Alexander Wehrle ist seit Jahr 2013 kaufmännischer Geschäftsführer des 1. FC Köln. Doch wie lange bleibt der 46-jährige noch bei den Geißböcken? Der VfB Stuttgart und die Deutsche Fußball Liga sollen attraktive Alternativen bieten und den Schwaben vom FC weglocken. Wehrle jedoch hat nicht nur noch zwei Jahre Vertrag, sondern eigentlich auch noch viel vor in Köln.
Köln – Die Frage war vorprogrammiert, als der 1. FC Köln am Samstag auf den VfB Stuttgart traf. Könne Alexander Wehrle sich vorstellen wieder für den VfB zu arbeiten? “Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich mich hier wohl fühle”, sagte Wehrle am Sky-Mikrofon. Doch “im Fußball kann man nichts ausschließen”, schob der FC-Geschäftsführer hinterher. Sein Vertrag läuft noch bis 2023, die Situation ist kompliziert.
Vertrauensfrage zwischen Wehrle und FC-Vorstand
Eigentlich fühlt sich Wehrle in Köln rundum wohl, sitzt nicht nur beim FC fest im Sattel, sondern ist in der Domstadt längst verwurzelt, im Karneval aktiv, politisch und gesellschaftlich engagiert. Wehrle hat in Köln eine zweite Heimat gefunden und daraus auch keinen Hehl gemacht. Andererseits hat sich seine Situation bei den Geißböcken spätestens mit der Wahl des neuen Präsidiums verändert. Bei manchen Fans schon länger kritisch beäugt, soll Ex-Mitgliederratschef Stefan Müller-Römer schon mehrfach angeregt haben den Posten des kaufmännischen Geschäftsführers neu zu besetzen. Mit der Wahl des neuen Vorstands verlor Wehrle zudem in Toni Schumacher seinen großen Fürsprecher auf Vereinsebene. Mit Werner Wolf, Eckhard Sauren und Carsten Wettich arbeitet der 46-jährige zwar alleine schon aufgrund der Corona-Krise eng zusammen. Eine vertrauensvolle Beziehung hat sich jedoch nicht entwickelt und wurde zuletzt durch die Posse um die Suche nach einem neuen Mediendirektor neu belastet. Schon die Entlassung von Tobias Kaufmann über Wehrles Kopf hinweg hatte für viel Wirbel gesorgt, auch weil Kaufmann als Wehrle-Vertrauter galt.
VfB-Bosse wollen Wehrle schon länger
Nun steht Kaufmann ausgerechnet kurz vor einem Engagement als Mediendirektor beim VfB Stuttgart, angeblich vermittelt durch Wehrle höchstpersönlich. Und das in einer Zeit, in der man bei den Stuttgartern längst den Überblick verloren hat, welche Führungspositionen überhaupt noch besetzt sind und wer weshalb zurückgetreten ist. Klar ist: Finanzvorstand Stefan Heim und Marketing-Boss Jochen Röttgermann sind weg. Der VfB sucht neues Führungspersonal, und es ist kein Geheimnis, dass man Wehrle schon länger zurückholen möchte. Insbesondere VfB-Ehrenpräsident Erwin Staudt, aber auch der wieder aufgestellte Präsident Claus Vogt sollen große Wehrle-Anhänger sein. Kölns Finanzboss könnte einer der neuen Köpfe eines neu formierten VfB Stuttgart werden, ein Klub, der in den kommenden Jahren schrittweise in der Bundesliga oben angreifen möchte.
Persönliche Projekte warten beim FC
Doch auch beim 1. FC Köln hat Wehrle eigentlich noch viel vor. Die Corona-Krise hat den Klub vor neue und große Herausforderungen gestellt, die es aktuell zu überwinden gilt. Wehrle gilt nicht als Typ, der den FC in dieser Krise im Stich lassen würde. Zudem hatte er sich eigentlich auf die Fahne geschrieben, den Ausbau des Geißbockheims umzusetzen. Ein Projekt, in das er seit seiner Ankunft 2013 viel Zeit und Energie investiert hat, das nun aber erst einmal von der Politik gestoppt wurde. Gleichzeitig hat Wehrle jahrelang Optionen prüfen lassen, ob ein Stadionkauf und/oder -ausbau für den FC möglich wäre. Beide Infrastruktur-Projekte gelten als Wehrles “Babys”, die der Geschäftsführer gerne abschließen würde. Allerdings zeigen die politischen Kontroversen mit der Stadt Köln, dass sich diese Hängepartien womöglich noch auf Jahre hinziehen könnten. Ein Grund für Wehrle, in den kommenden Monaten doch das Handtuch zu werfen?
DFL-Geschäftsführer ab 2022 gesucht
Womöglich wartet Wehrle auch ab, welche Optionen sich tatsächlich ergeben werden. Beim VfB Stuttgart muss sich erst einmal der Führungs- und Richtungsstreit auf Vereinsebene entscheiden, ehe der Klub im Vorstand der Profiabteilung weitermachen kann. Gleichzeitig spielt auch die Deutsche Fußball Liga für Wehrle eine Rolle, wo er bereits Mitglied des Präsidiums ist. Als im Oktober 2020 bekannt wurde, dass DFL-Boss Christian Seifert seinen bis 2022 laufenden Vertrag nicht verlängern würde, galt Wehrle sofort als einer der Nachfolge-Kandidaten. Die DFL plant offenbar den Seifert-Posten nicht eins zu eins, sondern mit drei neuen Geschäftsführern zu besetzen. Wehrle könnte einer dieser Posten angeboten werden. Im Oktober sagte Wehrle dazu: “Das ist nicht der Zeitpunkt, über die Nachfolge zu reden. Bis 2022 ist noch eine lange Zeit.” Auch dies klang nicht nach einem Dementi, sondern nach einem Mann, der sich alle Optionen offen hält.
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