Das Fundament stimmt: Mit Keller geht der FC einen neuen Weg
Jetzt ist es also fix: Christian Keller übernimmt das Amt des Sport-Geschäftsführers beim 1. FC Köln und wird offiziell ab April 2022 am Geißbockheim arbeiten. Der ehemalige starke Mann des SSV Jahn Regensburg steht mit seiner Vita und seinen Einstellungen für jenen Wandel, dem sich der FC-Vorstand verschrieben hat. Das Fundament scheint also zu stimmen und verspricht einen anderen Weg als in den vergangenen zwei Jahrzehnten.
Ein Kommentar von Marc L. Merten
In den letzten 20 Jahren hießen die Sportlichen Leiter, Manager oder Sport-Geschäftsführer beim 1. FC Köln: Andreas Rettig, Michael Meier, Volker Finke, Jörg Jakobs, Jörg Schmadtke, Armin Veh, Horst Heldt und wieder Jörg Jakobs. Mit Christian Keller übernimmt ab 2022 ein neuer Mann das Ruder. Dass der 1. FC Köln dessen Verpflichtung weitgehend geräuschlos über die Bühne gebracht hat, ist eine gute Voraussetzung für die künftige Zusammenarbeit. Dass der FC sich dabei für einen unverbrauchten, dem krankenden Fußballsystem gegenüber kritisch eingestellten Branchenfachmann entschieden hat, ebenfalls.
Keller ist kein Learning-by-Doing-Geschäftsführer
Keller ist kein jahrzehntelanges Kind der Bundesliga, kein Learning-by-Doing-Geschäftsführer, sondern ein ausgebildeter Sportmanager, dessen Qualifikationen nicht nur darin besteht, dass er in seiner aktiven Zeit mal auf Erstliga-Niveau kicken konnte oder ein erfolgreicher Bundesliga-Trainer war. Keller befasst sich schon seit seinem Studium mit Strategien und Finanzinstrumenten für Fußballklubs als Unternehmen. Das klingt nicht sexy, muss es aber auch nicht. Es ist vielmehr eine wichtige Grundlage für den Beruf des Geschäftsführers im Profifußball. Es ist zwar auch keine Garantie für Erfolg, aber eine Basis, auf der sich ein solcher bauen lässt.
Dass der gebürtige Schwarzwälder, der am Freitag 43 Jahre alt wird, einen solchen Erfolg nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis strategisch und langfristig aufbauen kann, hat er in Regensburg mit dem damals schwerkranken Patienten SSV Jahn bewiesen. Nun überspringt er einige Stufen und wird sich ab April 2022 am Traditionsklub 1. FC Köln versuchen. Manche seiner Einstellungen passen offen zum FC, so sein Empfinden, dass “die teils horrenden Ablösesummen bei mir zu einer Abneigung gegen den Sport führen, den ich wirklich liebe”. Auch, dass man im Nachwuchs in einem Zyklus von acht bis zehn Jahren denken” müsse, wie er kürzlich sagte.
Jakobs und Baumgart machen es möglich
Das Fundament scheint also zu stimmen. Was es nun braucht, sind viele weiche Faktoren. Ein gutes Verständnis mit Alexander Wehrle, Steffen Baumgart, Thomas Kessler und Lukas Berg. Eine klare Absprache mit dem Vorstand, dem Mitgliederrat und dem Gemeinsamen Ausschuss. Und eine vertrauensvolle Einführung, Übergabe und Begleitung in den kommenden Monaten durch Jörg Jakobs, der zusammen mit Steffen Baumgart überhaupt erst möglich gemacht hatte, dass sich die Geißböcke seit der Entlassung von Horst Heldt bis jetzt Zeit nehmen konnten, um einen neuen Sportchef zu finden und diesen erst ab April 2022 zu installieren.
Mit Keller soll eine gehörige Portion Erneuerung in den 1. FC Köln einziehen, so der Wunsch des FC-Vorstands. Das hatte es allerdings schon unter Horst Heldt geheißen. Die warmen Worte fünf Monate vor Dienstantritt bedeuten also wenig. Zählen werden die Fakten. Die Hoffnung schwingt aber mit, dass Christian Keller mehr Glück haben wird als der letzte Erneuerer, der aus Regensburg nach Köln kam. Achim Beierlorzer fand sich nie richtig zurecht beim FC, war der Größe des Klubs und der Aufgabe nicht gewachsen. Aber da hieß der Geschäftsführer auch noch Armin Veh, und dass dieser alles war, nur kein Erneuerer oder Teamplayer, weiß man beim FC inzwischen auch.