Ausgelassener Jubel nach dem Schlusspfiff beim 1. FC Köln. (Foto: imago images/Nordphoto)

Eine Relegation sinnblildlich für eine gesamte Saison

Der 1. FC Köln kann für seine 50. Bundesliga-Spielzeit planen. Dabei stand die überstandene Relegation gegen Holstein Kiel mit den unterschiedlichen Hin- und Rückspielen sinnbildlich für die gesamte, so kräftezehrende Saison der Geißböcke. Den Augenblick mit dem umjubelten Klassenerhalt können die Kölner nun genießen. Danach muss die schonungslose und ehrliche Aufarbeitung der eigenen Fehler folgen.

Ein Kommentar von Sonja Eich

Katzen sagt man sieben Leben nach – doch über wie viele Leben verfügt eigentlich ein Geißbock? Nicht zum ersten Mal in dieser Saison hatte der 1. FC Köln vor dem Abgrund gestanden. Vor dem Aus. Vor dem bitteren Absturz in die Zweitklassigkeit. Ein Abstieg, bei dem man nicht gewusst hätte, wie schnell es wieder nach oben gegangen wäre. Doch darüber müssen sich die Kölner nach dem 5:1-Sieg in Kiel keine Gedanken mehr machen.

Eine Relegation ohne Zittern hätte nicht gepasst

Allerdings hat der 1. FC Köln seine Anhänger in dieser Saison viele Nerven gekostet. In nur wenigen Spielen wussten die Geißböcke zu überzeugen, klare Siege gab es praktisch keine. Geschweige denn Konstanz. Nur eines hat der Verein mit beeindruckender Regelmäßigkeit geschafft: den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, wenn kaum noch Luft zum Atmen da war. In Dortmund, in Gladbach, gegen Leipzig und Schalke. Immer wieder waren die Kölner dem Tod knapp von der Schippe gesprungen. Und so hätte es nicht zu dieser Saison gepasst, wenn die Geißböcke die Relegation gegen einen mental wie körperlich angeschlagenen Zweitligisten souverän und in beiden Spielen eindeutig erledigt hätten.

Es scheint, als hätten die Kölner das Drama gebraucht. Das Zittern. Die Rückschläge. Aber auch die immer wiederkehrende Auferstehung, wenn schon keiner mehr damit gerechnet hatte. So wie am Samstagabend. Der FC wäre in dieser Saison nicht der FC gewesen, wenn er nicht auch diese Situation nach dem 0:1 im Hinspiel gemeistert hätte. Die Mannschaft von Trainer Friedhelm Funkel hätte sich kein wichtigeres Spiel für einen dominanten Kantersieg mit (zumindest in der ersten Halbzeit) überragender Chancenverwertung aussuchen können, als den Samstagabend an der Förde.

Die Fehler müssen aufgedeckt werden

Das Spiel hat gleichzeitig auch gezeigt, was mit dieser Mannschaft möglich gewesen wäre, wenn dem FC die gesamte Saison über Sebastian Andersson, Florian Kainz und Jonas Hector zur Verfügung gestanden hätten. Das weiß auch Friedhelm Funkel, dem das Wunder Klassenerhalt zwar zu verdanken ist, der die Größe hatte, im Moment des Erfolges an die Arbeit seines Vorgängers Markus Gisdol zu denken. Denn bei allen Fehlern und Schwächen hatte Gisdol eines erreicht, was im 36. Liga-Spiel der Saison noch einmal von größer Wichtigkeit war: Der FC war körperlich bis zuletzt topfit geblieben, hatte gegen Schalke am 34. Spieltag bis in die Schlussphase Gas geben können und war auch Kiel deutlich überlegen gewesen.

Am Ende, nach 36 Achterbahnfahrten der Gefühle, steht unterm Strich der Klassenerhalt für den 1. FC Köln, das Erreichen des gesetzten Saisonziels. Trotzdem muss und wird nun eine schonungslose und ehrliche Aufarbeitung der Saison erfolgen müssen. Vielleicht nicht heute, vielleicht auch noch nicht morgen. Aber jeder Stein am Geißbockheim wird umgedreht werden müssen. Die gemachten Fehler müssen bis ins Detail analysiert und die richtigen Schlüsse gezogen werden – sachlich, ohne Polemik, ohne politisches Kalkül. Ein einfaches “Weiter so” darf es genauso wenig geben wie das populistische Handeln um den eigenen Machterhalt. Ansonsten droht dem FC in der kommenden Saison ein ähnliches Schicksal wie dem SV Werder Bremen, das nach gewonnener Relegation 2020 ein Jahr später direkt runter musste. Der FC muss endlich aus seinen eigenen Fehlern lernen. Die Relegation bietet dafür bestes Anschauungsmaterial in alle Richtungen. Das Motto kann jetzt also heißen: den Moment genießen, den Klassenerhalt bejubeln und dann genau hinsehen.

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