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Pro und Contra: Der Brief des Vorstands und die Folgen

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Werner Spinner geht voran, als Armin Veh beim FC vorgestellt wird. (Foto: imago/Nordphoto)

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Werner Spinner hatte sichtlich gute Laune am Montagmittag auf der Pressekonferenz, als Armin Veh beim 1. FC Köln als neuer Sportchef vorgestellt wurde. Doch der FC-Präsident ist innerlich zerrissen, das wurde klar bei einem seiner seltenen öffentlichen Auftritte. Der FC-Vorstand steht weiterhin heftig in der Kritik.

Köln – Die 3:4-Pleite gegen den SC Freiburg war zwei Stunden alt, da flatterte ein offener Brief des Vorstands über die digitalen Kanäle der Fans. Das FC-Trio aus Werner Spinner, Toni Schumacher und Markus Ritterbach äußerte sich zum Absturz der Geissböcke und zu den “Vorstand raus”-Rufen im RheinEnergieStadion am Sonntag (der Brief in voller Länge – hier). Ein Pro und Contra zum Schreiben des Präsidiums.

Pro: Einsicht ist der erste Schritt

Es waren wichtige, eigentlich lange ersehnte Worte der Selbstkritik, die der Vorstand äußerte. Viel zu lange war es ausgeblieben, das Eingestehen der eigenen Fehler. Nun also gab es eine öffentliche Stellungnahme, in der Spinner, Schumacher und Ritterbach endlich Verantwortung übernahmen für das krachende Scheitern der Geissböcke in den letzten Monaten. “Wir müssen selbstkritisch eingestehen, dass ein großer Teil der schwierigen Lage selbstverschuldet ist.”

Es heißt nicht umsonst, dass der erste Weg, ein Problem zu lösen, die Einsicht ist, dass es überhaupt ein Problem gibt. Und davon gibt es eine ganze Reihe. Auch der Zeitpunkt war wichtig, schließlich stellte der FC am Montag mit Armin Veh den neuen starken Mann für den sportlichen Bereich vor. Veh muss jetzt aufräumen und jeden Stein umdrehen. Mit diesem Brief öffnete der Vorstand dem neuen Sport-Geschäftsführer Tür und Tor für dringend benötigte Veränderungen.

Pro: Vorstand gibt Versagen als Kontrollorgan zu

Ein weiterer Satz stach zudem heraus: “Die aktuelle Kritik an unserer Amtsführung ist gerechtfertigt.” Dies bezog sich insbesondere auf das Versagen des Trios, als Kontrollorgan für den Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke und dessen sportlichen Bereich mit Trainer Peter Stöger zu agieren. Schlussendlich waren es zwar die beiden sportlichen Leiter, die den Karren in der Bundesliga an die Wand fuhren. Doch der Vorstand ließ sie gewähren – und gestand dies nun erstmals öffentlich ein. Sollte daraus die Lehre gezogen werden, dass ein allmächtiger Sportchef nicht unbedingt im Sinne des FC sein kann, wäre dem Klub zumindest für die Zukunft geholfen.

Nach Veröffentlichen des Briefes verwunderte es, dass dieselben Leute, die Sportchef Jörg Schmadtke nach dessen Abgang noch Fahnenflucht vorgeworfen hatten, nun erklärten, der Vorstand müsse zurücktreten. Einmal mehr in einer Krise – egal, ob in der Politik, der Wirtschaft oder im Sport – können es Führungspersonen also nicht richtig machen. Treten sie zurück, wird es ihnen als Davonstehlen ausgelegt, so, als verließen sie als Erste das sinkende Schiff. Bleiben sie aber und wollen ihre Fehler korrigieren, heißt es, sie klebten an ihren Sesseln. Spinner, Schumacher und Ritterbach entschieden sich, es nicht wie Wolfgang Overath zu machen und einfach hinzuschmeißen. Doch mit diesem Schritt müssen sie nun auch die richtigen Lehren ziehen. Denn…

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Contra: Öffentliches Nachtreten schadet dem FC

Zur Wahrheit dieses Briefes gehört auch, dass Werner Spinner, Toni Schumacher und Markus Ritterbach nur noch eine Zweckgemeinschaft bilden, die ihre Kommunikation untereinander auf das Nötigste beschränkt hat. Dieser Zustand schadet dem 1. FC Köln, weshalb sich die Vorstände zusammenreißen und eine Lösung finden müssen. In der aktuellen Krise und in einer derart instabilen Lage mag es verantwortungsvoll sein, einen Rücktritt auszuschließen. Doch das Präsidium muss sich mittelfristig die Frage stellen, ob es in dieser Zusammenstellung noch optimal im Sinne des Klubs agieren kann.

Darüber hinaus muss sich der Vorstand fragen, welches Bild der Effzeh in Zukunft nach außen abgeben möchte. In den letzten Wochen – und das untermauerte auch der offene Brief am Sonntag – musste jeder, der dem 1. FC Köln den Rücken kehrte, öffentlich Kritik einstecken. Ob Anthony Modeste im Sommer, Jörg Schmadtke und Peter Stöger nach ihren Abgängen, Horst Heldt nach dessen geplatztem Wechsel zum FC – die Verantwortlichen teilten verbal hinterher immer aus. Im Fußballjargon nennt man es Nachtreten. Eine hässliche Eigenschaft, mit der sich die FC-Bosse in den letzten Monaten keinen Gefallen getan haben. Auch schon in der Vergangenheit gab es dieses Phänomen, der geschasste Aufsichtsrat Dr. Jürgen Sieger wurde ebenso öffentlich vom Hof gejagt wie der ehemalige Torjäger Anthony Ujah.

Contra: Das fehlte dem FC zuletzt

Apropos Diffamierungen: Werner Spinner beschwerte sich am Montag selbst darüber, dass ihm dies in den letzten Wochen in der medialen Berichterstattung widerfahren sein. Der offene Brief hatte noch den Eindruck erweckt, dass die Kritik an seiner Person und am Vorstand durchaus berechtigt gewesen war. Auf der Pressekonferenz am Montag erklärte er allerdings, er habe Teile der Berichterstattung als “unerträglich” empfunden. In der Tat musste Spinner zuletzt viel einstecken. Doch wie der Brief selbst erkennen ließ: Zur Kritik gab es auch allerhand Anlässe.

Am Montag auf der Pressekonferenz sprach Spinner an, warum Armin Veh genau der richtige Mann für den FC sei. “Sein Kommunikationsvermögen, seine Klarheit und Offenheit in dem, was er will, dazu seine Persönlichkeit, die Empathie und Optimismus beinhaltet”, lobte Spinner den neuen Mann und sagte: “Das sind Eigenschaften, die in Zukunft beim 1. FC Köln eine große Rolle spielen werden.” Im Umkehrschluss waren dies jene Werte, die in der jüngeren Vergangenheit verloren gegangen waren.

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