Jan Thielmann bringt vieles mit, um beim 1. FC Köln ein Schlüsselspieler in der Offensive zu werden. Sein Trainer würde ihn gerne zum Bundesliga-Star formen. Doch bislang spielt der Körper des 20-Jährigen nicht mit.
Manchmal vergisst man, dass Jan Thielmann erst 20 Jahre alt ist. Einen Tag vor dem Saisonfinale 2022/23 wird er 21 Jahre alt. Dann hat der Youngster bereits seine vierte (!) Bundesliga-Spielzeit hinter sich und womöglich dann schon 88 Erstliga-Spiele bestritten.
Es gibt deutsche Nachwuchsspieler, die deutlich weniger Einsätze benötigten, um von Bundestrainer Hansi Flick in die A-Nationalmannschaft berufen zu werden. Beim 1. FC Köln zweifelt niemand am Talent des Angreifers. Das Problem ist die Verletzungsanfälligkeit, auch in dieser Saison.
Eigentlich ein Baumgart-Spieler
Nun ist Thielmann wieder fit, wieder einmal. Im Frühjahr 2021 fiel er erstmals länger aus, sechs Wochen mit einer Muskelverletzung. Letzte Saison war er mehrfach krank, ehe er im Mai 2022 eine schwere Bänderverletzung erlitt und erst im Sommer zurückkehrte. Danach folgte eine hartnäckige Viruserkrankung im Herbst mit fast zweimonatiger Pause, nun die zwei Muskelverletzungen im Januar und März.
Genug erlebt hat der U17-Meister von 2019, genug Rückschläge haben sein Durchstarten verhindert. Dabei ist Thielmann einer der Spieler, auf die Steffen Baumgart ganz besonders steht. Wegen seiner Schnelligkeit, wegen seiner Aggressivität, wegen seiner Mentalität, wegen seiner Zweikampfhärte, wegen seiner Schusskraft. Ein Spieler wie gemalt für den FC-Trainer. Ein Duo, das bislang noch viel zu selten harmonieren konnte.
“Jan war einer der wichtigsten jungen Spieler im vergangenen Jahr”, hatte Baumgart jüngst im GEISSBLOG-Interview gesagt. “Von den letzten 250 Tagen war er aber gefühlt 150 Tage krank oder verletzt.” Auch Thielmann konnte sein Pech zwischenzeitlich kaum fassen. “Es ist eine schwierige Saison für mich”, sagte Thielmann am Mittwoch am Geißbockheim.
Daher haben Spieler und Trainerteam inzwischen eine Vereinbarung getroffen. Der Werte des Angreifers werden, wie bei allen anderen Spielern auch, überwacht. Doch Thielmann wird inzwischen im Training früher zurückgenommen, um kein Risiko mehr einzugehen. “Ich kriege Zwangspausen im Training”, sagte das Kölner Eigengewächs mit einem gequälten Lächeln. “Das ist abgesprochen, auch wenn ich auf dem Platz dann mal emotional reagiere.”
Erst FC, dann U21-EM
Zu Thielmanns Spiel gehört die körperliche Fitness. Das Muskelpaket ist darauf angewiesen, dem eigenen Körper vertrauen zu können. Dann kann es auch in der Bundesliga wieder klappen. Bislang konnte er nur am dritten Spieltag in Frankfurt ein eigenes Tor bejubeln. Viel zu wenig für das große Sturmtalent, das eigentlich für die Rolle der zweiten Spitze neben Davie Selke prädestiniert wäre.
Doch Thielmann hat diese Saison noch was vor. Sechs Ligaspiele für den Klassenerhalt und für die eine oder andere Torbeteiligung – und die U21-Europameisterschaft mit Deutschland in Georgien und Rumänien im Juni. Dann gilt der DFB als einer der Titelkandidaten – muss sich dafür in einer Gruppe mit England, Israel und Tschechien durchsetzen. Thielmann will nicht nur dabei sein, sondern eine tragende Rolle spielen. So wie beim FC – spätestens nächste Saison.
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