Es ist aktuell eines der stärksten und am häufigsten diskutierten Themen rund um den 1. FC Köln: Die mangelhaften Bedingungen für Profis wie Nachwuchs rund um das Geißbockheim. Auch Stefan Ruthenbeck schlug am Dienstag noch einmal in diese Kerbe und machte die großen Unterschiede zwischen dem KRC Genk und dem FC deutlich.
Köln – Man stelle sich den KRC Genk vor. Ein Fußballverein aus der Region Flandern, in der belgischen Provinz Limburg. Ein Stadion, das knapp 24.000 Zuschauer und damit nicht einmal die Hälfte des RheinEnergieStadions fasst. Immerhin aber wurden hier vier Meistertitel gefeiert, zuletzt im Jahr 2019. Und trotzdem ist es sowohl skurril als auch erschütternd, wenn der U19-Trainer des 1. FC Köln am Dienstagabend auf dem Rasen des Nebenstadions, ähnlich dem des Franz-Kremer-Stadions im Grüngürtel, von “einer anderen Welt” sprach, in die er in den vergangenen 24 Stunden eingetaucht war.
Warum gehört der KRC Genk zu den besten Nachwuchsakademien?
Genau so erzählte es jedoch Stefan Ruthenbeck nach dem Kölner Ausscheiden aus der Youth League noch auf dem Platz. Gegen das Nachwuchsteam des belgischen Erstligisten war seine Mannschaft über 180 Minuten gesehen chancenlos. Dass diese Tatsache nicht weiter dramatisch ist, wird man auch am Geißbockheim einordnen können, schließlich gehört die Nachwuchsakademie des KRC Genk zu den Besten, die man in Europa finden kann. Nicht umsonst brachte der Verein in seiner Vergangenheit bereits heutige Weltklassespieler wie Kevin De Bruyne hervor. Letztlich wird man sich aber die Frage stellen: Warum ist der KRC im Nachwuchs so erfolgreich?
Die Antwort darauf hat man beim FC bereits gefunden. So werden die Verantwortlichen aktuell nicht müde zu betonen, wie katastrophal die Trainings- und Arbeitsbedingungen aktuell sind am Geißbockheim. Steffen Baumgart appellierte bereits mehrfach an die Stadt und Politik, endlich Lösungen für den Ausbau oder zumindest Alternativen zu präsentieren. Und auch Stefan Ruthenbeck machte am Dienstagabend in Genk deutlich, dass der 1. FC Köln unter diesen Bedingungen auf kurz oder lang den Anschluss verlieren werde.
Wir müssen Gas geben
Über ein halbes Dutzend Plätze stehen dem belgischen Verein zur Verfügung – beim FC teilen sich im Winter mehrere Nachwuchsmannschaft gleichzeitig (!) einen kleinen Kunstrasenplatz. “Wenn wir hier die Infrastruktur sehen: Die haben hier einen Kraftraum stehen, da passen 40 Leute rein. Wir haben auf einem Platz trainiert, wo dahinter noch fünf andere Plätze waren”, zeigte sich Ruthenbeck beeindruckt von den Möglichkeiten, die ihm und seinen Spielern selbst in Köln nicht zur Verfügung stehen. Deshalb appellierte der Trainer: “Wir müssen unbedingt was tun in Köln, damit wir nicht den Anschluss verlieren. Da müssen wir alles reinhauen, brauchen viel Manpower und müssen vielleicht auch Dinge verändern.” Andere Klubs hätten zwischenzeitlich bereits aufgerüstet. Der riesige neue Campus von Eintracht Frankfurt ist da nur eines von einigen Beispielen in der Bundesliga. “Wir müssen Gas geben”, sagte Ruthenbeck, der aufgrund der heimischen Umstände auch die schwierige Vorbereitung auf die Youth League bemängelte: “Die Vorbereitung auf dieses Spiel war nicht gut. Wir haben das Glück, dass wir mit unseren Greenkeepern gut können. Aber es war schon sehr schwierig, wir haben keine guten Voraussetzungen gehabt”, sagte der Coach, was jedoch freilich nicht als Ausrede für das Ausscheiden zu werten war.
Trotzdem wird man sich beim 1. FC Köln in den kommenden Jahren nicht wundern müssen, wenn die Top-Talente aus der Region eben zu anderen Vereinen mit deutlich moderneren und einem Bundesligisten angemessen Bedingungen wechseln, statt zu den Geißböcken. So weiß man beim FC auch, dass die Erfolge der vergangenen Jahre im Nachwuchs eben nicht wegen, sondern trotz der Voraussetzungen noch deutlich höher zu hängen sind. Langfristig werden diese aber ausbleiben, wenn sich die Zustände am Geißbockheim nicht verändern. “Der nächste Schritt für uns ist Pflicht, das weiß auch jeder beim FC”, erklärte Stefan Ruthenbeck abschließend und sagte: “Das können wir jetzt gerade nicht ändern, müssen wir aber in Zukunft, damit wir unsere Arbeit machen können.”
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