Der Eine darf Testspiele sausen lassen, um seine Zukunft zu klären. Der Andere muss dabei bleiben, sich geduldig zeigen und gute Miene zum Millionenpoker machen. Während Ismail Jakobs gar nicht schnell genug den 1. FC Köln verlassen kann, gibt sich Sebastiaan Bornauw keine große Mühe seine Unlust zu verbergen. Der Belgier wirkt wie ein Schatten seiner selbst.
Köln – Nach einer halben Stunde im Spiel am Samstag beim MSV Duisburg missglückte Benno Schmitz ein Rückpass auf seinen Nebenmann in der Viererkette, den Sebastiaan Bornauw mit einer Grätsche klären musste. Was darauf folgte, war sinnbildlich für den Innenverteidiger: kein Wort zu Schmitz, keine Geste, keine Korrektur, kein Zuspruch, keine Reaktion, nur ein eisiger Blick, der mehr sagte als tausend Worte.
Bornauws Lage gegensätzlich zu Jakobs
Bornauw bot gegen Duisburg eine bedenkliche Leistung. Keine Kommunikation mit seinen Mitspielern, lustloses Ballgeschiebe, hier und da ein überhartes Foul gegen einen Duisburger. Schließlich ließ er sich in der 50. Minute auswechseln, weil ihm die rechte Hand schmerzte, wo er einen Schlag abbekommen hatte. (Am Montag gab der FC bekannt, dass sich Bornauw in der besagten Szene kurz vor der Halbzeitpause die Mittelhand gebrochen hatte)
Der 22-jährige empfindet gerade keine Freude an seinem Beruf, zumindest nicht beim 1. FC Köln. Das mag insofern verständlich sein, als dass der A-Nationalspieler seines Landes längst mit dem VfL Wolfsburg einig ist und zum Champions-League-Klub wechseln möchte. Doch während Ismail Jakobs vom FC praktisch gedrängt wurde, den Transfer zum AS Monaco perfekt zu machen, verhält es sich bei Bornauw und Wolfsburg genau gegenteilig.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Erstens ist man beim FC überzeugt, dass Bornauw ein viel größeres Entwicklungspotential hat als Jakobs und damit viel mehr Luft nach oben im Marktwert, weshalb Köln den 22-jährigen nur zu einem marktgerechten Preis wird ziehen lassen. Zweitens ist Jakobs beim FC durchaus zu ersetzen, Bornauw hingegen nicht. Drittens hat man den Belgier eigentlich als Musterprofi kennen und schätzen gelernt, der sich auch in der ausweglosesten Situation noch für den FC eingesetzt hat (siehe Schalke 34. Spieltag) und dies, so hofft man, auch wieder tun würde, sollte der Transfer nicht zustande kommen und Bornauw bleiben müssen. Und viertens wissen die Geißböcke, dass dieser Transfer an vielen Faktoren, anderen Wechseln und einem Dominoeffekt hängt, was bei Jakobs nicht der Fall ist.
Wolfsburg muss zahlen, sonst platzt der Deal
Trotzdem läuft Bornauw aktuell beim FC herum wie sieben Tage Regenwetter. Freilich könnte der Belgier zusammen mit seinem Berater Daniel van Buyten die Geschichte selbst beschleunigen. Das Duo müsste einzig bei Wolfsburgs Manager Jörg Schmadtke vorsprechen und darauf drängen, dass der Ex-FC-Sportchef von dem Glauben abrückt, den Innenverteidiger zum Schnäppchenpreis abgreifen zu können. Doch Bornauw täte gut daran, seine eigene Situation nicht dem FC in die Schuhe zu schieben. Schließlich hat er noch einen gültigen Vertrag bis 2024, dessen Wert die Geißböcke nicht ignorieren werden. Wolfsburg muss zahlen, sonst platzt der Deal. So einfach ist die Fußballwelt.
Steffen Baumgart ist bereits auf den Spieler zugegangen, hat ihn im Training zu sich geholt, mit ihm geredet, ihn geherzt. Viel gebracht hat es nicht. Auch Teampsychologe Moritz Anderten hat das Gespräch mit dem Belgier gesucht. Doch am Samstag wurde es erst einmal noch schlechter – auch aus psychologischer Sicht. Bornauw bekam Ende der ersten Halbzeit einen Schlag auf die rechte Hand, wurde zunächst behandelt und kurz nach der Halbzeitpause ausgewechselt. Am Sonntag fehlte er im Training und ließ die Knochen auf eventuelle Frakturen prüfen. Am Montag folgte die Diagnose, die Bornauws Leben nicht einfacher machen wird: Mittelhandbruch.
* In einer früheren Version des Artikels wurde erklärt, bei der Untersuchung am Sonntag sei wohl keine Verletzung festgestellt worden. Der FC hatte auf GBK-Nachfrage am Sonntagmittag mitgeteilt, dass man sich am Sonntag nur zu Bornauws Gesundheitszustand äußern werde, wenn eine Verletzung vorliege. Dies war nicht der Fall. Daher schloss die GBK-Redaktion daraus, dass keine Verletzung vorliege.
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