dieser Saison lag bei 94, gehalten von Jannes Horn (18. Spieltag) und Rafael Czichos (22. Spieltag). Darüber hinaus kamen bis Sonntag gerade einmal drei weitere Spieler je einmal (!) auf über 80 Ballkontakte. Katterbach hingegen war am Sonntag ein Ballmagnet, wie man ihn für Kölner Verhältnisse lange nicht mehr gesehen hat. Zum Liga-Vergleich: In dieser Saison liegt der Bundesliga-Rekord bislang bei 149 Ballaktionen von Emre Can für den BVB am 2. Spieltag.

Historie zum Spiel: Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Julian Weigl den Bundesliga-Rekord mit insgesamt 214 Ballkontakten hält. Diesen stellte er am 34. Spieltag der Saison 2015/16 beim 2:2 von Borussia Dortmund gegen – genau – den 1. FC Köln auf. Weigl schnappte sich den Rekord von Xabi Alonso, der in der Saison 2014/15 den Bundesliga-Rekord bei 204 aufgestellt hatte. Der Spanier spielte damals für den FC Bayern. Das Spiel gewann der Rekordmeister mit 2:0. Der Gegner? Klar, der 1. FC Köln.

Das Ergebnis: Das 1:1 hilft dem SV Werder Bremen mehr als dem 1. FC Köln. Im Tabellenkeller spielten sie alle Unentschieden, nur Hertha BSC gewann last-minute gegen den FC Augsburg. Der Effzeh konnte sich also unten nicht absetzen, büßte aber auch keine Punkte ein. Hertha war der Gewinner des Spieltags, wobei nun alle Augen auf das Nachholspiel zwischen Bielefeld und Bremen gerichtet sind. Dieses findet am Mittwochabend statt und wird die Tabelle bereinigen. Die Arminia könnte mit einem Sieg den FC punktmäßig einholen und Bremen wieder unten reinziehen. Mit einem Werder-Dreier wäre der sonntägliche FC-Gegner aber aus dem Gröbsten raus und ganz unten weiter alles beim Alten.

Szene des Spiels: Wie wäre das Spiel wohl ausgegangen, wenn Ellyes Skhiri noch dünnere Beine hätte und den Schuss von Jan Thielmann in der 3. Minute nicht abgefälscht hätte? Der FC war direkt gut im Spiel gewesen. Elvis Rexhbecaj hatte einen Eckball in den Bremer Strafraum geschlagen. Thielmann war am langen Pfosten zehn Meter vor dem Tor zum Abschluss gekommen. Der Schuss hätte Jiri Pavlenka wohl überwunden, der SVW-Keeper wäre auf dem falschen Fuß erwischt worden. Doch zum Bremer Glück stand Skhiri drei Meter vor dem Tor und verhinderte den Einschlag des Schusses und damit die frühe Führung der Geißböcke. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass der FC sich selbst am Torschuss hinderte. Alleine in Hälfte eins schossen sich die Kölner dreimal selbst an.

Duell des Spiels: Emmanuel Dennis ist 1,75 Meter große. Jiri Pavlenka misst ein Torhüter-Gardemaß von 1,96 Meter. Das sind stolze 21 Zentimeter Differenz. Zudem darf ein Torhüter im Strafraum die Hände benutzen und damit die Arme nach oben ausfahren. Dass sich nun ausgerechnet der 21 Zentimeter größere Pavlenka beschwerte, er sei nicht an die Flanke von Noah Katterbach gekommen, weil der kleine Dennis ihm den Arm weggeschlagen hätte, war eine Verdrehung der Tatsachen. Der Bremer Keeper hatte sich schlichtweg verschätzt, im Timing genauso wie in der Richtung des Balles. Als Dennis und Pavlenka außerhalb des Fünf-Meter-Raumes zusammenprallten, waren Pavlenkas Hände nicht einmal in der Nähe des Balles, den Dennis schließlich mit dem Kopf zu Jonas Hector weiterleitete, ehe dieser ins Tor traf. Dennis hatte zwar mit seinem Arm den Arm des SVW-Keepers getroffen, doch ein Bundesliga-Torhüter kommt in der Regel mit Wucht und Überzeugung aus seinem Tor und räumt im Zweifel auch mal einen Gegenspieler weg, um an den Ball zu kommen. Doch Pavlenka tat nichts von alldem. Er glaubte, Schiedsrichter Jöllenbeck werde ihn beschützen wie eine seltene Art. Das tat der Referee zum Glück für den FC nicht. Das Tor zählte. Und das völlig zu Recht. Viel zu häufig kaschieren Torhüter ihre Schwächen im Rauslaufen, indem sie sich auf ein Foul eines Gegenspielers berufen.

Pfiff des Spiels: Schiri Jöllenbeck verlor in der 22. Minute völlig die Übersicht. Er hatte ein taktisches Foul eines FC-Spielers gesehen, wusste aber plötzlich nicht mehr, wer es gewesen sein könnte. Statt sich per VAR abzusichern, ging er erst zu Wolf, dann zu Rexhbecaj, dann zu Meyer und zeigte schließlich Jakobs Gelb, der mit einer fairen Grätsche den Ball gespielt und die Szene damit eigentlich sauber beendet hatte. Das taktische Foul war 20 Meter vorher passiert, das hatte der Schiedsrichter aber in der Zwischenzeit vergessen. Es schien, als wollte Jöllenbeck für diese Szene einfach irgendeinem Kölner Gelb zeigen und entschied sich schließlich für den Falschen.

Einwechslung des Spiels: Willkommen zurück, Jonas Hector! In der 71. Minute kam der FC-Kapitän nach sechswöchiger Pause ins Spiel und traf zwölf Minuten später zum Ausgleich. Es war das perfekte Comeback für den 30-jährigen, der sich nun mit einem guten Gefühl weiter seiner körperlichen und fußballerischen Topform annähern kann. Das Erfolgserlebnis gegen Bremen dürfte dabei helfen.

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