Der 1. FC Köln geht neue Wege, und diese Wege führen die Geissböcke ab dem nächsten Jahr wohl regelmäßiger nach China. Die Vermarktungsstrategie des Effzeh ist aus unternehmerischer Sicht eine Pflicht, aus moralischer Sicht aber auch eine Verpflichtung. Ein Kommentar.
Köln – Alexander Wehrle weiß um die große Chance, aber auch um die große Aufgabe, die hinter dem Engagement des 1. FC Köln in Asien steht. Weit über eine Milliarde Menschen in einem Land, in dem Fußball zum verordneten Volkssport erhoben wurde, sind ein großes Publikum, ein Markt, der erschlossen werden will – erschlossen werden muss. Dafür gehen die Geissböcke die Kooperation mit dem Liaoning FC ein.
Unternehmerisch sinnvoll: In China lockt das große Geld
Aus unternehmerischer Sicht war dieser Schritt unausweichlich. Man kann über den Profifußball noch so romantisch denken: Wer seinen Klub in eine erfolgreiche Zukunft in der Bundesliga und in den europäischen Wettbewerben schippern sehen möchte, muss mit der fortschreitenden Internationalisierung leben. Denn dort, vor allem in China, lockt das Geld – das richtig große Geld. Wenn Wehrle also davon spricht, dass die Kölner „mit der Marke 1. FC Köln auch chinesische Fußballfans gewinnen wollen“, dann ist dies bei allem sozialen Engagement vor allem wirtschaftlich getrieben.
Mit der unternehmerischen Pflicht einher gehen aber auch moralische, ethische und rechtliche Verpflichtungen. Die angebliche Trennung von Politik und Sport ist eine große Lüge jener, die sich ihrer Verantwortung nicht stellen wollen. Dass die Vize-Ministerpräsidentin Chinas am Samstag am Geißbockheim weilte, um über die deutsch-chinesische Fußballkooperation zu sprechen, zeigt, wie eng verwoben Politik und Sport tatsächlich sind.
Toleranz auf der Brust – Feiern beim CSD – und in China?
Die Verbände FIFA und UEFA haben ihre Werte längst über Bord geworfen und an die Reichen dieser Welt verraten und verkauft. Sie sind durchzogen von Kriminalität, Korruption und Vetternwirtschaft auf dem Rücken der Ärmsten dieser Welt. Wie sagte Franz Beckenbauer so schön? „Ich habe keine einzigen Sklaven in Katar gesehen.“ Doch dieses skrupellose Treiben ist längst auf nationaler Ebene in Deutschland angekommen. Der Skandal um den DFB und die WM 2006 hat einige dieser Sümpfe offenbart. Und wenn auch der FC Bayern das Geld aus Katar gerne nimmt, ohne Fragen zu stellen, dann weiß man: Der Fußball ist weit gekommen. Nur kann die Richtung eigentlich niemandem gefallen.
Beim Engagement des 1. FC Köln in China wird es also um mehr gehen als nur um das Spiel mit dem runden Leder. Es wird um Werte gehen, um Menschenrechte, um Toleranz. Der 1. FC Köln wird beweisen müssen, dass das Wort „Toleranz“ nicht nur als Schriftzug auf dem Trikot gut aussieht, sondern auch vom Klub gelebt wird – in Köln beim Christopher Street Day genauso wie in China bei der Mithilfe zum Aufbau moderner Strukturen für Nachwuchsfußballer, die in erster Linie eines sind: Menschen. Wehrle verspricht: „Wir stehen für Toleranz, für ein Miteinander. In unserer Charta ist das genauso niedergeschrieben. Das werden wir in unsere Kooperation leben.“ Daran wird sich der Klub messen lassen müssen. Denn sonst ist all das Geld nichts wert.
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