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Finanzen, Verträge, Philosophie: Wie geht es beim FC weiter?

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1.FC Köln, LanxessArena, Mitgliederversammlung, von links: Carsten Wettich, Alexander Wehrle (1. FC Köln), 06.11.2021, Bild: Herbert Bucco Herbert Bucco

Der 1. FC Köln arbeitet im Hintergrund an einer Neuausrichtung des Klubs. Ob dies gelingt, hängt an mehr als nur an der Strategie des Vorstands (“FC-Matchplan”). Die finanzielle Prognose bleibt auf Sicht düster. Daran ändern auch die Zuschauerzahlen nichts. Die Lehren gleichermaßen aus der Corona-Krise wie aus den Fehlern der Vergangenheit sollen zu einer neuen Philosophie führen. Kann sich der FC wirklich ein neues Fundament bauen – und wenn ja, wie?

Köln – Als der 1. FC Köln im vergangenen Sommer mit zwei blauen Augen in der Bundesliga geblieben war, konnten die Verantwortlichen durchatmen. Der Abstieg war vermieden und damit nicht nur ein sportliches, sondern auch ein finanzielles Horrorszenario abgewendet worden mit weiteren Verlusten in zweistelliger Millionenhöhe sowie Folgen, die selbst bei einem sofortigen Wiederaufstieg über Jahre zu niedrigeren Einnahmen geführt hätten.

Nach der Rettung sprach der FC-Vorstand aus, was trotz des Klassenerhalts galt: “Unsere Zahlen sind schlechter als 2012”, verglich Präsident Werner Wolf die aktuelle Lage mit der Fast-Insolvenz nach dem Abstieg 2012. Vize-Präsident Eckhard Sauren machte deutlich: “Es geht in den nächsten beiden Jahren nur darum, irgendwie in der Bundesliga zu bleiben. Das werden zwei ganz harte Jahre.” Interims-Sportchef Jörg Jakobs sagte: “Das wird eine große Herausforderung. Es muss uns gelingen, jetzt ein Fundament zu bilden, auf das wir langfristig aufbauen können.” Doch auf was soll dieses Fundament fußen?

1. Die Prognose für 2021/22

Geschäftsführer Alexander Wehrle hat auf der Mitgliederversammlung deutlich gemacht, dass der 1. FC Köln auch 2021/22 ein deutlich negatives Ergebnis einfahren und damit weiter Schulden machen wird. Die Verluste werden voraussichtlich im einstelligen Millionenbereich liegen. Die Corona-Effekte fallen, Stand jetzt, zwar deutlich geringer aus, da die Zuschauereinnahmen höher ausfallen als geplant (siehe Punkt 2). Doch dafür fehlen in 21/22 die durch Kredite belasteten und vorgezogenen Sponsoreneinnahmen in zweistelliger Millionenhöhe.

2. Die aktuelle Zuschauerplanung

Der FC hatte für die laufende Saison in der Hinrunde mit maximal 25.000 Zuschauern geplant – in den ersten vier Spielen mit 10.000, in den folgenden fünf Heimspielen mit je 25.000 Zuschauern. Diese Basisplanung hat man bislang in jedem Spiel deutlich überboten und dadurch Mehreinnahmen generiert. Ob dies weiter so bleibt, hängt am Verlauf der Corona-Pandemie. Für die Rückrunde haben die Geißböcke in ihrer Basisplanung mit einer Vollauslastung kalkuliert, jedoch in einem Risikopapier weitere potentielle Ausfälle als Option berücksichtigt.

3. Der Tilgungsplan

Zum 30. Juni 2021 betrugen die zinstragenden Schulden des 1. FC Köln 39,9 Mio. Euro und werden bis zum 30. Juni 2022 noch einmal ansteigen. Trotzdem müssen sie getilgt werden, je nach Vereinbarung über unterschiedliche Zeiträume und zu unterschiedlichen Konditionen. Bekannt ist inzwischen: Das Mezzanine-Kapital, also die Genussscheine, haben sich im Gesamtvolumen von sechs Millionen Euro gerade einmal drei wohlhabende Privatpersonen gesichert. Diese sechs Mio. Euro müssen je nach Geldgeber im Zeitraum zwischen fünf bis sieben Jahren zu fünf Prozent Zinsen zurückgezahlt werden. Die Zinsen werden aber nur fällig, wenn der FC Gewinn macht.

Das ist zwar das Ziel, wird jedoch harte Arbeit werden. Denn darüber hinaus muss der FC ab 2023 über drei Jahre hinweg mit jährlich rund fünf Millionen Euro den Kredit tilgen, mit dem die Sponsorengelder vorgezogen werden konnten. Und dann wären da noch die weiteren Kreditlinien und Zinsen im Rahmen der Landesbürgschaft, die getilgt werden müssen. Auch deshalb sprechen die FC-Verantwortlichen davon, dass die Corona-Pandemie den Klub mindestens noch auf zwei, wohl eher auf drei bis fünf Jahre außerordentlich belasten wird.

4. Verträge und Transfers

Doch die Corona-Krise ist freilich nicht der einzige Grund, warum die Geißböcke in einer derartigen Finanzkrise stecken. Zwar betonen die FC-Bosse die großen Verluste aus der Pandemie. Doch die Altlasten und Fehler aus den Vorjahren wiegen bekanntlich fast ebenso schwer. Die Lehren sollen laut Jörg Jakobs daher für die nahe Zukunft lauten: Transfers werden bis 2023 nur noch auf Sicht getätigt. Kurze Vertragslaufzeiten sollen die Regel sein (wie bei Özcan und Uth). Für Spekulationen wird kein Geld ausgegeben (wie bei Limnios oder Arokodare). Ablösefreie Neuzugänge oder Leihgeschäfte sollen die Regel sein (Ausnahme Luca Kilian, der bei erfolgreicher Leihe für zwei Mio. Euro verpflichtet werden kann). Dazu besteht die Hoffnung auf die 2022 und vor allem 2023 auslaufende Millionen-Verträge der Bestverdiener.

5. Fehler-Management

Und dann wäre da natürlich noch das Fehler-Management, ein Prozess, der von innerhalb und außerhalb des Klubs in den letzten Jahren immer wieder kritisiert wurde und künftig verbessert werden soll. Die Konsequenzen aus den zahlreichen Fehler war in den letzten Jahren lang: regelmäßige Abfindungen in Millionenhöhe, fragwürdige Vertragsverlängerungen, absurde Klauseln, kostspielige Personalrochaden, verärgerte Sponsoren und Geldgeber. In diesem Zuge soll auch der kommende Sport-Geschäftsführer eine andere Philosophie im Klub etablieren und gerade im Vertragsmanagement neue Standards einführen. So soll das Ziel von Jörg Jakobs, ein Fundament für die Zukunft zu legen, erreicht werden.

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