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Im großen GBK-Interview: Der streitbare Herr Baumgart

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Steffen Baumgart in Donaueschingen im Gespräch mit den GBK-Reportern. (Foto: Bucco)

Steffen Baumgart ist kein Fußballtrainer wie jeder andere. Im Gespräch mit dem GEISSBLOG.KOELN sagt der 49-jährige offen seine Meinung, nimmt kein Blatt vor den Mund und fordert die Reporter auch mal dazu auf, über ihre eigenen Fragen nachzudenken. Der neue Coach des 1. FC Köln spricht im ersten Teil des großen GBK-Interviews über den FC-Kader, über Lautsprecher, TV-Experten und die Frage, ob er gerne streitet.

Das Interview führten Sonja Eich und Marc L. Merten

GBK: Herr Baumgart, Thomas Kessler hat im Interview mit uns gesagt, dass er keine Bauchschmerzen hätte, mit diesem Kader morgen in die Bundesliga-Saison zu starten. Wie sehen Sie das?

STEFFEN BAUMGART: „Ich habe nie Bauchschmerzen, und auf den Kader bezogen haben Sie von mir auch nie etwas anderes gehört. Ich bin froh über jeden Spieler, der hier ist, und mache mir wenig Gedanken, was sich da noch verändern könnte. Einige Spieler sind wieder auf dem aufsteigenden Ast, andere kommen aus Verletzungen zurück und müssen wieder ihren Rhythmus finden. Wir haben einen guten Kader, auch in der Breite. Natürlich kann man immer sagen: Uns fehlt noch dieser Stürmer, jener Innenverteidiger oder dort ein Linksverteidiger. Trotzdem bin ich schon jetzt fest davon überzeugt, dass wir mit diesem Kader eine gute Saison spielen werden.“

Dennoch sind mehrere Leistungsträger gegangen. Wie gut können Sie diesen Kader bereits im Bundesliga-Vergleich einschätzen?

Ich rede nicht darüber, wer nicht mehr hier ist, sondern über die, die da sind. Dass Leistungsträger gehen, ist normal. Genauso normal ist es, dass du nicht nur eine gute erste Elf brauchst, sondern 16 und 18 Spieler, die immer spielen können. Dazu kommen Spieler, die sich weiterentwickeln sollen und Spieler, die aus einer Verletzung kommen. Dann hast du einen gut aufgestellten Kader.

Ich kann nichts einfordern, was nicht in der Natur des Spielers liegt

Sie sagen, Sie kümmern sich um die Spieler, die da sind. Ellyes Skhiri ist da, muss aber verkauft werden, weil der FC das Geld braucht. Wie gehen Sie mit ihm um?

Flaco ist hier, Flaco ist voll integriert und macht das gut. Alles, was um ihn herum noch passieren könnte, nehme ich an, wenn es so weit ist. Aber jetzt und hier ist er Teil des Teams und gehört zu den Spielern, die ich von Anfang an auf dem Platz haben möchte. Seien Sie sicher, dass wir schon eine gute Idee von dem Gesicht unserer Mannschaft haben.
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Sie sagen über sich, dass Sie selbst früher ein Mentalitätsspieler waren. Sie waren früher und sind heute laut und eine Führungsfigur. Fordern Sie das auch von Ihren Spielern ein?

Ich kann nichts einfordern, was nicht in der Natur des Spielers liegt. Es wird nicht gehen, wenn ich einem Spieler sage: Du musst mehr sprechen. Das ist etwas, das hast du oder das hast du nicht. Aber zu sprechen bedeutet ja nicht, dass es immer das ganze Stadion hören muss. Der Typ bin ich, aber das kann nicht jeder. Ich werde nicht zu Jonas Hector gehen und sagen: Jonas, du musst mehr reden. Dann redet er vielleicht mehr, läuft aber weniger. Umgekehrt gefällt es mir besser.

Sie beschäftigen sich 24 Stunden sieben Tage die Woche mit Fußball. Wie denken Sie über die Riege der Journalisten und Experten, die Ihnen Ihren Job erklären?

Das Eine ist, wenn wir drei über Fußball reden. Dann gehe ich davon aus, dass ich Fußball besser erklären kann als Sie. Umgekehrt können Sie mir besser erklären, wie man Interviews führt oder Reportagen schreibt. Das liegt in der Natur unserer Jobs. Aber was wäre, wenn Sie mit einem Ihrer Kollegen sprechen und der erklärt Ihnen, wie dumm Sie sind und was für Fehler Sie die ganze Zeit machen? Sie wissen, der kommt aus dem selben Job und müsste Ihre Situation eigentlich gut nachvollziehen können. Genau da entstehen die Probleme.

