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Saisonrekord hilft nicht gegen Wolfsburger Schauspieler

Der 1. FC Köln feiert die Rückkehr nach Europa. (Foto: IMAGO)
Der 1. FC Köln feiert die Rückkehr nach Europa. (Foto: IMAGO)

Der 1. FC Köln verliert gegen den VfL Wolfsburg mit 0:1 (0:1) – trotz eines neuen Flankenrekords, zahlreichen Torchancen und der Unterstützung von 50.000 ekstatischen Fans. Es bewahrheitet sich eine alte Fußballweisheit. Und am Ende gilt der Dank dem rheinischen Rivalen. Derweil fragt man sich: Was haben sich die Wolfsburger von Atletico Madrid abgeschaut?

Aus Müngersdorf berichten Sonja Eich und Marc L. Merten

Geschichte des Spiel

Vor dem Spiel waren sich alle einig: Würde der 1. FC Köln diese charakterlich in dieser Saison eher schwierige Ansammlung an Wolfsburger Spielern in den ersten Minuten überrennen und in Führung gehen, wäre vom VfL keine große Gegenwehr mehr zu erwarten. Und tatsächlich ging die Mannschaft von Steffen Baumgart das Spiel genauso an. Das Problem: Modeste in der 1. und 3. Minute sowie Schmitz in der 5. Minute und Uth, Özcan und Kainz in der Folgezeit konnten die Kölner Führung nicht erzielen. Und so kam es, wie es so häufig kommt im Fußball: Eine eigentlich lustlose Schütteltruppe, die eigentlich ganz gut kicken kann, denkt sich: Na gut, wenn wir schon nicht zurückliegen, können wir es auch mal selbst versuchen. So fiel das 0:1. Und dabei blieb es. Bei allem Anrennen der Geißböcke.

Dank des Spiels

Wie schon 2017 geht der Dank der Saison an Bayer Leverkusen. Nicht nur für vier Punkte in den beiden Derbys, sondern für die Schützenhilfe, damit es mit Europa klappt. Der Sieg in Hoffenheim ebnete dem FC den Weg mindestens in die Play-offs um die Conference League, womöglich für mehr. 2017 war es der Leverkusener Sieg bei Hertha, jetzt im Kraichgau. Auf Bayer ist Verlass, wenn der FC nach Europa will. Gut zu wissen.

Leidender des Tages

Der VfL Wolfsburg verdiente sich den Sieg beim 1. FC Köln nicht nur mit dem Tor des Tages durch Yannick Gerhardt, sondern auch mit Zeitspiel und Schauspieleinlagen, von denen sich selbst Atletico Madrid noch eine Scheibe abschneiden könnte. Als gehe es im Halbfinal-Rückspiel der Champions League um den Finaleinzug, begann gut fünf Minuten nach dem Seitenwechsel das Wehklagen bei jedem Körperkontakt. Insbesondere um Xaver Schlager musste man fürchten, dass er diese 90 Minuten kaum überleben werde, so häufig wälzte sich der Wolfsburger auf dem Rasen, trommelte mit den Fäusten auf das Grün und stand dann doch wieder auf, ehe die Sanitäter mit der Trage heranrücken mussten. Als in einer Szene gleich drei Wolfsburger quer über den Platz verteilt zu Boden gingen, musste selbst Steffen Baumgart lachen. Man möchte dem VW-Konzern wünschen, dass die Autos aus Wolfsburger seltener liegen bleiben als die Spieler des Werksklubs.

Pfiff des Tages

Das Tor des Tages in der 43. Minute war eine Zentimeter-Entscheidung. Yannick Gerhardt hatte sich auf vermeintlich gleicher Höhe zum Ball befunden. Der VAR bestätigte das Tor. Ausgerechnet der Ex-Kölner, das FC-Eigengewächs, musste den Spielverderber spielen. Andererseits: Zum zweiten Mal in seiner Zeit in Wolfsburg muss Gerhardt nun mitansehen, wie der FC nach Europa reist und er selbst in der VW-Stadt dem Abstieg nur knapp entkommen ist.

Zahl/Statistik des Tages

Nach den ersten 15 Minuten lautete die Statistik: 5:0 Torschüsse, 2:0 Ecken und 7:0 Flanken für den 1. FC Köln. Zur Halbzeit waren es 9:3 Torschüsse, 3:0 Ecken und 17:6 Flanken, nach 90 Minuten waren es 17:5 Torschüsse, 9:2 Ecken und 34:6 Flanken. Ein Wahnsinn, dass dieser 1. FC Köln am Samstag gegen den VfL Wolfsburg ohne Tor blieb und dieses Spiel verlor. 34 Flanken waren zudem Bundesliga-Saisonrekord.

Zitat des Spiels

“Ich habe meinen Spielern zur Leistung gratuliert. Das Wenn und Aber lassen wir jetzt. Es steht für den 1. FC Köln Platz sieben, nur das ist entscheidend. Alles andere sind Hirngespinste. Wann haben wir diese Stadt das letzte Mal so euphorisch gesehen?” (Steffen Baumgart)

Erkenntnis des Spiels

Die 90 Minuten gegen den VfL Wolfsburg waren ein Abbild dieser Saison auf vielen Ebenen – wenn auch nicht im Ergebnis. Der 1. FC Köln unter Steffen Baumgart ist in der Lage fast jede Bundesliga-Mannschaft auseinander zu spielen, mit Vollgas-Fußball zu zahlreichen Großchancen zu kommen, ist bereit jederzeit ins Risiko zu gehen, alles nach vorne zu werfen und bis zum Schluss an die Chance auf den Sieg zu glauben. Am Samstag fehlte in den entscheidenden Situationen die Zweikämpfstärke, doch auch diese hat der FC in dieser Saison schon eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Mit diesen Qualitäten muss den Geißböcken nicht bange werden – weder vor dem VfB Stuttgart am 34. Spieltag noch vor der nächsten Saison. Wenn Baumgart und die Spieler bei sich und bei ihrem Weg bleiben, wird der FC bei allen finanziellen Sorgen und Problemen den Kader zu verstärken erneut eine gute Rolle in der Bundesliga spielen können. Und vielleicht sogar für Festspiele in Europa sorgen. Träumen darf erlaubt sein.

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