Der Ausbau des Geißbockheims ist für den 1. FC Köln das wichtigste Zukunftsprojekt. Ohne ein neues Leistungszentrum müsste der FC seine Heimat im Grüngürtel verlassen und anderswo ein komplett neues Trainingsgelände bauen. Darüber hinaus jedoch steht das RheinEnergieStadion im Fokus der FC-Verantwortlichen. Das Ziel, Müngersdorf von der Stadt zu übernehmen, könnte nun einen überraschenden Schritt näher rücken.
Köln – Es waren überraschende Worte seitens des Vorstands des 1. FC Köln. Für Steine, nicht für Beine, wäre man unter gewissen Umständen bereit, von der strickten Vorgabe abzurücken, keine Anteile am FC verkaufen zu wollen. Was damit gemeint war, ist ein offenes Geheimnis: der Kauf und Ausbau des RheinEnergieStadions. Ein Plan, der schon lange in der Schublade am Geißbockheim liegt.
Politik und NFL lassen den FC aufhorchen
Für den Kauf gibt es zwei konkrete Wege: erstens der vollständige Kauf durch den 1. FC Köln, zweitens ein Joint Venture mit der Stadt Köln, eine gemeinsame Stadiongesellschaft, die diese außergewöhnliche Immobilie in Müngersdorf betreibt. Für den Ausbau gibt es eine Machbarkeitsstudie, die den Weg zu einer Erweiterung auf 60.000 und 75.000 Zuschauer inklusive eines vollständig verschließbaren Dachs festhält.
Doch beides, Kauf und Ausbau, schien in den letzten Monaten in unerreichbare Ferne gerückt durch die Geld vernichtende Corona-Pandemie. Nun aber bringen zwei Meldungen den FC wieder ins Spiel: die deutsche Politik und die National Football League in den USA, die NFL.
Bundesrat fordert Rechtssicherheit
Zunächst einmal die deutsche Politik: Der Bundesrat hat am Freitag einen Beschluss gefasst, mit dem er die Bundesregierung auffordert, eine rechtliche Unklarheit aus dem Weg zu schaffen. Es geht um den Lärmschutz für Anwohner bei abendlichen Sportveranstaltungen nach 22 Uhr. In der Regel dürfen Sportveranstaltungen in Deutschland, auch in Köln-Müngersdorf, nicht über 22 Uhr hinaus ausgetragen werden – zum Schutz der Ruhe der betroffenen Anwohner.
Nun fordert der Bundesrat “eine rechtssichere Lösung”, um bundesweit verbindlich eine Ausnahmeregelung für Sport- und Kulturevents zu schaffen, insbesondere und ausdrücklich für Spiele der 1. und 2. Fußball-Bundesliga. “Aus Gründen der Traditionspflege und des allgemeinen kulturellen Werts” dieser Veranstaltungen sei es notwendig, den Ausrichtern eine Rechtssicherheit für ihre Events zu garantieren und diese als “seltene Ereignisse” einzustufen, denen eine Ausnahmeregelung bis 23 Uhr – also eine Stunde länger – einzuräumen sei. Eine solche rechtliche Veränderung wird freilich erst nach den Bundestagswahlen im September und damit erst mit einer neuen Bundesregierung möglich sein. Doch der Schritt ist gemacht, dass auch in Köln-Müngersdorf künftig abendliche Sportevents sicher durchgeführt werden können, ohne Klagen der Anwohner erwarten zu müssen.
NFL sucht Spielstätte in Deutschland
Und dann wäre da noch eine Meldung aus den USA, die in Köln aufmerksam wahrgenommen wurde: Die National Football League (NFL) hat im Juni verkündet, man sei aktiv auf der Suche nach einer Partner-Stadt in Deutschland für die regelmäßige Austragung von NFL-Spielen auf deutschem Boden. “Die Zeit ist gekommen, um einen Gastgeber in Deutschland zu finden, der als Stadt, Sportstätte und Community in der Lage ist ein hochklassiges Event auf die Beine zu stellen”, sagte Brett Gosper, NFL Head of UK and Europe. Die NFL sei auf der Suche nach einer “langfristigen Partnerschaft”, vergleichbar mit jener in London, wo man sich zehn Jahre lang verpflichtet hat zwei NFL-Spiele pro Jahr im neuen Tottenham Hotspur Stadium auszutragen.
Nach GBK-Informationen hat die NFL insbesondere die deutschen Städte Berlin und Köln ins Blickfeld genommen. Und das könnte für die Stadt, die den Zuschlag bekommt, von enormer Bedeutung werden. Zehn Jahre lang würde die NFL ihr Auge in Deutschland auf diese Stadt richten. Zehn Jahre lang käme zweimal pro Saison der NFL-Tross mit unterschiedlichen Klubs in die Stadt, würde Fans aus ganz Europa anziehen, so wie es London mit den Spielen in Tottenham tut. Zudem wäre es finanziell überaus lukrativ. Alleine die Spurs kassieren für jedes Spiel nicht nur eine Stadionmiete von der NFL, sondern dürfen auch die gesamten Catering-Einnahmen und Merchandising-Umsätze einstreichen. Die Rede ist von mehreren Millionen Euro, die Tottenham einnimmt – pro Spiel.
Multimillionen-Einnahmen möglich
Der Zehn-Jahre-Deal mit zwei Spielen pro Jahr beschert den Spurs damit einen Mehrumsatz von rund 100 Millionen Euro und finanziert den Luxus-Neubau des Stadions (Kosten rund eine Milliarde Pfund) mit. Der FC würde freilich nicht ansatzweise so viel für Kauf und Ausbau des Müngersdorfer Stadions ausgeben. Doch sollte sich die Stadt Köln gemeinsam mit dem FC um einen Zuschlag für NFL-Spiele in der Domstadt bewerben, wären Einnahmen in hoher zweistelliger Millionenhöhe möglich. Und somit die Grundlage geschaffen für ein gemeinsames Geschäft.
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