Erstmals seit dem 15. Spieltag ist der 1. FC Köln am Sonntag gegen Werder Bremen mit einer Viererkette aufgelaufen. Dadurch erspielten sich die Geißböcke gegen die Norddeutschen ein Übergewicht im Mittelfeld und wussten auch spielerisch zu überzeugen. So könnte der FC für die kommenden Wochen einen Alternativplan gefunden haben. Gleichzeitig wusste auch Jannes Horn auf ungewohnter Position überzeugen.
Köln – Als Florian Kohfeldt am Sonntagnachmittag den Aufstellungsbogen des 1. FC Köln in die Hand bekommen hatte, zeigte sich der Trainer von Werder Bremen überrascht. Er habe mit allem gerechnet, nur nicht damit, dass die Kölner mit einer Viererkette auflaufen würden, gab er vor dem Anpfiff am Sky-Mikrofon zu. Dabei wird Kohfeldt wohl nicht der einzige gewesen sein, der angesichts der Kölner Grundordnung am Sonntag durchaus verwundert gewesen sein dürfte. Schließlich schienen sich die FC-Spieler zuletzt im 3-5-2 wohl gefühlt zu haben.
Option für die nächsten Wochen
Zudem hatte es im Vorfeld an den letzten Kölner Auftritt mit Viererkette keine gute Erinnerung gegeben. Schließlich ging der FC, damals mit Hector, Bornauw, Meré und Schmitz in der Abwehr, mit 0:5 in Freiburg unter. Seither blieben die Geißböcke im bevorzugten 3-5-2 oder 3-4-2-1-System. Doch gegen die erwartungsgemäß tief stehenden Bremer wollte Markus Gisdol am Sonntag das Mittelfeld stärken. Schließlich wäre es wohl auch nur wenig zielführend gewesen, aus der Abwehr heraus lange Pässe in die Spitze zu spielen, während die Bremer Hintermannschaft ohnehin auf Höhe des eigenen Strafraumes genau darauf gewartet hätte.
So wählte Markus Gisdol gegen Werder Bremen die taktisch offensivere Grundausrichtung mit höherem und früherem Pressing. Mit der Sperre von Rafael Czichos habe die Umstellung derweil nichts zu tun gehabt, wie der FC-Trainer hinterher erklärte: “Das war keine personelle Entscheidung”, sagte Gisdol und erklärte: “Wir wollten über eine flache Viererkette mehr Ballkontrolle haben. Das ist sehr gut aufgegangen, weil wir so einen Spieler mehr im Mittelfeld hatten.” Gleichzeitig hatte der FC die Flügel mit Katterbach und Jakobs sowie Wolf und Thielmann doppelt besetzt. Dadurch konnten sich die Außenspieler defensiv gegenseitig unterstützen sowie über den Flügel Angriffe ins Zentrum ermöglichen. Das zeigt auch die Tatsache, dass der FC am Sonntag 35 Flanken von Außen in den Strafraum brachte. Durch den fehlenden gelernten Mittelstürmer und dem Umstand, dass sich Ondrej Duda immer wieder ins Mittelfeld zurückfallen ließ, war der Sechszehner der Bremer jedoch nicht ausreichend genug besetzt, um schließlich gegen die Bremer Innenverteidiger gefährlich in Aktion zu treten. Die Ausnahme war freilich die Flanke von Noah Katterbach vor dem 1:1-Ausgleichtreffer durch Jonas Hector, die allerdings eher glücklich zustande kam, da dem Linksverteidiger der Ball über den Spann gerutscht war. Letztendlich hat sich die veränderte Formation jedoch als starke Alternative zur Dreierkette hervorgetan. Vor allem spielerisch lief bei den Geißböcken dadurch weitaus mehr zusammen als noch in den vergangenen Wochen. Daher wollte auch Markus Gisdol nicht ausschließen, auch in den nächsten Spielen daran festzuhalten. “Die Viererkette ist durchaus eine Option für die nächsten Wochen”, erklärte der FC-Coach.
Horn überzeugt auf ungewohnter Position
Ungeachtet der Frage nach der taktischen Ausrichtung wird sich Markus Gisdol in den kommenden Wochen aber auch personell entscheiden müssen. Rafael Czichos kehrt gegen Union Berlin nach seiner Gelbsperre zurück in den Kader. Auch Sebastiaan Bornauw dürfte zeitnah wieder zu einer Option für den 51-jährigen werden. Und dann wären da auch noch Sava Cestic und Jannes Horn, der seine Aufgaben als gelernter Linksverteidiger im Zentrum der Viererkette am Sonntag bravourös meisterte. Zwar stand Horn inzwischen schon häufiger als Innenverteidiger auf dem Platz, meist aber lediglich als linker Part der Dreierkette. Der 24-jährige präsentierte sich aber auch im veränderten System mit einer Passquote von 91 Prozent enorm spielsicher und räumte hinten alles ab, was auf ihn zu kam. So berichtete auch Markus Gisdol, unmittelbar nach dem Schlusspfiff zu seinem Co-Trainer Frank Kaspari gesagt zu haben: “Jannes hat heute ein herausragendes Spiel gemacht. Er hat gezeigt, was in ihm steckt. Das war eine richtig starke Leistung.” Horn zeigte dabei, in der Innenverteidigung mehr als nur eine Notlösung zu sein. Für das Trainerteam bedeutet das aber auch, in den kommenden Wochen einige unbequeme Personalentscheidungen treffen zu müssen. Das dürfte Markus Gisdol jedoch bedeutend lieber sein, als die personellen Sorgen der vergangenen Wochen.
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