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Wie lange darf Gisdol noch weiter verlieren?

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Markus Gisdol. (Foto: Bucco)

Markus Gisdol ist beim 1. FC Köln gescheitert. Die einzig relevante Frage lautet nur: Wie lange darf er noch weiter verlieren? Beim FC sehen die Verantwortlichen mindestens noch ein weiteres Spiel zu, ziehen sich in ihre Wagenburg zurück und erklären, man habe schließlich vorher gewusst, dass es schwer werden würde. Während die Konkurrenz entweder enteilt oder mächtig aufholt, verhält man sich beim FC wie die drei Affen: nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Auch, weil sich gravierende Fehler am Geißbockheim wiederholt haben und es am Ende niemand gewesen sein will.

Ein Kommentar von Marc L. Merten

Sechs zentrale Mittelfeldspieler in die Startelf zu stellen, hat es wohl in der Geschichte des 1. FC Köln noch nicht gegeben. Stürmer? Nein. Schnelle Außenbahnspieler? Auch nicht. Und einen echten Rechtsverteidiger? Den sucht man beim FC sowieso seit Jahren vergebens. Welchen Plan Markus Gisdol gegen Union Berlin verfolgte, hat sich am Samstag wohl nur echten Experten mit langjähriger Erfahrung im Profifußball erschlossen. Von außen betrachtet, hatte man dagegen lediglich das Gefühl, der FC hätte noch stundenlang weiterspielen können, ohne ein Tor aus dem Spiel heraus zu erzielen.

Gisdol ist mit zwei von drei Zielen bereits gescheitert

Was allerdings auch für Außenstehende am Samstag klar wurde, war das Tabellenbild. Der 1. FC Köln holte aus den letzten fünf Spielen nur einen Punkt, verlor vier von fünf Spielen und trifft nun auf Dortmund und Wolfsburg. Die Konkurrenz auf den Plätzen vor dem FC ist enteilt. Dahinter ist Bielefeld nun punktgleich, Mainz und Hertha bis auf einen Zähler dran. Der direkte Abstiegsplatz ist wieder eine unmittelbare Bedrohung – und keine Mannschaft da unten, Schalke einmal ausgenommen, ist aktuell so miserabel unterwegs wie der FC.

Wie lange sehen die Verantwortlichen noch zu, wie Markus Gisdol von einer Krise in die nächste stolpert? Wie lange darf dieser Trainer noch verlieren, dessen Job seit Monaten am seidenen Faden hängt und der sich bereits mehrfach nur durch unerwartete Siege aus dem Ärgsten befreien konnte, jedoch nie so etwas wie Konstanz in seine Mannschaft bekommen hat? Es wird immer klarer: Markus Gisdol ist gescheitert – schon jetzt mit zwei von drei Zielen, die er sich selbst gesetzt hatte. Gisdol hatte erstens erklärt, er setze auf eine stabile Defensive als Grundlage für den Klassenerhalt. Gisdol hatte zweitens erklärt, seine Mannschaft werde im Laufe der Saison Automatismen entwickeln und spielerische Ideen im Offensivspiel umsetzen. Beide Ziele hat Gisdol um Längen verfehlt. Mit dem dritten und entscheidenden, dem Klassenerhalt, droht er ebenfalls zu scheitern.

Der FC hat die Fehler von 2017 wiederholt – allen Warnung zum Trotz

Die Fakten: Gisdols Mannschaft kann nicht nur nicht zu Null spielen, sondern schenkt den Gegnern immer wieder einfache Gegentore. Gisdols Mannschaft ist nicht nur in mehreren Statistiken die drittschwächste Offensive der Liga, sondern nicht in der Lage, Torchancen aus dem Spiel heraus zu generieren. Gisdols Mannschaft ist nicht nur unfähig seit Monaten konstante Leistungen abzurufen, sondern verfällt immer wieder in bedenkliche Muster aus Kopf- und Orientierungslosigkeit. Auch bei Union Berlin rannte der FC mal wieder an, ohne wirklich zu wissen, was er tun sollte. Union, immer wieder Union. Keine Mannschaft kann derart erbarmungslos die Probleme der Geißböcke offen legen wie die Eisernen.

Wie lange steht Horst Heldt noch zu seinem Trainer? Dieser Frage musste sich der Sportchef am Sonntag stellen. Seine Antwort: ein Spiel, dann sieht man weiter. Heldt weiß aber auch, dass er sich spätestens am Saisonende andere Fragen wird gefallen lassen müssen. Zum Beispiel, warum er es als Sportchef zugelassen hat, dass der FC erneut ohne Bundesliga-tauglichen Rechtsverteidiger in die Saison ging, obwohl er höchstselbst diese Position bereits im Januar 2020 als Schwachpunkt ausgemacht hatte. Viel erinnert schmerzhaft an die Saison 2017/18, und die FC-Bosse werden nach der Saison Rede und Antwort stehen müssen, wie sie es – unabhängig des Ausgangs dieser Spielzeit – zulassen konnten, dass die gleichen Fehler wie damals wieder gemacht werden konnten. Nach dem damaligen Abstieg wurden Kritiker am Geißbockheim von den Verantwortlichen ausgelacht, die es gewagt hatten sie daran zu erinnern, dass der FC sich im Winter dem Wunsch des Trainers Stefan Ruthenbeck verweigert hatte einen Rechtsverteidiger zu holen. Im vergangenen Sommer schrillten dann die Alarmglocken erneut laut und deutlich, der FC werde riesige Probleme bekommen, falls man – wie schon 2017 – die Topstürmer gehen lasse, aber nicht gleichwertig ersetze. Man kann davon ausgehen, dass für diese Fehler am Ende der Saison erneut niemand verantwortlich gewesen sein will.

Selbst im Falle des Klassenerhalts müsste sich der FC von Gisdol trennen

Die dringendste Frage lautet aber erst einmal: Wie geht es mit Markus Gisdol weiter? Ein Punkt von 15 möglichen Punkten lautet die Bilanz seit dem Derbysieg. Jetzt geht es gegen Dortmund. Sollte Markus Gisdol nicht wieder gegen den BVB eine Sensation aus dem Hut zaubern, müsste in der darauf folgenden Länderspielpause das Ende der Fahnenstange eigentlich erreicht sein. Denn längst scheint klar: Egal, ob Gisdol den FC tatsächlich noch zum Klassenerhalt führen wird – mit diesem Trainer wird der 1. FC Köln keine positive Entwicklung mehr nehmen. Selbst im Falle der Rettung sollten sich die Geißböcke mit einem Händedruck des Dankes von dem 51-jährigen trennen. Nach der Leistung von Berlin ist allerdings äußerst fraglich, ob Gisdol das Saisonende überhaupt noch beim FC erlebt. Taktisch wie fußballerisch war der Auftritt bei Union einmal mehr eine einzige Enttäuschung. In dieser Verfassung muss sich der FC nicht nur für das Spiel gegen Borussia Dortmund große Sorgen machen. Vor 17 Spieltagen war der FC schon einmal mit Gisdol an diesem Punkt angekommen. Dann siegte der FC beim BVB. Dass die Geißböcke vier Monate später keinen Schritt weiter sind, macht das zentrale Problem unter Gisdol deutlich. Der 1. FC Köln tritt auf der Stelle – und scheint es nicht einmal zu merken.

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