Mit Klugscheißern habe ich ein Riesenproblem

Sie meinen die TV-Experten, die selbst mal Profi waren oder Trainer sind.

Es gibt mittlerweile so viele ehemalige, richtig gute Fußballer, die sich äußern, selbst aber nie richtig als Trainer gearbeitet haben. Ich finde es schwierig, dass sie ständig Kritik äußern. Menschen, die nicht in der Verantwortung stehen, tun so, als ob sie es in der Verantwortung gut machen würden. Wenn einer dieser ehemaligen Fußballer zum Beispiel erklärt, der DFB habe keinen guten Nachwuchs mehr, sage ich: Dann geht in den Nachwuchs! Zeigt, wie es besser geht, stellt euch mit den Zehnjährigen auf den Platz und trainiert mit ihnen! Die würden sicher mit offenen Mündern da stehen und sich freuen. Aber es nicht zu tun und trotzdem den Klugscheißer zu spielen – damit habe ich ein Riesenproblem. Wir hatten mit Joachim Löw einen der weltweit erfolgreichsten Nationaltrainer der letzten zwei, drei Jahrzehnte – und jetzt wagen es Leute, die nichts gerissen haben als Trainer, diesen Mann so schlecht zu machen? Das geht einfach nicht.

Klingt nicht so, als ob man Sie demnächst mal gemeinsam mit diesen Experten im TV sehen wird.

Wenn ich mit denen auftreten würde, könnte es Streit geben. (lacht)

Streiten Sie gerne?

Die Gegenfrage heißt: Was bedeutet Streit? Wenn wir unterschiedliche Meinungen haben, ist das kein Streit, sondern ein normales Gespräch. Das Wichtigste ist, anderen Menschen zuzuhören und dann zu versuchen, dem Gegenüber klar zu machen, wie du etwas siehst und warum. Aber genau das fehlt uns ja in unserer Gesellschaft: Wir haben gar keine Streitkultur mehr. Wenn ich anderer Meinung bin, sind die Leute beleidigt und gehen gar nicht darauf ein. Wenn du ein Guter bist, gehst du in ein Gespräch, streitest dich vielleicht auch und denkst hinterher darüber nach. In den meisten Fällen hilft das.

Muss ich eigentlich gar nicht, aber reden Sie ruhig weiter…

Übertragen auf den Fußball, wie steht es um die Streitkultur im Fußball?

Es gibt sie ja nicht. Die Menschen hören oder lesen etwas und übernehmen es als ihre Meinung. Meine Lieblingsüberschrift ist gerade: Der Trainer erlaubt das Rauchen in der Kabine. Jetzt laufen Leute los und erzählen: Beim Baumgart ist Rauchen und Saufen erlaubt. Aber hinterfragen die das? Nein. Die Realität heißt: Der Trainer ist Nicht-Raucher und trinkt ganz sicher nichts auf dem Trainingsgelände. Blickt also mal dahinter, dann sieht die Sache schon wieder anders aus.

Wie steht es denn um die Streitkultur in Ihrer Mannschaft? Sie müssen ja viel moderieren…

Muss ich eigentlich gar nicht, aber reden Sie ruhig weiter.

Okay, okay, versuchen wir es anders: Ist der Eindruck richtig oder falsch, dass Sie als Trainer einer großen Mannschaft mit unterschiedlichen Charakteren viel moderieren und vermitteln müssen?

Natürlich bin ich derjenige, der über alles wacht. Ich habe aber ein Trainerteam, das sehr selbständig arbeitet und dabei großen Spaß hat. Da muss ich also schon mal nicht moderieren. Ich muss nicht alles wissen, sondern ich brauche Leute, die viel wissen. Und auch die Spieler müssen Spaß haben. Wenn sie wissen, dass sie immer zu uns kommen und mit uns reden können, ist schon viel gewonnen. Am Ende entscheide zwar immer ich, aber wenn alle in einem Boot sind und nicht nur im selben See, dann funktioniert das besser.

Ich brülle ja nicht rein und bin dabei böse

Wie gehen Sie mit einem Spieler um, der mit Ihrer Art nicht klar kommt und sagt: „Trainer, hör mal auf zu brüllen!“?

Das ist natürlich auch schon vorgekommen. Kein Problem, dann kommt einfach: „Kümmere dich um dein Spiel!“ Ich brülle ja nicht rein und bin dabei böse. Alles, was ich sage, hat mit dem Spiel zu tun, soll den Jungs eine Hilfe an die Hand geben. Wenn ein Spieler darauf nicht reagiert und das nicht annimmt, dann werde ich nicht leiser.

Der zweite Teil des großen Baumgart-Interviews erscheint am Dienstag.
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